Umstrittene Übernahme aus Fernost Chinesen sichern sich Mehrheit an Kuka
07.07.2016, 12:13 Uhr
Midea bietet 115 Euro pro Aktie.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mehr als 57 Prozent der Aktien des Roboterherstellers Kuka gehören bereits einem chinesischen Hausgerätehersteller. Nun macht der Konzern aus Fernost auch den anderen Aktionären ein Angebot.
Nach der Übernahme der Aktien von zwei deutschen Großaktionären hat der chinesische Investor Midea die absolute Mehrheit beim Roboterhersteller Kuka bereits deutlich überschritten. Wie der Hausgeräte-Hersteller aus China berichtet, hält Midea inzwischen mehr als 57 Prozent an Kuka. Midea bietet den anderen Eignern des Augsburger Unternehmens 115 Euro pro Aktie. Die hohe Andienungsquote ist ungewöhnlich: Meist lassen sich die großen Investoren bis zur letzten Minute Zeit, bis sie auf ein Übernahmeangebot eingehen. Das Angebot von Midea läuft noch bis zum 15. Juli. Weil die einzige Bedingung - das Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle - schon erfüllt ist, schließt sich eine zweiwöchige Nachfrist an, die voraussichtlich bis zum 3. August dauert.
Midea hatte sich bereits in den ersten Monaten des Jahres mehr als 13 Prozent an Kuka gesichert und dann die Übernahmepläne bekannt gemacht. Die beiden anderen Kuka-Großaktionäre, der Unternehmer Friedhelm Loh und der Voith-Konzern, hatten sich vor wenigen Tagen entschieden, sich von ihren Anteilen im Umfang von rund 35 Prozent zu trennen und das Midea-Angebot anzunehmen. Dadurch schnellten die Midea-Anteile binnen einer Woche von 17,7 auf 57,3 Prozent nach oben. Für den Kauf der im Rahmen des Übernahmeverfahrens angebotenen Aktien muss Midea bereits jetzt mehr als zwei Milliarden Euro aufwenden.
Die Übernahmepläne aus China sorgen seit Wochen für Diskussionen, insbesondere weil Kuka Zukunftstechnologien wie die "Industrie 4.0", worunter die komplette Digitalisierung der Produktion verstanden wird, mit vorantreibt. Immer wieder wurde kritisiert, dass kein Investor aus Europa ein Gegenangebot vorgelegt hat. Dafür hatte unter anderem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel geworben. Der Kuka-Vorstand hat mit Midea eine bis einschließlich 2023 gültige Investorenvereinbarung getroffen, um bis dahin die Unabhängigkeit der Konzernzentrale in Augsburg zu sichern. Midea garantiert darin unter anderem die Jobs der 12.300 Mitarbeiter und alle Unternehmensstandorte. Auf Basis dieses Vertrages haben der Vorstand und der Aufsichtsrat von Kuka den Aktionären die Annahme des Midea-Angebots empfohlen.
Koalitionskreisen zufolge hatte Midea in Aussicht gestellt, seinen Anteil an Kuka auf 49 Prozent zu beschränken, um den Sorgen der deutschen Politik vor einem zu großen Einfluss und einem Abfluss von Technologie nach China zu begegnen. Je mehr Kuka-Aktien die Chinesen einsammeln, desto schwieriger wird es für sie aber, einen Abnehmer für die über 49 Prozent hinausgehenden Anteile zu finden. Investmentbanker bezweifeln daher, dass es am Ende zu der Deckelung kommen wird.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/rts