Wirtschaft

Nasdaq will Nyse, darf aber nicht Deutsche Börse bevorzugt

Die Nasdaq spricht von einem "überragenden Angebot". Ein überragendes Angebot, das die Nyse glattweg ablehnt. Der New Yorker Börsenbetreiber will statt mit der Nasdaq mit der Deutschen Börse fusionieren. Die Nasdaq lässt aber nicht locker: Nur Bares ist Wahres.

Zum Haareraufen: Nasdaq will Nyse, Nyse stattdessen die Deutsche Börse.

Zum Haareraufen: Nasdaq will Nyse, Nyse stattdessen die Deutsche Börse.

(Foto: REUTERS)

Der Übernahmekampf um den Börsenbetreiber Nyse Euronext spitzt sich zu. Nachdem die Nyse ein gemeinsames Angebot von Nasdaq und ICE abgelehnt hat, schlägt die Technologiebörse nun zurück - und härtere Töne an: "Der Nyse-Verwaltungsrat beraubt seine Aktionäre der Vorteile eines überragenden Angebots", sagte Nasdaq-Chef Robert Greifeld in New York. Damit missachte das Gremium die Grundsätze guter Unternehmensführung.

Die Nyse hatte am Sonntag das Übernahmeangebot der Nasdaq und ihres Partners ICE zurückgewiesen. Sie will Ende 2011 mit der Deutschen Börse auf Augenhöhe fusionieren.

Bargeld-Anteil soll locken

Die Nasdaq argumentiert, ihre Offerte sei für die Anteilseigner der Nyse deutlich attraktiver als die der Deutschen. Formell will die Deutsche Börse nach den bestehenden Plänen die Nyse übernehmen. Die Deutschen bieten den Nyse-Aktionären als Kaufpreis lediglich eigene Aktien. Das Angebot der Nasdaq umfasst hingegen sowohl Aktien als auch Bargeld. Vergangene Woche verlautete aus Finanzkreisen, dass die Deutsche Börse ihre Offerte trotz der Konkurrenz nicht aufstocken will.

Nasdaq und ICE wollen nun weiter mit Aktionären, Kunden und Aufsichtsbehörden sprechen und für ihr Angebot werben. Die bisherigen Rückmeldungen der Nyse-Anteilseigner seien positiv, sagte Greifeld.

Nyse: "strategisch unattraktiv"

"Indem der Nyse-Verwaltungsrat ein Treffen mit uns ablehnt, missachtet er seine Verpflichtungen gegenüber seinen Aktionären", schimpfte der Chef der US-Rohstoffbörse IntercontinentalExchange (ICE), der gemeinsam mit der Nasdaq für die NYSE bietet. Die Fusion unter den US-Börsen biete bessere Aussichten für die WWertentwicklung.

Die Nyse Euronext sieht dies völlig anders. Nach einer Sitzung ihres Verwaltungsrats lehnte sie das Gebot von Nasdaq und ICE ab. Es sei strategisch unattraktiv, und zudem sei die Gefahr groß, dass die Übernahme letztlich gar nicht gelinge, hieß es zur Begründung.

Kleiner, aber oho?

Die Nasdaq ist deutlich kleiner und musste sich als Unterstützung bereits mit ICE verbünden. Die Rohstoffbörse will sich nach erfolgter Übernahme einzelne Teile der Nyse Euronext einverleiben. Eine solche Zerschlagung der Börse sei ein Fehler, warnte Verwaltungsratschef Jan-Michiel Hessels und stellte sich ohne Einschränkungen hinter die vereinbarte Fusion mit den Frankfurtern.

Kartellwächter alarmiert

Als weiteres Hemmnis gelten kartellrechtliche Probleme. So könnten die US-Wettbewerbshüter sich daran stoßen, dass die beiden größten US-Börsenbetreiber nach einem Zusammengehen faktisch Monopolstellungen in bestimmten Bereichen hätten. Doch Kartellbedenken würde auch die rund 10,2 Mrd. Dollar schwere Übernahme der Nyse durch die Deutsche Börse wecken. Denn aus dieser Fusion entstünde ein neuer Riese mit voraussichtlich großer Dominanz im europäischen Derivate- und Abwicklungsgeschäft.

Die Deutsche Börse erklärte im Anschluss an die Mitteilung der Nyse, dass sie bereits bei der Integrationsplanung mit der Nyse Euronext große Fortschritte erzielt habe. "Damit liegen Deutsche Börse und Nyse Euronext weiterhin voll im Zeitplan, um die Transaktion bis Ende 2011 abzuschließen", teilte das Unternehmen mit. Die Deutsche Börse will den mit der Nyse Euronext geplanten Börsengiganten auf weitere europäische Handelsplätze ausdehnen. Der fusionierte Konzern sei beliebig erweiterbar, sagte Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni der "NZZ am Sonntag". "Man könnte also auch Spanien oder die Schweiz dazunehmen."

Ganz andere Schlagkraft

Zur Nyse Euronext gehören neben der Wall Street in New York bereits die Börsen Amsterdam, Brüssel, Paris und Lissabon. Das Gegengebot von Nasdaq und ICE für die Nyse schürte zuletzt Spekulationen auf eine höhere Offerte der Deutschen für den US-Konzern. Zuletzt schien jedoch ein höheres Gebot der Deutschen Börse unwahrscheinlich.

Die Aktionäre der gewichtigeren Deutschen Börse sollten nach den ursprünglichen Plänen 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen halten. Der Chefposten geht indes nach New York. Beiderseits des Atlantiks gibt es wegen der Machtverteilung erhebliche Widerstände. Jede Seite fürchtet, am Ende von der jeweils anderen übervorteilt zu werden.

Der Aktienkurs der Deutschen Börse legte am Montag zu.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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