Wirtschaft

Dummes, deutsches Geld Das Kreuz mit der Altersvorsorge

Um im Rentenalter genug Geld zum Leben zu haben, müssen rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.

Um im Rentenalter genug Geld zum Leben zu haben, müssen rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.

(Foto: dpa)

Endlich einigt sich Berlin auf ein Rentenpaket. Jetzt muss nur noch der Bundestag zustimmen und dann kann der sonnige Lebensabend kommen, oder? Leider nicht. An der eigenen Altersvorsorge kommt keiner vorbei. Schöner Mist.

Es ist geschafft: Die Koalition hat sich auf ein Rentenpaket verständigt, nun muss nur noch der Bundestag der abschlagsfreien Rente mit 63 und der Mütterrente zustimmen. Seit Wochen wurde in Berlin leidenschaftlich über die Gestaltung der Rente diskutiert. Und nicht nur da. Viele Bundesbürger waren bereits derart elektrisiert, dass die Deutsche Rentenversicherung schon Anfang des Jahres darum bitten musste, keine Anträge für die Mütterrente einzureichen, bevor es überhaupt eine gesetzliche Regelung dafür gibt. Doch wer will schon etwas liegenlassen, wenn es um die eigene Altersvorsorge geht? Offenbar Millionen von Deutschen.

Seit Jahren predigen Experten, dass die gesetzliche Rente alleine später nicht reichen wird und jeder sich um eine private Altersvorsorge kümmern sollte, sobald das erste Geld verdient wird. Obwohl schon jetzt jedem zweiten die Rente nicht zum Leben reicht, werde immer noch lieber gelebt als gespart, lautet das strenge Fazit.

Tabuthema Geld

Aber ist das tatsächlich so? Immerhin sind die Deutschen doch als fleißige Sparer bekannt. Ihr privates Geldvermögen wuchs im vergangenen Jahr auf insgesamt 5,2 Billionen Euro an. Fast 40 Prozent davon, also etwas über zwei Billionen Euro, schlummern allerdings auf schlecht verzinsten Konten und sind damit schutzlos auch der niedrigsten Inflation ausgesetzt. Gleichzeitig ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer laut dem Deutschen Aktieninstitut von über zwölf auf nur noch 8,4 Millionen zurückgegangen – während der Dax von Rekord zu Rekord eilte.

"Wer in diesen Niedrigzinszeiten auf ein Tagesgeldkonto setzt, der verweigert sich dem Thema Geld", meint etwa Finanzmarktanalyst Joachim Goldberg. Aber was wäre denn die Alternative zum Tagesgeld? Unzählige Rechenbeispiele zeugen davon, dass schon mit einer leichten Beimischung von Aktienfonds die Renditen gleich ganz anders aussehen würden. Doch die Börse wird allzu oft noch mit einem Casino gleichgesetzt, wer dort aktiv ist, ist bestenfalls ein Kapitalist, schlimmstenfalls ein Zocker, ein Uli H. gar.

Wer nicht will ...

Dabei gibt es viele Modelle, an der Börse aktiv zu werden, für jeden Geschmack und jedes Risikoempfinden lässt sich etwas finden. Auch verschiedene Interessen, wie Umwelt, Gesundheit, Nachhaltigkeit können sich in einem Depot widerspiegeln.

Können wie gesagt. Für die Deutschen und ihr Gejammer über niedrige Zinsen und die dazugehörige "German Angst" um die Altersvorsorge haben ausländische Investoren schon einen neuen Begriff geprägt: "German Dumb Money" – "dummes, deutsches Geld." Und streichen gerne die an der deutschen Börse liegen gebliebenen dicken Renditen der deutschen Konzerne ein.

An die Arbeit!

Doch es ist nicht nur die böse Börse und das unappetitliche Thema Geld, das die meisten davon abhält, ihre Altersvorsorge auf breitere Füße zu stellen. Es ist der innere Schweinehund. Denn Geld macht Arbeit. Wieviel Geld ist überhaupt zum Investieren da und welche Branchen würden mich interessieren? Sich diese Fragen zu stellen, wäre ein Anfang. Sich entsprechend zu informieren, der nächste. Zum Beispiel mit einem Termin bei den Verbraucherzentralen. Das kostet zwar Geld, doch der Druck der Bankberater, ihre Produkte an den Mann zu bringen, fällt weg.

Es ist wirklich dummes Geld, das auf Tagesgeldkonten bang vor sich hin schrumpelt. Doch deutsches Geld muss kein dummes sein und Sparen ist tatsächlich eine Tugend. Man muss die Börse auch nicht den Zockern überlassen. Gleich nachdem ich meine Steuererklärung für dieses Jahr fertig habe, werde ich mir mein Tagesgeldkonto vornehmen. Ein bisschen dummes Geld weniger.

Quelle: ntv.de

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