Einkaufstour in Deutschland Chinesen greifen zu
23.08.2012, 16:44 Uhr
Deutsche Unternehmen sind in China hoch im Kurs.
(Foto: dpa)
Chinesische Investoren schwärmen regelrecht aus, um weltweit einzukaufen. Besonders begehrt sind dabei auch deutsche Industrieunternehmen. So könnte sich der ThyssenKrupp-Autozulieferer Tailored Blanks bald in chinesischer Hand befinden. Oben auf der Liste steht auch der Gabelstaplerbauer Kion.
China macht bei der Jagd auf deutsche Industrieunternehmen Ernst: Unternehmen aus der Volksrepublik wollen Insidern zufolge die ThyssenKrupp-Tochter Tailored Blanks übernehmen und beim einsteigen.
Investoren aus dem Reich der Mitte sind weltweit auf der Suche nach Technologien - und nehmen die Industrienation Deutschland damit zwangsläufig ins Visier. Die Schuldenkrise in Europa und die weltweiten Konjunktursorgen könnten das Interesse der Chinesen an Investitionen im Ausland nicht bremsen, sagte Asien-Experte Jens-Peter Otto von der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Der Gesamtwert aller angekündigten Übernahmen und Beteiligungen chinesischer Unternehmen im Ausland hat sich nach PwC-Berechnungen im ersten Halbjahr mehr als verdreifacht, auf 23,9 Milliarden Dollar. Rund 70 Prozent des Geldes sei in den Energie- und Rohstoffsektor geflossen. In Deutschland nehmen chinesische Käufer jedoch vor allem die Industrie ins Visier. Sie haben unter anderem die Betonpumpenhersteller Putzmeister und Schwing sowie die Autozulieferer KSM Castings und Kiekert geschluckt. Mit den weltweit etablierten Marken kommen chinesische Unternehmen ihrem Ziel näher, künftig nicht nur in der Volksrepublik, sondern auch weltweit für Furore zu sorgen.
Der Autozulieferer Tailored Blanks passt perfekt ins Beuteschema: Das Unternehmen stellt maßgeschneiderte lasergeschweißte Bleche für die Automobilindustrie her und erwirtschaftet mit 900 Beschäftigten 700 Millionen Euro Umsatz. China, der weltgrößte Absatzmarkt für Autos, will verstärkt selbst Fahrzeuge herstellen und auch exportieren.
Hiesinger verkauft und verkauft
hatte Tailored Blanks 2011 auf die Verkaufsliste gesetzt. Nun soll die Sparte an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel (Wisco) verkauft werden. "Der Prozess dauert an", betonte ein Sprecher nur. Der Verkauf zeige, dass ThyssenKrupp seine strategischen Pläne konsequent umsetze, sagte Equinet-Analyst Stefan Freudenreich. Die Aktien legten rund ein Prozent zu und gehörten damit zu den wenigen Gewinnern im Dax.
Mit Tailored Blanks würde der Düsseldorfer Industrieriese sein milliardenschweres Verkaufsprogramm abschließen, mit dem er seinen Schuldenberg abbauen und Mittel für Investitionen in Wachstumsgeschäfte freischaufeln will. Schon jetzt sind 90 Prozent der Verkaufspläne umgesetzt.
Einen chinesischen Großaktionär bekommt laut Finanzkreisen auch der Wiesbadener Gabelstaplerhersteller Kion. Der Baumaschinenkonzern Shandong Heavy Industries wolle für 25 Prozent an Kion mindestens 700 Millionen Euro ausgeben, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen zu Reuters. Die laufenden Verhandlungen mit den Kion-Eigentümern, der Private-Equity-Sparte der US-Investmentbank Goldman Sachs und dem US-Finanzinvestor KKR, sollten bis Ende des Monats August abgeschlossen sein.
Der 2006 vom Industriegase-Konzern Linde abgespaltene Gabelstapler-Hersteller ist nach Toyota die Nummer zwei der Branche. Das Unternehmen mit den Marken Linde, Still, Fenwick, OM, Baoli und Voltas erwirtschaftete zuletzt rund 4,4 Milliarden Euro Umsatz und einen Betriebsgewinn von 365 Millionen Euro.
Quelle: ntv.de, wne/rts