Wirtschaft

Mobil in chinesischen Megacities Deutsche Autobauer geben Gas

825.000 Millionäre und astronomische Wachstumsraten: China ist auf dem besten Weg, Nummer eins für das Premiumsegment deutscher Autobauer zu werden.

Der neue Audi A8 L W12 Quattro auf der Auroshow in Peking.

Der neue Audi A8 L W12 Quattro auf der Auroshow in Peking.

(Foto: REUTERS)

Das teuerste Auto auf der Pekinger Automesse ging am schnellsten weg: Für umgerechnet 3,8 Millionen Euro verkaufte der VW-Konzern einen Bugatti Veyron gleich am ersten Tag der "Motor Show" in der chinesischen Hauptstadt, die an diesem Wochenende zu Ende geht. Der Preis war dem Vernehmen nach gut eine Million Euro höher als in Europa, doch das war kein Hindernis für den superreichen Käufer.

Bislang ist Audi Marktführer im so genannten "Premiumsegment", doch BMW und Daimler wollen mit allen Kräften aufholen. Zwar ist der chinesische Oberklassen-Markt bisher noch kleiner als der deutsche. Doch die Wachstumsraten sind astronomisch - in allen Preisklassen.

Allein in Peking werden jeden Tag 2000 Autos verkauft, und laut offizieller englischsprachiger Tageszeitung "China Daily" gibt es bereits 825.000 Millionäre in China - Tendenz natürlich rasant steigend. Das löst soziale Spannungen aus, weil viele einfache Chinesen überzeugt sind, dass diese Reichtümer erschwindelt sind: "Das ist doch alles nicht ehrlich verdient", schimpft Lao Fu, eine 60 Jahre alte Pekingerin. Das ist keine Einzelmeinung, doch das stört natürlich weder die Käufer noch die Hersteller.

Topseller auf dem Premiummarkt: Langversionen

Ein Bugatti Veyron.

Ein Bugatti Veyron.

(Foto: REUTERS)

"Der Premiummarkt wird sich sehr dynamisch entwickeln", sagt Dietmar Voggenreiter, Audi-Chef in China. In diesem Jahr werden voraussichtlich über eine halbe Million teure Autos in China abgesetzt - wobei Audi einen Marktanteil von etwa 40 Prozent hat. Zielmarke von Audi in diesem Jahr sind 200.000 Neuverkäufe, wie Voggenreiter sagt. BMW will als Zweitplatzierter in diesem Jahr die 100.000er-Marke knacken, während Daimler gerne BMW überholen würde.

Die Ingolstädter stellten auf der Pekinger Automesse als Weltpremiere ihr neues Flaggschiff vor: den Audi A8 in der Langversion, der in China mit V12-Motor und Top-Ausstattung 300.000 Euro kostet. Langversionen sind in China beliebt - denn reiche Chinesen fahren nicht selbst, sondern lassen sich auf der Rückbank kutschieren. Im Vergleich zum Auto ist der Chauffeur spottbillig. Hinzu kommt, dass chinesische Millionäre weit jünger sind als deutsche: "Der typische A8-Kunde in China ist 37, 38 Jahre alt, in Deutschland 50", sagt Voggenreiter.

Elektroautos in Karbon-Leichtbauweise

Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb auch am anderen Ende des Markts: Bei Kleinwagen mit alternativem Antrieb. BMW-Chef Norbert Reithofer kündigte in der chinesischen Hauptstadt für 2013 das "Megacity Vehicle" (MCV) an, ein Elektroauto in Karbon-Leichtbauweise.

Mercedes und sein chinesischer Partner BYD - "Build Your Dreams" - wollen ebenfalls 2013 ein gemeinsam entwickeltes Elektroauto auf den Markt bringen. Daimler-Chef Dieter Zetsche nannte das "sehr ehrgeizige Ziele".

Sowohl BMW als auch Daimler setzen offensichtlich darauf, in diesem Bereich Audi übertrumpfen zu können. Der Marktführer hat in Sachen Elektro bislang nichts zu bieten. BMW hofft, mit dem MCV einen großen Coup zu landen und Karbon-Pionier im Massenmarkt zu werden. Kohlefaser-Bauteile sind leichter und verwindungssteifer als Stahl oder Aluminium, wegen des geringeren Gewichts sinkt auch der Energieverbrauch. Branchenbeobachter werteten Reithofers Ankündigung daher als Kampfansage vor allem an Audi. BMW China-Chef Karl-Heinz Schmid formuliert diplomatischer: "Das ist keine Kampfansage. Ein völlig geändertes Konsumverhalten in den Megacities macht völlig neue Antworten notwendig."

Quelle: ntv.de, Carsten Hoefer, dpa

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