Wirtschaft

Taktischer Umweg über die Börse? Chrysler bereitet Plan B vor

Konzernstrategen bei der Arbeit: Fiat-Chef Sergio Marchionne (l.) tauscht sich im neuen Maserati-Werk mit Fiat-Präsident John Elkann aus (Archivbild).

Konzernstrategen bei der Arbeit: Fiat-Chef Sergio Marchionne (l.) tauscht sich im neuen Maserati-Werk mit Fiat-Präsident John Elkann aus (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Mit einem gewagten Schachzug versucht Fiat-Chef Marchionne letzte Widerstände gegen die Komplettübernahme von Chrysler auszuhebeln: Ein aufwändiger Schritt an den Aktienmarkt könnte die Partner aus der Chrysler-Beteiligung drängen.

Der US-Autobauer Chrysler muss sich angesichts der ins Stocken geratenen Verhandlungen über die geplante Komplettübernahme durch den Mehrheitseigner Fiat auf einen kurzfristig angesetzten und womöglich riskanten Börsengang vorbereiten.

Der Hintergrund liegt für Branchenkenner auf der Hand: Der italienische Automobilkonzern Fiat - der das US-Unternehmen kontrolliert - konnte sich mit seinen Gesprächspartnern in den USA bislang nicht über den Kauf des restlichen Anteils an Chrysler einigen. Angeblich sind unterschiedliche Preisvorstellungen das Haupthindernis. Die Italiener verhandeln dabei in erster Linie mit einem US-amerikanischen Pensionsfonds, der mehr als 40 Prozent an Chrysler hält.

"Wir sollten bereit sein, die Dokumente für den Börsengang innerhalb der dritten Woche des Monats vorzulegen", erklärte Fiat-Chef Sergio Marchionne nun der "Financial Times". Fiat hält derzeit 58,5 Prozent, der Rest gehört dem Fonds.

Ein Börsengang ist für Marchionne dabei nur eine Behelfslösung. Denn der Fiat-Chef will die profitable US-Tochter eigentlich schnellstmöglich komplett unter das Konzerndach holen, um deren Einnahmen direkt verwenden zu können.

Fiat selbst steckt in den roten Zahlen. Bislang jedoch sperrt sich der Pensionsfonds - der zu einer der mächtigen US-Auto-Gewerkschaften gehört - gegen die Komplettübernahme durch Fiat. Die Interessen sind klar: Der Fons will für den Verkauf seiner Anteile den bestmöglichen Preis erzielen. Mittlerweile streiten Fiat und der Fonds vor Gericht um den Wert der verbliebenen Chrysler-Anteile, für die Fiat eine Kaufoption hat.

Börsenpreis statt Gerichtsentscheid?

Der Börsengang gilt als möglicher Ausweg aus der verfahrenen Situation. Beobachtern zufolge sieht die Fiat-Spitze darin ein wichtiges verhandlungstaktisches Druckmittel gegen die Positionen der mächtigen US-Gewerkschaft. Im Rahmen einer solchen Lösung könnte der Pensionsfonds zumindest einen Teil seiner Anteile auf den Markt bringen. Fiat könnte dann am Aktienmarkt zugreifen und seine derzeitige Beteiligung zum jeweiligen Marktpreis aufstocken. Der Plan birgt erhebliche Risiken für Fiat: Womöglich müsste der Konzern dazu tiefer in die Tasche greifen als bei einem direkten Kauf.

Technisch gesehen wäre ein Börsengang früheren Fiat-Angaben zufolge noch in diesem Jahr möglich - wahrscheinlicher aber dürfte er erst Anfang 2014 in die Gänge kommen. Ein Börsengang ist allerdings mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbunden. Billiger wäre für Fiat wohl eine einvernehmliche Einigung mit den US-Partnern.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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