Wirtschaft

Signal der Schwäche Chinas Mittelstand zweifelt

In China läuft vieles in sehr viel größeren Dimensionen: Baumaschinen bei Lonking in Shanghai.

In China läuft vieles in sehr viel größeren Dimensionen: Baumaschinen bei Lonking in Shanghai.

(Foto: REUTERS)

Analysten der britisch-stämmigen Großbank HSBC blicken auf beunruhigende Daten: In China schätzen Einkaufsmanager aus dem verarbeitenden Gewerbe die konjunkturellen Perspektiven des Landes erneut schlechter ein. Das Urteil der Praktiker hat Gewicht: Es deutet eine weiter Abkühlung an.

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Die chinesische Industrie verliert weiter an Fahrt: Der Einkaufsmanager-Index der britischen Großbank HSBC fiel im Rahmen einer vorläufigen Veröffentlichung für Juni auf ein Sieben-Monats-Tief von 48,1 Punkten. Für Mai hatten die HSBC-Analysten noch einen Stand von 48,4 Zählern errechnet. Damit notiert das viel beachtete Konjunkturbarometer bereits seit acht Monaten unter der Schwelle von 50 Punkten.

Werte darüber über dieser Schwelle zeigen ein Wachstum an. Fällt der HSBC-Index darunter, gehen Experten von einer schrumpfenden Geschäftstätigkeit in der chinesischen Industrie aus. Ein weiterer Aspekt versetzt weitblickende Beobachter in Unruhe: Der Teilindex für Export-Neuaufträge rutschte deutlich ab auf den niedrigsten Stand seit März 2009.

Die Umfrage zeigt Beobachtern zufolge, dass die Firmen vor allem unter sinkenden Bestellungen aus dem Ausland leiden. Die befragten Unternehmen hätten vom stärksten Rückgang der Neuaufträge seit dem Frühjahr 2009 berichtet, hieß es. In China selbst beginne sich der weltweite Abschwung widerzuspiegeln.

"Die Lage im Industriesektor Chinas hat sich weiter eingetrübt, auch wenn es scheint, dass sich der Abwärtstrend verlangsamt hat", sagte der HSBC-Chefvolkswirt für China, Qu Hongbin. "Der scharfe Preisverfall und der Rückgang beim Auftragseingang deuten auf eine schwache heimische Nachfrage. Das erhöht den Druck auf die chinesischen Industriebetriebe, ihre Lagerbestände abzubauen. Das wird sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken", ergänzte Qu. Andere Volkswirte kamen zu einer ähnlichen Einschätzung.

Die Daten der Bank-Analysten genießen an den Märkten besondere Bedeutung: Der HSBC-Index ist jeden Monat der früheste Hinweis auf die Entwicklung der chinesischen Industrie. Er berücksichtigt vor allem mittelständische Firmen in privater Hand, die einen schlechteren Zugang zu Bankkrediten haben als die staatlichen Großunternehmen. Deren Geschäftstätigkeit bildet der offizielle Einkaufsmanagerindex der Regierung ab, der üblicherweise nach dem HSBC-Index veröffentlicht wird.

Ökonomen: Peking muss mehr tun

Für die Wirtschaftslenker in Peking käme ein scharfer Einbruch innerhalb der heimischen Volkswirtschaft höchst ungelegen. Um eine unkontrollierte Abkühlung und damit den Ausbruch sozialer Spannungen zu verhindern, versucht China negative ökonomische Einflüsse zu minimieren. Aus der Sicht der Chinesen zählt die Schuldenkrise in Europa derzeit zu den wichtigsten externen Unsicherheitsfaktoren.

Die schwachen Zahlen belegten, dass die konjunkturstützende Politik der Regierung noch nicht ausreiche, um das Wachstum zu beleben, kommentierte Wei Yao, Analyst bei der Societe Generale, die Daten. Sein Kollege Sheng Hongqing von der China Everbright Bank sagte, die Situation bei den Exporten sei schwierig. "Daher sollte es eine Senkung des Leitzinses und der Mindestreservepflicht im Juni geben".

Der vorläufige HSBC-Einkaufsmanagerindex beruht auf der Auszählung von 85 bis 90 Prozent der Antworten aus der Firmenbefragung. Er wird eine Woche vor den endgültigen Daten veröffentlicht. Der HSBC-Index steht im Konkurrenz zum Konjunkturbarometer des chinesischen Einkaufs- und Logistikverbands und weicht zum Teil von diesem in der Regel ab.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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