Situation bleibt fragil Coba-Chef sieht Umschwung
19.05.2010, 11:05 UhrDie von der Finanzkrise und der Übernahme der Dresdner Bank arg gebeutelte Commerzbank erwartet spätestens 2011 wieder schwarze Zahlen auf Jahressicht. Für dieses Jahr wagt Konzernchef Blessing auf der Hauptversammlung noch keine Prognose. Das Geldinstitut will seine Stillen Einlagen in wenigen Schritten an den Bankenrettungsfonds SoFFin zurückzahlen.

Martin Blessing: "Konjunktur und Finanzmärkte müssen mitspielen."
(Foto: Reuters)
Die vom Staat gestützte Commerzbank sieht sich nach fünf erfolgreichen Monaten auf bestem Weg zur Trendwende. "2010 wird für uns aus heutiger Sicht den geplanten Umschwung bringen. Gleichgültig, ob wir unter dem Strich schwarze oder noch einmal rote Zahlen schreiben sollten", sagte Vorstandschef Martin Blessing bei der Hauptversammlung in Frankfurt.
Zum Jahresauftakt hatte die unter der Dresdner-Übernahme ächzende Commerzbank erstmals seit zwei Jahren in einem Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. "Auch das zweite Quartal ist bisher gut gelaufen", sagte Blessing vor den Aktionären. "Wir werden jetzt aber nicht übermütig, sondern bleiben vorsichtig." Es gebe trotzdem "genügende Grund für einen verhaltenen Optimismus". Im Kerngeschäft - wozu Mittelstands- und Privatkunden sowie Osteuropa zählen - werde die zweitgrößte deutsche Bank im laufenden Jahr auf jeden Fall wieder profitabel sein.
Die Prognose für das Gesamtjahr 2010 will das Management erst zur Vorlage der Halbjahreszahlen anpassen. Am Mittwoch bekräftigte Blessing: "Einen Gewinn auf Konzernebene im Gesamtjahr 2010 werden wir aus heutiger Sicht nur schaffen, wenn Konjunktur und Finanzmärkte mitspielen." Spätestens 2011 werde die Gesamtbank wieder schwarze Zahlen schreiben.
Rückzahlung in Stufen
Die zweitgrößte deutsche Privatbank will laut Blessing die 16 Milliarden Euro an Stillen Einlagen in möglichst wenigen Schritten an den Staat zurückzahlen. In einem Beschluss, über den die Aktionäre abstimmen sollen, zeigte der Manager einen Weg zum Ausstieg des Staates auf: Demnach könnte der Bankenrettungsfonds SoFFin seine Einlage in neue Commerzbank-Aktien umtauschen, die dann postwendend am Markt verkauft würden.
"Wir werden alles daran setzen, die Beteiligung möglichst schnell zurückzuführen", sagte Blessing. "Wir werden die SoFFin-Mittel spätestens ab 2012 zurückzahlen. Dabei bleibt es." Der neue Kapitalrahmen schaffe aber auch bessere Voraussetzungen, die Hilfen möglicherweise auch vorzeitig zurückzuzahlen, unterstrich der Vorstandschef. Konkrete Pläne gebe es jedoch nicht.
Zündstoff in Gehälterfrage
Für Aufregung könnte bei dem Aktionärstreffen sorgen, dass die Bank ihren Vorständen wieder üppigere Gehälter zahlen will. Die Hauptversammlung soll über ein neues Vergütungssystem abstimmen, das in Grundzügen bereits Ende 2009 veröffentlicht worden war: Demnach sollen Vorstände der Bank jährlich 750.000 Euro verdienen dürfen. Wegen der staatlichen Milliardenhilfe gilt derzeit eine Obergrenze von 500 000 Euro.
Zusätzlich sollen bis zu zwei Millionen Euro als Bonus gezahlt werden können. Der Bund als Hauptaktionär mit 25 Prozent plus einer Aktie ist gegen höhere Vorstandsgehälter und Boni und will sie verhindern.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts