Studie: Übernahmefieber kehrt zurück Deutsche Firmen im Visier
30.11.2010, 18:40 UhrNach der Finanzkrise, in der es für die Investmentbanker nicht viel zu holen gab, kann sich die Branche einer Studie zufolge im kommenden Jahr wieder vermehrt auf Fusionen und Großkäufe einstellen. Unter den Übernahmekandidaten vermutet die Schweizer Großbank UBS auch mehrere deutsche Konzerne.

KlöCo könnte im kommenden Jahr eine Übernahme drohen, so das Ergebnis einer Studie.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Nach einem "verlorenen Jahr" für die Investmentbanker trauen sich einer Studie zufolge im nächsten Jahr wieder mehr Unternehmenslenker große Fusionen und Übernahmen zu. 29 Prozent der Unternehmen mit mehr als 5 Mrd. Euro Umsatz wollten im nächsten Jahr eine Firma mit mindestens 500 Mio. Euro Umsatz kaufen, geht aus der Studie der Schweizer Großbank UBS und der Unternehmensberatung Boston Consulting hervor.
"Die Firmen haben wieder in den Wachstums-Modus umgeschaltet", kommentierte Dan Stillit von UBS die Ergebnisse. 37 Prozent der Befragten glauben, dass die nächsten zwölf Monate die beste Zeit für den nächsten größeren Zukauf sind.
Deutsche Firmen im Visier
Die Bank hat zehn Unternehmen in Europa ausgemacht, die im kommenden Jahr besonders als Übernahmeziele in den Fokus rücken dürften. Darunter sind der Duft- und Geschmacksstoff-Hersteller Symrise, der Stahlhändler Klöckner & Co und der niederländische Verlagskonzern Wolters Kluwer. Die Bank geht von 70 bis 80 Transaktionen im Volumen von mindestens 1 Mrd. Euro aus, darunter 30 bis 35 Börsengänge.
Schuldendienst bleibt nachrangig
Mehr als die Hälfte der im September und Oktober befragten 179 Top-Manager wollen das Geld ihrer Unternehmen lieber für organisches Wachstum (29 Prozent) oder Zukäufe (28) ausgeben als Schulden zurückzuzahlen (21) oder es an die Aktionäre (sechs) auszuschütten - ein Zeichen für Optimismus. Im laufenden Jahr hatten der Umfrage zufolge noch 40 Prozent unter dem Eindruck der Krise ihre Expansionspläne wieder gestrichen.
Anders als im Frühjahr ließen sie sich jetzt auch von Krisen wie in Irland nicht mehr beirren, sagte Sillit. "Aber wenn die Volatilität an den Märkten weiter zunimmt, wäre das das größte Risiko für Fusionen und Übernahmen" (M&A). Das Meinungsbild sei typisch für eine Zeit anziehender M&A-Aktivität. Der Zweifel sei noch nicht ganz aus den Köpfen der Manager.
Börsengänge hoch im Kurs
Bevor die Großkonzerne wieder Übernahmen in Angriff nehmen, wollen die Vorstände aber bei den bestehenden Beteiligungen aufräumen. Ein Drittel der Umfrageteilnehmer will Firmenteile an die Börse bringen oder in Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Hohe Preise für die ins Visier genommenen Unternehmen schrecken noch zwei Fünftel der Manager. Die Expansion in Schwellenländer steht für zwei Drittel oben auf der Prioritätenliste, aber nur 18 Prozent wollen dazu dort Unternehmen kaufen.
Quelle: ntv.de, rts