Wirtschaft

ThyssenKrupp sucht Ersatz Cromme heizt Fantasien an

"Mr. Stahl" nimmt seinen Hut: Gerhard Cromme zieht sich aus dem Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG zurück.

"Mr. Stahl" nimmt seinen Hut: Gerhard Cromme zieht sich aus dem Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG zurück.

(Foto: dapd)

Die Rücktrittsankündigung klingt der Stahlbranche noch in den Ohren, bis Ende März sitzt Gerhard Cromme im Amt: Trotzdem wird bei ThyssenKrupp schon hitzig über mögliche Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats spekuliert. Die Suche scheint sich auf zwei Namen zu konzentrieren.

Wenn der Patriarch spricht, muss sich Cromme beugen: Berthold Beitz (l.) zieht als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats die Fäden (Archivbild).

Wenn der Patriarch spricht, muss sich Cromme beugen: Berthold Beitz (l.) zieht als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats die Fäden (Archivbild).

(Foto: dpa)

Nach dem Rücktritt von Gerhard Cromme als Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp schießen die Spekulationen über einen Nachfolger ins Kraut. In mehreren Zeitungen wurde der ehemalige Henkel-Chef Ulrich Lehner als heißer Kandidat für den Spitzenposten im Kontrollgremium des Stahlkonzerns genannt.

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Der 66-jährige Lehner, Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und derzeit auch Interimspräsident des schweizerischen Pharmariesen Novartis, gehört dem ThyssenKrupp-Aufsichtsrat seit 2008 an. Auch der ehemalige BDI-Chef Hans-Peter Keitel, der seit 2010 im Kontrollgremium sitzt, wurde als Cromme-Nachfolger gehandelt.

Keitel sei ein Favorit, berichtete der "Spiegel". Doch auch Lehner könne sich gute Chancen ausrechnen, schreibt das Magazin weiter. Da beide dem Aufsichtsrat angehörten, könnten sie sofort den Posten übernehmen, hieß es laut "Spiegel" aus Aufsichtsratskreisen. "Spekulationen kommentieren wir nicht", sagte ein Sprecher von ThyssenKrupp am Wochenende.

Freiwillig oder nicht?

Gute Chancen: Der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner (Archivbild) muss es eigentlich nur noch machen wollen.

Gute Chancen: Der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner (Archivbild) muss es eigentlich nur noch machen wollen.

(Foto: dpa)

In einem Bericht der "Euro am Sonntag" hieß es, auch die Aufsichtsräte Kersten von Schenck und Jürgen Thumann müssten ihre Posten im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat räumen. "Der Aufsichtsrat soll eine neue Qualität erhalten. Crommes Favoriten müssen ebenfalls gehen", zitierte das Blatt aus unternehmensnahen Kreisen.

Die nächste reguläre Sitzung des ThyssenKrupp-Aufsichtsrats ist für den 15. Mai anberaumt. So lange werde das Kontrollgremium aber wohl kaum bis zur nächsten Zusammenkunft warten, hieß es im Umfeld des Stahlkonzerns. Wahrscheinlich sei eine außerordentliche Sitzung.

Fünf Milliarden Miese

Cromme hatte vor dem Wochenende überraschend angekündigt, sich zum 31. März vollständig aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Hintergrund sind das Milliarden-Debakel der Stahlwerke in Amerika, Kartellverstöße und Korruptionsvorwürfe. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen, das seit zwei Jahren von Heinrich Hiesinger geführt wird, einen Verlust von 5 Mrd. Euro verbucht. Ende Februar geriet der Dax-Konzern erneut ins Visier der Wettbewerbshüter.

Sitzt wie Lehner bereits im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat: Hans-Peter Keitel (Archivbild).

Sitzt wie Lehner bereits im ThyssenKrupp-Aufsichtsrat: Hans-Peter Keitel (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Für die Fehlentwicklungen wurde Cromme, der auch Aufsichtsratschef von Siemens ist, mitverantwortlich gemacht. Auch die Krupp-Stiftung, mit rund 25 Prozent das eigentliche Machtzentrum des Konzern, wird der Manager verlassen.

Welche Rolle spielt Beitz?

Anders als offiziell dargestellt, soll Cromme angeblich nicht freiwillig zurückgetreten sein. Er sei zum Rücktritt gedrängt worden, berichtete der "Focus".

Der Vorsitzende der Krupp-Stiftung, der 99-jährige Berthold Beitz, soll ihm am Freitag in einem kurzen Gespräch mitgeteilt haben, dass das notwendige Vertrauen nicht mehr vorhanden sei, heißt es in dem Bericht.

Dies sei auch die Meinung des Kuratoriums, zu deren Mitgliedern unter anderem NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gehört. Die Landesregierung wollte sich zur Personalie Cromme nicht äußern.

Der "Spiegel" schreibt unter Berufung auf das Umfeld von Beitz, dieser habe sich mit Cromme bereits vor "geraumer Zeit" darauf verständigt, dass er als Aufsichtsratchef die Verantwortung für den Zustand des Stahlkonzerns übernehmen müsse. Der Zeitpunkt für den Rückzug sei jedoch offengelassen worden. Cromme habe die Hauptversammlung im Januar abwarten wollen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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