Weiterer Bieter für Opel Chinesen werfen Hut in den Ring
26.05.2009, 19:00 UhrFür den angeschlagenen Autobauer Opel in letzter Minute überraschend der chinesische Autohersteller Beijing Automotive Industry Corp (BAIC) ein Angebot unterbreitet. Die Trennung von Opel von General Motors ist laut Betriebsratschef Franz unterschriftsreif.
Für den angeschlagenen Autobauer Opel hat Kreisen zufolge in letzter Minute überraschend ein chinesischer Investor ein viertes Angebot vorgelegt. Das Konzept des Autoherstellers Beijing Automotive Industry Corp (BAIC) liege dem Bundeswirtschaftsministerium vor, verlautete aus Unternehmenskreisen. "Die Chinesen haben höchstes Interesse."
Finanzkreisen zufolge sieht das Angebot eine Bestandsgarantie für alle deutschen Werke um mindestens zwei Jahre vor. Zudem planten die Chinesen keinen Arbeitsplatzabbau hierzulande. BAIC wolle staatliche Bürgschaften von weniger als fünf Mrd. Euro.
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte zuvor bereits von einem Interesse eines chinesischen Investors gesprochen. Damit liegen der Bundesregierung nunmehr neben den Konzepten von Fiat, dem Autozulieferer Magna und dem Finanzinvestor RHJ International insgesamt vier Angebote vor.
Arbeitnehmer wollen Magna
Die Trennung von Opel von seinem US-Mutterkonzern General Motors ist nach Aussage von Betriebsratschef Klaus Franz unterschriftsreif. Im Bieterwettkampf hätten sich die Opel-Arbeitnehmer eindeutig für den Zulieferer Magna ausgesprochen. Wie auch der Finanzinvestor Ripplewood habe der österreichisch-kanadische Konzern ein interessantes Angebot vorgestellt, sagte Franz. Beide Konzepte beinhalteten den Abbau von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen in Europa. Das wäre jeder fünfte Job bei der General-Motors-Tochter.
Empört reagierte Franz auf das Nichterscheinen von Vertretern des Herstellers Fiat. Diese Provokation zeige, was von mündlichen Zusagen des Fiat-Chefs Sergio Marchionne zur Mitbestimmung zu halten sei.
"Magna ist derzeit in der Pole Position", sagte Franz. Man sei sich mit beiden Investoren einig, dass ein neues Unternehmen in größtmöglicher Unabhängigkeit von GM entstehen müsse. Auch die Frage der Mitarbeiterbeteiligung im Gegenzug zu Milliardeneinsparungen sei bei beiden keine Frage mehr. Nach derzeitigem Stand würden die Mitarbeiter zusammen mit den Opel-Händlern bei der Ripplewood-Tochter RHJ sogar mehr Anteile für ihren Beitrag in Höhe von bis zu 1,7 Mrd. Euro erhalten als im Magna-Plan.
Schnelle Entscheidung erwartet
"Wir können Überkapazitäten sicher nicht wegdiskutieren", meinte Franz. Über einzelne Werke und insbesondere die Zukunft des Montagewerks in Bochum sei nicht im Detail gesprochen worden. Auch Werksschließungen habe niemand ausgeschlossen. Im RHJ-Konzept kritisierte Franz das Festhalten an überkommenen Strukturen des GM-Managements. Hier verlangten die Arbeitnehmer einen deutlichen Umbau.
Von der "Opel-Elefantenrunde" am Mittwoch in Berlin erwarte er eine schnelle Entscheidung für einen Investor, sagte Franz. Da jederzeit die Insolvenz von GM drohe, müsse die Überbrückungsfinanzierung stehen. In drei bis fünf Monaten müssten dann die soliden Verträge für das neue Opel-Unternehmen ausgearbeitet werden. "Wir sind in der Schlussrunde des Pokers, aber wir haben ein Full House in der Hand", sagte Franz. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel mahnte an, dass kein Werk auf der Strecke bleiben dürfe.
Guttenberg lässt dementieren
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat nach Angaben seines Sprechers nicht die Zerschlagung des Autobauers Opel vorgeschlagen. "Die angeblichen Zitate des Minister gibt es nicht", sagte Ministeriumssprecher Steffen Moritz. Er dementierte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung.
Diese hatte unter Berufung auf einen internen Vermerk geschrieben, Guttenberg habe eine Zerschlagung von Opel ins Spiel gebracht. "Ein solches Papier des Bundeswirtschaftsministeriums gibt es nicht", sagte der Sprecher. Die dem CSU-Politiker zugeschriebenen Aussagen stammten vielmehr aus einer Stellungnahme einer externen Beratungsfirma der Bundesregierung. Dem "Bild"-Bericht zufolge hält Guttenberg die drei vorliegenden Angebote für "wirtschaftlich nicht belastbar".
"Aus volkswirtschaftlicher Sicht führt die Liquidation zu einem Abbau der Überkapazitäten und zu einer entsprechenden Marktbereinigung", zitiert das Blatt aus einem internen Vermerk des Ministers. Guttenberg halte eine Zerschlagung politisch jedoch nicht vermittelbar. "Alternativ könnte eine geordnete Insolvenz angestrebt werden."
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts