Huntsman-Prozess in den USA Deutsche Bank am Pranger
16.06.2009, 13:34 UhrMit heftigen Vorwürfen gegen die Deutsche Bank und Credit Suisse hat ein Milliardenprozess um die geplatzte Übernahme der US-Chemiefirma Huntsman begonnen.
Anwälte von Huntsman warfen den Banken vor, die mehr als 6,5 Mrd. Dollar (4,7 Mrd. Euro) schwere Übernahme durch den Konkurrenten Hexion von Anfang an hintertrieben zu haben, die sie eigentlich finanzieren sollten. Sie hätten es nur auf die millionenschweren Honorare abgesehen, sagten die Huntsman-Vertreter vor dem Gericht im texanischen Conroe. Sie fordern mehr als 4,65 Mrd. Dollar Schadenersatz von den Banken.
Huntsman-Anwältin Kathy Patrick warf der Deutschen Bank und Credit Suisse Vertrauensbruch vor. In einer Geheimabrede mit dem Hexion-Eigentümer, dem Finanzinvestor Apollo, hätten sie sich per Handschlag von finanziellen Risiken der Transaktion freistellen lassen. Die Übernahme sollte 2007 einer der letzten schuldenfinanzierten Unternehmenskäufe vor dem wirtschaftlichen Abschwung werden.
Kreditfinanziertes Gezerre
Die beiden Banken - damals die Hausbanken von Huntsman - waren nach Angaben der Kläger von Apollo angeheuert worden, um den Verkauf an die niederländische Basell (LyondellBasell) zu torpedieren, die rund 5,8 Mrd. Dollar geboten hatte. Die Führung von Huntsman, die den Banken vertraut habe, schwenkte daraufhin auf Hexion um.
Doch Apollo und die Banken machten mehr als ein Jahr später - im vergangenen Herbst - einen Rückzieher und ließen die Übernahme platzen. Dem fusionierten Unternehmen hätte im Abschwung die Insolvenz gedroht, warnten sie. Außerdem ließen sich die Schulden wegen der Kreditkrise nicht mehr bei anderen Banken platzieren.
Am Rande des Abgrunds
Huntsman klagte gegen Apollo erfolgreich auf Erfüllung des Kaufvertrags und einigte sich später auf eine Abstandszahlung von einer Milliarde Dollar. LyondellBasell ist seit Anfang dieses Jahres pleite.
Einer der Anwälte der Banken reichte den schwarzen Peter vor Gericht an die Führungskräfte von Huntsman weiter. Sie hätten mit ihrem Sinneswandel das Risiko auf sich genommen, dass die Übernahme sich länger hinziehe und damit bei einem Abschwung an den Kreditmärkten gefährdet sei. "Sie haben ein Spiel gespielt, das nicht funktioniert hat. Und die Schuld dafür versuchen sie verschiedenen Leuten zuzuschieben", sagte Anwalt Rich Clary.
Quelle: ntv.de, rts