Wirtschaft

Hoffnung einer Branche Chinesen sollen Kreuzfahrer werden

Ein Kreuzfahrtschiff in Schanghai: Die Tourismusbranche wittert ein Milliardengeschäft.

Ein Kreuzfahrtschiff in Schanghai: Die Tourismusbranche wittert ein Milliardengeschäft.

(Foto: REUTERS)

Schiffe fahren nicht nur an Reiseziele - sie sind selbst Urlaubsorte. Das jedenfalls will die Kreuzfahrtbranche der chinesische Mittelschicht beibringen. Dazu werden sie mit allerhand Besonderheiten gelockt. Experten sehen einen neuen Milliardenmarkt.

Auf Chinas aufstrebender Mittelschicht ruhen die Hoffnung vieler internationaler Unternehmen. Auch die Tourismusindustrie buhlt mit großem Aufwand um Kundschaft aus dem Milliardenvolk. Gigantische Wachstumsimpulse versprechen sich die Veranstalter von Kreuzfahrten. Denn in der Volksrepublik ist diese Urlaubsart noch nicht weit verbreitet. Die Chinesen müssen erst noch davon überzeugt werden, dass Schiffe nicht nur ein Vehikel sind, um das Ferienziel zu erreichen, sondern auch selber eines sein können. Seinen Landsleuten sei bislang nicht recht klar, was Kreuzfahrten eigentlich sind, sagte Jiang Yushen, stellvertretender Geschäftsführer der HNA Tourism Cruise Yacht Management, die zum chinesischen Reisekonzern HNA Group gehört.

So luxuriös die Schiffe auch ausgestattet sein mögen - Branchenriesen wie Carnival und Royal Caribbean Cruises haben zunächst noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. "Die größte Herausforderung ist, die Botschaft einer breiteren Verbraucherschicht zu vermitteln", sagt Top-Manager Dominic Paul von Royal Caribbean. Der Kreuzfahrtkonzern beförderte nach eigener Auskunft im vergangenen Jahr 300.000 chinesische Passagiere und strebt eine jährliche Wachstumsrate von 70 Prozent an. Rivale Carnival will im nächsten Jahr 140 Prozent mehr Gäste aus der Volksrepublik haben als 2013.

Speisen und Bilden

"Der Wettbewerb wird zunehmend härter", sagt Tourismusmanager Jiang. Die Regierung in Peking startete im vorigen Jahr eine Initiative, die den Hafenausbau sowie heimische Kreuzfahrtanbieter fördern soll. Erste Effekte sind bereits sichtbar: Die Passagierzahl sprang branchenweit um ein Fünftel auf 1,4 Millionen. Bis 2020 soll sie sich mehr als verdreifachen, wie aus Prognosen der Regierung und des nationalen Branchenverbandes hervorgeht.

Um sich gegen günstigere chinesische Konkurrenten durchzusetzen, fahren die internationalen Reedereien groß auf. Sie investieren Milliarden in prachtvolle neue Schiffe und setzen verschiedene Lockmittel ein, die auf den Geschmack der Chinesen abzielen. Das ist zunächst ganz wörtlich zu verstehen. "Die meisten unserer Kunden stellen zuerst dieselbe Frage: Was ist mit dem Essen?", berichtet Wang Yang, Chef des Reisebüros Youlunhai.com. Und die Konzerne lassen sich etwas einfallen: Die Carnival-Marke Princess Cruises wirbt mit dem angeblich einzigen 24-Stunden-Buffet auf dem chinesischen Markt und mit einem Menü, das einem Essen des früheren Staatspräsidenten Hu Jiantao bei einem Besuch im Weißen Haus nachempfunden sei.   

Aber der Appetit beschränkt sich nicht allein auf die Nahrungsaufnahme. "Wir haben herausgefunden, dass chinesische Gäste einen größeren Bildungshunger haben", sagt Princess-Cruises-Präsident Jan Swartz. Daher bietet sein Unternehmen an Bord besondere Kurse an, etwa für Fremdsprachen, Tischsitten und den Umgang mit Gästen aus dem Westen.

Gelingt der Kreuzfahrtindustrie der Durchbruch im Reich der Mitte, winken drastische Umsatzsteigerungen. Nach Schätzung der Marktforschungsfirma Euromonitor sind 2018 Erlöse von 11,5 Milliarden Dollar möglich nach 6,8 Milliarden im vergangenen Jahr. Branchenvertreter gehen davon aus, dass China schon bald der zweitgrößte Markt sein wird und dann unter Umständen sogar die USA überholen könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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