Wirtschaft

Extrem wertvolle Mitarbeiter Coba verteidigt Boni-Praxis

Bei der Commerzbank sind solide Gewinne offenbar nur mit großzügigen Gehaltszulagen möglich. So zumindest soll Bank-Chef Blessing in einem Brief an einen Unionspolitiker argumentiert haben, um damit für die Beibehaltung der bisherigen Vergütungspraxis zu werben.

Coba-Zentrale in Frankfurt: Hinter dieser Fassade verdienen angeblich 25 Mitarbeiter mehr als der Chef.

Coba-Zentrale in Frankfurt: Hinter dieser Fassade verdienen angeblich 25 Mitarbeiter mehr als der Chef.

(Foto: REUTERS)

Commerzbank-Chef Martin Blessing legt sich für seine bestbezahlten Mitarbeiter mit einem wichtigen Großaktionär, der Bundesrepublik Deutschland, an. Das zweitgrößte Geldhaus des Landes, den der Staat in der Finanzkrise mit 18,2 Mrd. Euro beigesprungen war, wehrt sich gegen Pläne, die Jahresgehälter aller Beschäftigten in staatlich gestützten Instituten auf 500.000 Euro zu begrenzen und Boni zu verbieten. Die Obergrenze gilt bisher nur für die Vorstände.

"Die schnelle Rückkehr der Commerzbank in die Gewinnzone zeigt, dass unsere Entscheidung, ausgewählten Mitarbeitern mehr als 500.000 Euro zu zahlen, richtig war", schrieb Blessing in einem Brief an CDU/CSU-Fraktionschef . Das "Handelsblatt" hatte Details aus dem Schreiben veröffentlicht. In Finanzkreisen wurde die Existenz des Schreibens bestätigt. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern.

Gezielte Indiskretion?

"Die Fraktion und ich lassen uns durch nichts unter Druck setzen", sagte Kauder der Zeitung. Die Diskussion um Gehälter und Sonderzahlungen war vor kurzem neu entbrannt, als bekannt wurde, dass allein 35 Commerzbank-Mitarbeiter mehr verdienen als der Vorstand. In allen staatlich gestützten Instituten zusammen sind es einem "Spiegel"-Bericht zufolge 68.

Die Bundesregierung will nun variable Boni kappen und prüft die Möglichkeit, darüber hinaus eine Gehaltsobergrenze für die Banker einzuführen. "Wir wollen, dass alle Institute, die eine Eigenkapitalhilfe vom Staat bekommen haben, keinerlei Boni und Sonderprämien mehr zahlen", sagte Kauder.

Extrem wertvolle Mitarbeiter

Die Commerzbank hatte für die Verlustjahre 2008 und 2009 nach eigenen Angaben alle Boni gestrichen. Allerdings hatte sie "Sonderprämien" für Mitarbeiter gezahlt, die besonders wichtig waren oder wegen der Fusion mit der Dresdner Bank besondere Aufgaben zu bewältigen hatten. Mit Zustimmung der Regierung und des Bankenrettungsfonds SoFFin hatte sie Ende 2009 bereits ein neues Vergütungssystem entworfen, um den neuen internationalen Vorgaben Rechnung zu tragen, mit denen falsche Anreize für kurzfristig erfolgreiche, aber riskante Geschäfte verhindert werden sollen.

Die Commerzbank-Vorstände sollen so lange nur 500.000 Euro im Jahr verdienen dürfen, wie die Bank Verluste schreibt und die Zinsen für die Stille Einlage des Staates nicht zahlt. Ob sie in diesem Jahr schon - nach dem in Deutschland maßgeblichen HGB-Standard - in die schwarzen Zahlen zurückkehrt, ist ungewiss. Danach wären auch wieder Millionengehälter möglich. Bei der Abstimmung darüber in der Hauptversammlung hatten sich die Vertreter des Bundes, der mit 25 Prozent an der Bank beteiligt ist, demonstrativ der Stimme enthalten.

Quelle: ntv.de, rts

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