Wirtschaft

Berlin und Peking als "Traumpaar" Chinas Premier umgarnt Deutsche

Li Keqiang: "Made in China" ist noch im Entstehen.

Li Keqiang: "Made in China" ist noch im Entstehen.

(Foto: dpa)

Bricht eine neue Ära in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland an? Schenkt man Äußerungen des chinesischen Regierungschefs Li Glauben, dann könnte dies Wirklichkeit werden. Gar nicht asiatisch zurückhaltend nimmt er sogar das Wort "Traumpaar" in den Mund.

Li Keqiang mit Philipp Rösler. China und Deutschland sind ökonomisch fest aneinander gekettet.

Li Keqiang mit Philipp Rösler. China und Deutschland sind ökonomisch fest aneinander gekettet.

(Foto: AP)

Deutschland und China können nach Ansicht des chinesischen Mi nisterpräsidenten Li Keqiang ein "Traumpaar" werden. Der Regierungschef sagte bei einem Treffen mit deutschen Wirtschaftsvertretern zudem eine privilegierte Partnerschaft in Bereichen wie Dienstleistungen und Gesundheitswesen zu. Beide Länder sollten verstärkt auch in der Logistik, der Bildung und Ausbildung sowie der medizinischen Betreuung zusammenarbeiten. "China ist gewillt, diesen Raum bevorzugt Deutschland zu eröffnen", sagte Li.

Besonders in der Fertigungsindustrie ergänzten sich beide Wirtschaften ideal. "Made in China" sei noch im Entstehen, "Made in Deutschland" dagegen bereits ausgreift. "Wenn wir beides ideal und optimal kombinieren, dann entsteht daraus ein Traumpaar", betonte Li am dritten Tag seines Deutschland-Besuches. Beide Länder könnten Hand in Hand auch Märkte in anderen Staaten erschließen.

"Gewaltige Herausforderungen"

Li räumte ein, dass chinesische Unternehmen bisher nur wenig investieren in Deutschland. Unternehmen seines Landes müssten ermutigt werden, nach Deutschland zu gehen. Siemens-Chef Peter Löscher verwies als Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft darauf, dass chinesische Unternehmen nur 1,2 Milliarden Euro in Deutschland investiert haben. Das Engagement deutscher Firmen in China belaufe sich auf 35 Milliarden. Auch Chinas Handelsminister Gao Hucheng hofft auf mehr Kooperationen.

Li zufolge ist China dabei, die Industrialisierung, Urbanisierung, Modernisierung der Landwirtschaft und Kommunikation voranzutreiben. Für Deutschland und die Welt berge das Chancen und Potenziale: "Es warten auf uns gewaltige Herausforderungen. Das ermöglicht neue Spielräume für neue Entwicklungen." Zwischen China und Deutschland sowie China und Europa werde die Integration vorangetrieben, temporäre Probleme würden überwunden, so Li.

Das Wirtschaftswachstum Chinas im ersten Quartal mit einem Plus von 7,7 Prozent nannte er "immer noch angemessen". Ziel sei, bis 2020 das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt zu verdoppeln im Vergleich zu 2010. Dazu seien Wachstumsraten von 7 Prozent nötig.

Knappe Mehrheit gegen Zölle

Li sagte zudem eine weitere Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Firmen zu und versprach einen entschiedenen Kampf für den Schutz des geistigen Eigentums. Dies hatte Wirtschaftsminister Philipp Rösler angemahnt. Es handele sich dabei um eine strategische Entscheidung der chinesischen Führung, betonte Li. Ohne den Schutz gebe es Nachteile für ausländische Investitionen. "Das dämpft auch die Innovation und Motivation chinesischer Unternehmen." Li hatte zuvor erneut auch Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärte, allein diese Gespräche bewiesen schon Chinas Verhandlungsbereitschaft, so dass die EU auf das Druckmittel verzichten könnte. Deutschland und andere Staaten lehnen das Vorgehen gegen das Preisdumping, das deutsche Solarhersteller angestoßen hatten, aus Sorge vor Vergeltungsmaßnahmen Chinas gegen andere Industriezweige ab

Eine knappe Mehrheit der EU-Staaten ist Diplomaten zufolge gegen die von der EU-Kommission geplanten Zölle gegen Solarmodule aus China. Mindestens 14 der 27 EU-Staaten einschließlich Deutschlands sind gegen die Anti-Dumping-Maßnahme, wie Vertreter der Länder sagten.

EU-Handelskommissar Karel De Gucht will am 6. Juni einen Strafzoll von 47 Prozent vorläufig einführen. Den Zoll nach sechs Monaten endgültig verhängen könnte die Kommission nur mit Unterstützung der EU-Mitgliedstaaten. Der Belgier traf in Brüssel zu Gesprächen mit dem chinesischen Vize-Handelsminister Zhong Shan zusammen.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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