B-Klasse ausverkauft, A-Klasse nicht da Daimler kämpft mit Absatzminus
03.08.2012, 17:40 Uhr
A-Klasse soll wieder Schwung in den Daimler-Absatz bringen.
(Foto: REUTERS)
Die Wachstumsstory von Daimler kommt ins Stocken. Erstmals seit Herbst 2009 meldet der Mercedes-Konzern einen Absatzrückgang. Problematisch erweist sich dabei nicht nur der europäische Markt, der von der Kaufzurückhaltung durch die Schuldenkrise geprägt ist, sondern auch das eigentlich boomende China-Geschäft. Die neue A-Klasse soll es richten.
Nach fast drei Jahren Wachstum am Stück blickt der Autobauer Daimler erstmals auf rückläufige Pkw-Verkäufe. Damit kann sich auch der Premiumhersteller nicht der Staatsschuldenkrise und ihrer Folgen entziehen: Die zögerliche Nachfrage der Autokäufer in ganz Europa forderte im Juli ihren Tribut, die Pkw-Verkäufe brachen auf dem deutschen Heimatmarkt und im europäischen Ausland um mehr als zehn Prozent ein, wie der Konzern mitteilte. An der Börse legte die Daimler-Aktie dennoch kräftig zu und verteuerte sich um mehr als 3 Prozent - allerdings bewegte sie sich damit im normalen Marktumfeld.
Weltweit verkaufte Daimler im vergangenen Monat daher nur 105.000 Pkw und damit drei Prozent weniger Neuwagen der Marken Mercedes-Benz, Smart, AMG und Maybach. Auch in China, wo Daimler den Konkurrenten Audi und BMW schon länger hinterher fährt, mussten die erfolgsverwöhnten Schwaben wegen Lieferschwierigkeiten Federn lassen. Einziger Lichtblick in dem düsteren Konjunkturumfeld ist die gute Nachfrage nach Pkw von Mercedes-Benz und Kleinwagen von Smart in den USA - trotz hoher Arbeitslosigkeit in dem Land. Wenn die Amerikaner zu einem Premium-Pkw greifen, dann zu einem von Mercedes-Benz. Die Marken BMW und Audi können dort nicht mithalten.
Warten auf die A-Klasse
Sorgenfalten bereitet den Stuttgartern jedoch der schwache europäische Fahrzeugmarkt, der nun auch bei Daimler ins Kontor schlägt. In Deutschland schrumpfte der Absatz von Mercedes-Benz im Juli um elf Prozent auf 20.000 Neuwagen. Nicht besser lief es außerhalb Deutschlands, wo die Marke mit dem Stern ebenfalls einen Gang zurückschalten musste. Nach den Monaten Januar bis Juli liegen die Verkaufszahlen von Mercedes-Benz Cars in Westeuropa mit 370.000 Fahrzeugen ein Prozent unter dem Absatz des Vorjahreszeitraums. Als einen Grund nannte Daimler die eingeschränkte Verfügbarkeit des auslaufenden Modells Mercedes-Benz A-Klasse, der neue Kompaktwagen steht ab September bei den Händlern.
Dieses deutlich sportlichere Fahrzeug werde ab Herbst für Rückenwind im Verkauf sorgen, ist Vertriebschef Joachim Schmidt überzeugt. Der Manager sieht daher in dem jüngsten Absatzschwund noch keinen Beinbruch. "Trotz zahlreicher bevorstehender Modellwechsel und schwierigen Marktbedingungen in Südeuropa liegen wir im bisherigen Gesamtjahr weiterhin auf Wachstumskurs", sagte er. Mit dem nach sieben Monaten eingefahrenen Absatzplus von fünf Prozent auf 814.000 Fahrzeuge sei Daimler "auf einem guten Weg", 2012 erneut einen Absatzrekord bei Pkw zu erzielen. 2011 hatte Daimler rund um den Globus 1,38 Millionen Pkw ausgeliefert und nahm damit den zweiten Platz hinter BMW und vor Audi ein.
B-Klasse ausverkauft
Im Wettrennen der drei deutschen Premium-Marken um die Krone kommt vor allem China eine entscheidende Bedeutung bei, da dort der wachsende Wohlstand in den kommenden Jahren für eine Absatzschub sorgen wird und die zahlungskräftige Kundschaft prächtige Margen beim Pkw-Verkauf sichert. Für Mercedes-Benz war der Verkaufsmonat Juli in China wiederum von Einbußen gekennzeichnet. Die Verkaufszahlen schrumpften um ein Prozent auf 14.000 Neuwagen. Auch der August dürfte nicht viel besser werden: Denn die bei chinesischen Kunden gefragte Mercedes-Benz B-Klasse ist ausverkauft, das neue Modell kommt erst ab Monatsende in den Handel.
BMW und Audi, die erst in der nächsten Woche Einblick in ihre jüngsten Verkaufsstatistiken gewähren, glänzten zuletzt im Reich der Mitte mit zweistelligen Zuwachsraten beim Pkw-Verkauf und hängten Daimler damit immer mehr ab. Gefragt war in China im vergangenen Monat allerdings der Kleinwagen Smart. Rund um den Globus verkaufte sich das in die Jahre gekommene Modell 8000-mal, das sind vier Prozent Fahrzeuge weniger als vor Jahresfrist.
Der Stern muss leuchten
Die Hoffnungen von Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Vertrag als Vorstandsvorsitzender und Boss von Mercedes-Benz Anfang kommenden Jahres zur Verlängerung ansteht, ruht auf neuen Modellen, die noch bis Jahresende auf den Markt kommen. Bei den margenträchtigen Geländewagen kommt der Mercedes-Benz GL im neuen Gewand, die CLS-Klasse wird um ein Modell mit Heckklappe erweitert.
Zetsche hat in der vergangenen Woche zudem Probleme bei den chinesischen Pkw-Vertriebsgesellschaften eingeräumt und baldige Abhilfe versprochen. Im Pkw-Geschäft von Mercedes-Benz kann sich Daimler kaum Fehltritte leisten: Die Sparte lieferte 2011 mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes und knapp zwei Drittel des Gewinns.
Quelle: ntv.de, rts/dpa