Wirtschaft

Terrorgefahr in der Sahara? Desertec-Chef winkt ab

Perspektiven für eine strukturschwache Weltregion: Desertec verspricht nachhaltige Einnahmequellen.

Perspektiven für eine strukturschwache Weltregion: Desertec verspricht nachhaltige Einnahmequellen.

(Foto: REUTERS)

Die brutale Geiselnahme in Algerien ändert aus der Sicht Paul van Sons nichts an den Plänen zum Aufbau von Solarstrom-Anlagen in der Sahara. Der Desertec-Chef sieht stattdessen darin sogar eine Chance, den Terrorismus mit der Kraft der Sonne zu bekämpfen.

"Extremismus den Nährboden entziehen": Paul van Son.

"Extremismus den Nährboden entziehen": Paul van Son.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Wüstenstrom-Projekt Desertec ist nach den Worten von Geschäftsführer Paul van Son durch den islamistischen Terrorismus in Nordafrika nicht gefährdet. "Umgekehrt wird in Nordafrika ein Schuh daraus: Nur wenn wir dort in die Infrastruktur, in die Stromversorgung investieren, werden wir auch soziale Probleme mit lösen helfen und so dem Extremismus den Nährboden entziehen", sagte van Son der "Saarbrücker Zeitung".

Bei einem Terrorangriff auf ein algerisches Gasfeld waren in der vergangenen Woche mindestens 37 ausländische Geiseln sowie 32 Terroristen getötet worden. Ein Teil der Geiseln kam bei einem missglückten Befreiungsversuch des algerischen Militärs ums Leben. Südlich der algerischen Grenze gehen französische Truppen derzeit in Mali zusammen mit einem Kontingent der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas gegen islamistische Rebellen vor.

Auch in Europa habe es in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt Anschläge durch Terrororganisationen wie die Eta oder die IRA gegeben, erinnerte der Desertec-Chef. "Aber das hat doch die europäische Energieversorgung nicht infragegestellt", meinte van Son. Bei den Wüsten rede man über ein Gebiet von mehr als 5000 Kilometern Ausdehnung zwischen West- und Ostafrika und 2000 Kilometern von Norden nach Süden.

Energiequelle Europas

Die Desertec-Initiative Dii wurde vor drei Jahren von Konzernen wie RWE, Eon, ABB, Deutscher Bank und Munich Re gegründet. Bis zum Jahr 2050 sollten insgesamt 400 Mrd. Euro investiert und 15 bis 20 Prozent des europäischen Strombedarfs von Wind- und Sonnenkraftwerken in Nordafrika gedeckt werden. Branchengrößen wie Bosch und Siemens kehrten dem Projekt allerdings inzwischen den Rücken.

Van Son sagte, er sei zuversichtlich, dass der erste Strom wie geplant ab 2016 von Afrika nach Europa fließen werde. Schon heute seien Spanien und Marokko durch Stromkabel verbunden. Im marokkanischen Ouarzazate entstünden Solaranlagen mit knapp 500 Megawatt. "Die Ausschreibungen dafür wurden schon auf den Weg gebracht." Derzeit importiert Marokko den größten Teil seines Stroms aus Europa.

Quelle: ntv.de, dpa

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