Wirtschaft

"Mister Stahl" nimmt seinen Hut Cromme verlässt ThyssenKrupp

Persönlich ein überaus harte Entscheidung: Gerhard Cromme "stellt  die Institution vor die Person".

Persönlich ein überaus harte Entscheidung: Gerhard Cromme "stellt die Institution vor die Person".

(Foto: picture alliance / dpa)

Paukenschlag bei ThyssenKrupp: Der langjährige Aufsichtsratschef Gerhard Cromme gibt überraschend sein Amt ab und zieht sich zum 31. März ganz aus dem Stahlkonzern zurück. Aktionärsschützer, Analysten und Gewerkschafter begrüßen den Schritt. Der Aktienkurs zieht kräftig an.

Gerhard Cromme legt überraschend sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des Stahlkonzerns ThyssenKrupp nieder. Er werde den Posten zum 31. März abgeben und das Kontrollgremium ganz verlassen, teilte die ThyssenKrupp AG mit. Cromme werde ebenfalls sein Amt als stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender und Mitglied der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung niederlegen.

ThyssenKrupp zitierte Cromme in einer Mitteilung mit den Worten, er wolle "nach 12 Jahren als Vorsitzender mit diesem Schritt auch im Aufsichtsrat einen personellen Neuanfang ermöglichen". Cromme wünsche ThyssenKrupp, dass das Unternehmen "aus der derzeitigen Krise gestärkt hervorgeht". Der Vorstandschef des Konzerns, Heinrich Hiesinger, sagte laut der Mitteilung: "Der Vorstand und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen die Entscheidung von Dr. Cromme mit Respekt entgegen und danken ihm für sein langjähriges Wirken für das Unternehmen ThyssenKrupp und seine Vorgängerunternehmen."

Wachsende Kritik

ThyssenKrupp
Thyssenkrupp 9,79

Cromme war von 1989 an Vorstandschef der Krupp-Holding. Krupp fusionierte im Jahr 1999 mit Thyssen zum ThyssenKrupp-Konzern. Cromme wechselte im Jahr 2001 in den Aufsichtsrat des Unternehmens und übernahm den Vorsitz des Gremiums.

Aktionärsvertreter hatten ihn zuletzt für das Desaster mit den neuen Stahlwerken in Übersee mitverantwortlich gemacht - die Kosten für die Werke waren auf 12 Mrd. Euro in die Höhe geschossen. Dem Konzern machen auch Kartellverstöße zu schaffen. Mehrere Vorstände waren zudem aus dem Amt geschieden. Jüngst hatten Beamte die Geschäftsräume des Dax-Konzerns durchsucht.

"Ein wenig tragisch"

Ein Sprecher der Deutsche Schutzvereinigung  für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte Crommes Rückzug dann auch als richtig für das Unternehmen. Damit werde dem Stahlkonzern ein kompletter Neuanfang ermöglicht, sagte ein DSW-Sprecher. Der Zeitpunkt der Ankündigung komme aber überraschend, habe Cromme doch erst bei der Hauptversammlung im Januar deutlich gemacht, dass er nicht gehen wolle. Zugleich sei es "ein wenig tragisch, dass 'Mister Stahl' so von der Brücke geht".

"Das ist ein sehr konsequenter Schritt von Herrn Cromme, der die Institution vor die Person stellt", sagte Ingo Speich, Portfoliomanager bei Union Investment: "Das finden wir sehr bemerkenswert."

Auch bei der mächtigen Krupp-Stiftung nimmt Cromme seinen Hut. "Strukturen, die über zig Jahre auf die Person zugeschnitten worden sind, sind jetzt hinfällig", betonte Speich. "Jetzt wird schon etwas Bewegung in den Aufsichtsrat kommen", erwartet er angesichts des Endes der Ära Cromme bei ThyssenKrupp.

Metaller zollen Cromme Respekt

"Der Neuanfang bei ThyssenKrupp darf mit dieser zu respektierenden, persönlichen Entscheidung von Herrn Cromme nicht beendet werden", erklärte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Knut Giesler. Bei dem Konzern gehe es um Lösungen "mit Verantwortung für Arbeit und Einkommen der Menschen".

In diesem Sinne werde die IG Metall den Kurs von Vorstandschef Heinrich Hiesinger zur Neuaufstellung des Unternehmens weiter begleiten. Die IG Metall verfügt über großen Einfluss bei dem Essener Konzern. Gieslers Vorgänger Oliver Burkhard rückte im vergangenen Jahr in den Vorstand auf - er ist dort für Personal zuständig.

Kurs zieht an

Cromme hatte zuletzt auf der Hauptversammlung des Konzerns im Januar Fehler eingeräumt, einen Willen zum Rücktritt jedoch nicht erkennen lassen.

An der Börse wird der Rücktritt von Cromme positiv aufgenommen. "Cromme hat als Aufsichtsratsvorsitzender nicht gerade geglänzt", sagte ein Händler in einer ersten Einschätzung. Das Unternehmen habe noch einige Baustellen aus seiner Zeit offen - wie zum Beispiel das US-Geschäft. Der Aktienkurs legte in Folge um bis zu 5,5 Prozent auf 18,14 Euro zu.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ

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