Wirtschaft

"Langsam wird es gefährlich" Chinas Wirtschaft kühlt weiter ab

Gegen ein Eis zur Abkühlung ist nichts einzuwenden. Die Abkühlung einer mächtigen Wirtschaftsnation könnte jedoch gefährlich werden.

Gegen ein Eis zur Abkühlung ist nichts einzuwenden. Die Abkühlung einer mächtigen Wirtschaftsnation könnte jedoch gefährlich werden.

(Foto: AP)

Legt Chinas Wirtschaft nach Jahren des vielbeneideten Wachstums eine harte Landung hin? Ökonomen schließen das nicht mehr aus und die jüngsten Konjunkturdaten bestätigen sie: In der chinesischen Industrie laufen die Geschäfte schlecht. Das bleibt nicht folgenlos.

Die chinesische Wirtschaft kühlt sich weiter empfindlich ab. In der chinesischen Industrie wurden im Juli so schlechte Zahlen erreicht, wie seit knapp einem Jahr nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 0,5 auf 47,7 Punkte, wie die Großbank HSBC zu ihrer monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Damit entfernte sich das Barometer weiter von der Marke von 50 Punkten, ab der es Wachstum signalisiert. Die Firmen erhielten weniger neue Aufträge. Die Daten deuteten auf eine kontinuierliche Abkühlung im Industriesektor hin, sagte der China-Chefvolkswirt von HSBC, Hongbin Qu. "Das erhöht den Druck auf den Arbeitsmarkt."

Experten rechnen nicht mit einer raschen Trendwende. "Die Abkühlung in China wird immer gefährlicher", sagte Ökonom Yasuo Yamamoto vom Forschungsinstitut Mizuho in Tokio. "Die Daten verstärken die Sorge, dass es in China zu einer harten Landung kommt", sagte Analystin Annette Beacher von TD Securities in Singapur. "Das Wirtschaftswachstum dürfte sich weiter in Richtung sieben Prozent abkühlen." Von April bis Juni war die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um 7,5 Prozent gewachsen. Damit ging es mit der Konjunktur zum neunten Mal binnen zehn Quartalen nach unten.

Von der Lok zur Bremse

Experten erwarten, dass der Abwärtstrend anhält. "Die Wachstumsrate dürfte im vierten Quartal unter sieben Prozent und im kommenden Jahr zeitweise unter sechs Prozent fallen", schrieb der Ökonom Wang Jian vom Forschungsinstitut der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission im "China Securities Journal".

Doch es besteht noch Hoffnung auf Hilfsprogramme: Die Regierung hatte angekündigt, ein Wachstum unter sieben Prozent nicht zuzulassen. Sie will die Exportabhängigkeit des Landes verringern und die Binnennachfrage stärken. "China kann an seinem schwachen Wachstum derzeit wenig ändern, weil die externe Nachfrage schwächelt und es Probleme mit Überkapazitäten im Inland gibt", sagte Jian. Das Industrieministerium kündigte deshalb an, Überkapazitäten in der Stahl-, Zement- und Aluminiumbranche mit Unternehmensfusionen und Umstrukturierungen zu begegnen.

China droht angesichts seiner Probleme von der Lokomotive zur Bremse der Weltwirtschaft zu werden. Die japanischen Exporte in die Volksrepublik wuchsen um Juni nur noch um 4,8 Prozent, nachdem es im Mai noch 8,3 Prozent waren. Insgesamt legten die Exporte Japans im Vorjahresvergleich um 7,4 Prozent zu. Im Mai waren die Ausfuhren noch um 10,1 Prozent gewachsen. Analysten hatten erneut mit zweistelligen Zahlen gerechnet und werten das Ergebnis als Warnsignal für Regierungschef Shinzo Abe, dass die auf eine Schwächung des Yen gerichtete Geldpolitik kein nachhaltiges Exportwachstum sichert.

Auch multinationale Unternehmen bekommen die Schwäche des chinesischen Absatzmarktes zu spüren, der US-Konzern Apple setzte etwa im abgelaufenen Quartal 14 Prozent weniger in China um, als ein Jahr zuvor.

Keine teuren öffentlichen Gebäude

In seiner Sparsamkeitskampagne hat China einen fünfjährigen Baustopp für neue öffentliche Gebäude verhängt. Die Anordnung verbietet auch die Konstruktion von Trainingszentren oder Hotels. Alle Organe von Partei und Staat sollten sparsam mit öffentlichen Geldern umgehen und sicherstellen, dass alle Ausgaben dem Wohlergehen der Bürger und der Entwicklung der Wirtschaft dienten, zitierten die Staatsmedien aus der Anweisung. Teure und unnötige Renovierungen seien ebenfalls verboten. Partei und Staatsrat reagierten damit auf den zunehmenden Bau öffentlicher Prachtbauten, die in der Bevölkerung für Unmut sorgen.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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