Kontrolleure suchen Schuldige Deutsche Bank rollt Libor-Skandal auf
08.01.2014, 12:45 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Libor-Skandal bei der Deutschen Bank hat möglicherweise doch noch personelle Konsequenzen. Einem Zeitungsbericht zufolge ist der Aufsichtsrat aktiv geworden. Auf der Abschussliste stehen zwei Topmanager aus dem erweiterten Vorstand.
Das Kontrollgremium der Deutschen Bank will die Vorwürfe der Finanzaufsicht Bafin, die Libor-Affäre sei nicht ordentlich aufgearbeitet worden sei, offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider berichtet, erwägen die Kontrolleure in Vorbereitung auf ihre nächste Sitzung Ende Januar erstmals personelle Konsequenzen. Im Fokus der Aufseher stehen nach Informationen des Blatts zwei Mitglieder des erweiterten Vorstands, Alan Cloete und Richard Walker.
Cloete ist derzeit für das Asiengeschäft verantwortlich, zuvor war er Chef des weltweiten Geldmarkt- und Devisenhandels, in dessen Verantwortungsbereich die Libor-Manipulation stattgefunden hat. Walker soll als Chefjurist die Aufarbeitung des Skandals verschleppt haben. Er war Berichten zufolge bereits vor rund einem Jahr im Zusammenhang mit der Ermittlung wegen des Verdachts von Steuerhinterziehung im Handel mit CO2-Verschmutzungszertifikaten in die Kritik der Aufseher geraten. Der US-Amerikaner soll Auskunftsersuchen der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft nur zögerlich beantwortet haben.
Die Finanzaufsicht hatte in ihrem Zwischenbericht zu den Libor-Ermittlungen moniert, dass eine Vielzahl von verantwortlichen Personen nach wie vor an "neuralgischer Stelle tätig" seien. Händler der Deutschen haben zusammen mit anderen Großbanken über Jahre hinweg wichtige Referenzzinsen wie den Libor systematisch manipuliert.
Laut "Handelsblatt" haben die Aufseher der Bafin neben Walker auch den Compliance-Chef Andrew Procter im Visier. Die Deutsche Bank halte die Vorwürfe gegen ihn jedoch für nicht nachvollziehbar, schreibt das Blatt.
Keine schnelle Entscheidung
Ein "Schnellschuss" bei den Personalien wird offenbar nicht erwartet. Es handele sich lediglich um Vorgespräche des Aufsichtsrates, die ergebnisoffen geführt würden, berichten die Insider. Am Wochenende hatte es aus Finanzkreisen geheißen, die Deutsche Bank werde erst personelle Konsequenzen ziehen, wenn die Bafin ihre Untersuchungen im Sommer abschließt.
Eine Sprecherin der Deutschen Bank wollte den Bericht nicht kommentieren. Sie verwies lediglich auf die bekannte Sprachregelung, wonach die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Die Bank kooperiere vollumfänglich mit den entsprechenden Aufsichtsbehörden. Nach aktuellem Stand der Untersuchungen sei kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands in irgendeiner unangemessenen Weise in die untersuchten Vorgänge verwickelt.
Quelle: ntv.de, ddi