Wirtschaft

Kritik und Lob en masse Deutsche Bank versammelt alles

Auch diesmal lockt die Hauptversammlung jede Menge Aktionäre an.

Auch diesmal lockt die Hauptversammlung jede Menge Aktionäre an.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Für eine Hauptversammlung der Deutschen Bank sollte viel Zeit eingeplant werden – denn es geht immer um mehr, als um bloße Zahlen. Die Agenda bietet schon im Vorfeld Reibungsflächen: Rendite, Boni, Griechenland und die Person Josef Ackermann. Intimfeind Leo Kirch will auch was sagen.

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Deutsche Bank 30,14

Es wird voll in der Festhalle Messe Frankfurt: Mehr als 6000 Aktionäre werden zur Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag erwartet. Und sie kommen zum Teil in froher Erwartung: Seit Finanzvorstand Stefan Krause in einem Zeitungsinterview steigende Erträge und attraktive Dividenden angekündigt hat, liegt die Deutsche-Bank-Aktie ordentlich im Plus. Alles gut, möchte man meinen. Aber es wäre keine Hauptversammlung der Deutschen Bank, wenn es nicht noch jede Menge Diskussionspotenzial gäbe.

Saboteur Ackermann

So haben einige Anleger mit Konzernchef Josef Ackermann wegen dessen Äußerungen zum Thema Griechenland ein Hühnchen zu rupfen. Ackermann hatte Mitte Mai für Empörung gesorgt, als er öffentlich Zweifel äußerte, ob das Mittelmeerland seine Milliardenschulden jemals tilgen kann. Die Bundesregierung widersprach heftig und betonte, dass es keinen Zweifel an der Entschlossenheit der griechischen Regierung gebe, das Sparprogramm umzusetzen. Aus den Oppositionsreihen wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, Ackermann als Berater zu feuern. "Der Name Ackermann ist inzwischen zu einem Synonym für Sabotage geworden", sagte etwa Grünen-Fraktionschefin Renate Künast.

Reizfigur Josef Ackermann: Wenn der Vorstandschef die Bühne betritt, gehen die Diskussionen richtig los.

Reizfigur Josef Ackermann: Wenn der Vorstandschef die Bühne betritt, gehen die Diskussionen richtig los.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Politischen Kreisen zufolge soll das Verhältnis zwischen der Bundesregierung und Josef Ackermann insgesamt einen neuen Tiefstand erreicht haben. Zuletzt kritisierte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Bankchef und vor allem das mittlerweile schon legendäre Renditeziel des Instituts von 25 Prozent. Eine solche Rendite könne ein produzierendes Unternehmen nicht leisten, sagte Schäuble. "Daraus müssen wir schließen, dass der Finanzmarkt sich nur noch um sich selbst dreht, statt seine Aufgabe zu erfüllen und eine vernünftige, nachhaltig wachsende Wirtschaft zu finanzieren." Die Replik von Seiten der Bank fiel ungewöhnlich scharf aus: "Die Behauptung, eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern sei in der sogenannten realen Wirtschaft nicht zu erzielen, ist nachgewiesenermaßen falsch und wird auch durch Wiederholung - von wem auch immer - nicht richtig", sagte ein Sprecher und verwies auf Studien der Bundesbank und der staatlichen Förderbank KfW, wonach Unternehmen der verarbeitenden Industrie und des Mittelstandes eine Eigenkapitalrendite von mehr als 25 Prozent erzielt hätten.

Auch wenn einige Ökonomen Ackermann sowohl beim Thema Griechenland, als auch in der Renditefrage zur Seite sprangen, und ihm testierten, nichts als die Wahrheit zu sagen, werfen einige Aktionäre dem Vorstandschef nun unverantwortliches Handeln in der Finanzkrise vor und rufen dazu auf, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern.

Zu große Risikofreude

Überhaupt sind die Aktionäre mit der Risikofreude der Deutschen Bank in Zeiten der Finanzkrise alles andere als zufrieden. So wird die starke Abhängigkeit vom riskanten Investmentbanking kritisch gesehen. Im ersten Quartal stammten mehr als 90 Prozent des Gewinns in Höhe von 2,8 Mrd. Euro aus dieser Sparte. "Wie will man das aufrechterhalten, ohne gleichzeitig wieder größere Risiken einzugehen?", fragt Rechtsanwalt Nieding von der DSW. Auf einem anderen Gegenantrag heißt es: "Investmentbanker - Auf Kosten der Deutschen Bank werden diese Spieler ins Kasino gelassen."

Die umstrittenen Banker-Boni stehen ebenfalls auf der Agenda der Hauptversammlung. Die Deutsche Bank will das neue Vergütungsmodell für Vorstände zur Abstimmung stellen. Schon im laufenden Jahr soll der variable Gehaltsbestandteil zugunsten des fixen Teils verringert werden. Boni sollen über mehrere Jahre gestreckt und im Fall von Verlusten auch zurückgefordert werden können. "Wir wollen genau wissen, welche Konsequenzen bei der Bezahlung aus der Krise gezogen werden", kündigte Nieding an. Er zweifelt jedoch nicht daran, dass die Aktionäre dem neuen Modell mit breiter Mehrheit zustimmen werden.

Auch wenn alle diese Themen schon genug Zeit in Anspruch nehmen werden, werden die Anleger um einen weiteren Punkt nicht herum kommen – dem Auftritt der Anwälte des Deutsche-Bank-Dauerfeindes Leo Kirch. Erwartungsgemäß werden die Rechtsvertreter auch dieses Jahr das Podium betreten und dutzende Detailfragen an die Vorstandsriege richten. Seit nunmehr acht Jahren, seit dem Zusammenbruch seines Imperiums, überzieht der 83-jährige Kirch das Institut mit Klagen und nutzt das Aktionärstreffen als Plattform für den Dauerstreit. Ex-Bankchef Rolf Breuer hatte damals in einem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt, der Medienunternehmer klagte daraufhin auf Schadenersatz in Höhe von 3,5 Mrd. Euro. "Der Aktionär Kirch wird seine Rechte wahrnehmen", kündigte ein Sprecher von Kirch bereits an. Es wird also ein runder Tag werden in der Festhalle Messe Frankfurt.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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