Wirtschaft

Gerüchte um Kapitalerhöhung Deutsche-Bank-Aktien sacken ab

An der Börse sorgt die Deutsche Bank für Gesprächsstoff. Angeblich steht eine milliardenschwere Kapitalerhöhung kurz bevor, um den Kauf der Postbank zu finanzieren. Bei den eigenen Aktionären kommen die Pläne nicht gut an - bei denen der Postbank schon. Fängt der frühe Vogel den Wurm?

Die dunkle Seite der Macht: Deutsche Bank braucht Milliarden, eine Kapitalerhöhung steht im Raum. Konkret ist es noch nicht.

Die dunkle Seite der Macht: Deutsche Bank braucht Milliarden, eine Kapitalerhöhung steht im Raum. Konkret ist es noch nicht.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Die Deutsche Bank steht offenbar vor einer massiven Kapitalerhöhung. Wie verschiedene Medien berichten, wird der Vorstand wahrscheinlich am kommenden Montag die Maßnahme im Volumen von acht bis 9 Mrd. Euro bekanntgeben. Es wird erwartet, dass die Deutsche Bank die Mittel auch für die Mehrheitsübernahme der Postbank verwendet. Das Kreditinstitut wollte die Berichte nicht kommentieren.

An der Börse kamen die Spekulationen nicht gut an:  Die Aktien verloren zeitweise mehr als 5 Prozent und schlossen 4,6 Prozent tiefer. Die Titel der Postbank hingegen legten dagegen kräftig zu: 4,8 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Die Geschichte sei zwar nicht neu, sagte ein Börsianer. Das Volumen der Kapitalerhöhung sei aber riesig.

Derzeit hält die Deutsche Bank knapp 30 Prozent an der Postbank. Sie hatte die Anteile zum Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008 übernommen, um ihre Einlagenbasis zu stärken. Im vergangenen Jahr hatten die Frankfurter mit dem zweiten Postbank- Großaktionär, der Deutschen Post, aber bereits die Mehrheitsübernahme vereinbart. Die Deutsche Bank zeichnete damals eine Pflichtwandelanleihe, die im Februar 2012 in 60 Millionen Postbank-Aktien eingetauscht werden könnte. Der Wandelkurs wurde bei 45 Euro festgesetzt. Aktuell notiert die Postbank-Aktie aber nur bei 26 Euro. Ein freiwilliges Angebot für den Post-Anteil von rund 27,4 Prozent zum aktuellen Zeitpunkt wäre deshalb deutlich günstiger.

Basel III steht vor der Tür

Die Übernahme der Postbank wäre allerdings nur ein Grund für eine mögliche Kapitalerhöhung. Außerdem braucht die Deutsche Bank wie jedes andere Institut Geld, um die zu erwartenden höheren Kapitalanforderungen der Regierungen (Basel III) zu erfüllen. Damit soll verhindert werden, dass die Banken bei großen Verlusten in Schieflage geraten. In der vergangenen Krise musste das  Eigenkapital vieler Banken mit Steuergeldern aufgestockt werden.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Er weiß, ob es eine Kapitalerhöhung gibt oder nicht.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Er weiß, ob es eine Kapitalerhöhung gibt oder nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." Schließlich dürften sich auch andere Banken in nächster Zeit frisches Geld besorgen, um sich für die neuen Regulierungsvorschriften fit zu machen. "Es macht also schon Sinn, möglichst der Erste zu sein."

Auch hier spielt die Postbank-Übernahme aber eine Rolle, denn das auf Privatkunden spezialisierte Institut hatte den europäischen Banken-Stresstest nur knapp bestanden. Die Kernkapitalquote von 6,6 Prozent hatte nur 0,6 Prozentpunkte über dem Mindestwert gelegen.

Die Banken haben eigentlich mehrere Jahre Zeit, um ihr Kapital aufzustocken. Aber Großbanken dürften relativ schnell die neuen Vorgaben umsetzen, zitiert die "Financial Times" Marktanalysten. Zwar werde die Deutsche Bank einen Teil des Geldes nutzen, um ihren Anteil an der Postbank zu erhöhen. Dies werde voraussichtlich auch die Haupterklärung der Bank für die Kapitalerhöhung sein, hieß es. Analysten sähen darin aber eher einen Vorwand. Der Umfang lasse vermuten, dass das wahre Ziel sei, das Kapital aufzustocken und die Deutsche Bank an ihren schwächeren deutschen Rivalen vorbeiziehen zu lassen.

Schneller als die anderen

Die Postbank hat einen Marktwert von rund 5,7 Mrd. Euro. Das Institut zu kaufen würde daher voraussichtlich deutlich weniger als 9 Mrd. Euro kosten, selbst dann, wenn die Deutsche Bank gezwungen sein sollte, mehr Kapital in die Bank zu pumpen, wie es viele Analysten erwarten.

Es wird damit gerechnet, dass die Deutsche Bank die Kapitalerhöhung schnell über die Bühne bringen wird. "Und das ist der Vorteil an der Sache", sagte ein Händler."Denn die Deutsche Bank ist damit ganz vorne mit dabei. Für die, die später kommen, ist dann vielleicht kein Geld mehr da." "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", sagte Analyst Olaf Kayser von der LBBW. Auch andere Banken dürften sich in nächster Zeit noch frisches Geld vom Kapitalmarkt besorgen, um sich für die neuen Regulierungsvorschriften fit zu machen. "Es macht also schon Sinn, möglichst der Erste zu sein", sagte Kayser. "Es ist clever, als Frontmover an den Markt zu gehen. Vom Timing her ist es der Deutschen Bank immer gelungen, Gelegenheiten am Schopfe zu packen", sagte ein Investmentbanker.

Vor diesem Hintergrund geraten nicht nur an der Frankfurter Börse Bankenwerte unter Druck. So verlieren Commerzbank 2,5 Prozent. "Wenn der Größte in der Branche schon so tief in die Tasche greifen muss, mag man sich gar nicht vorstellen, was bei den anderen los ist", kommentierte ein Börsianer.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP/DJ/rts

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