Wirtschaft

Zwischen Modelloffensive und Margenzielen Deutsche Oberklasse motzt sich auf

Audi Q8: Sportlich-elegantes SUV

Audi Q8: Sportlich-elegantes SUV

An den deutschen Herstellern Audi, BMW und Mercedes ist die Absatzkrise in Europa zwar nicht spurlos vorübergegangen. Kleinlaut sind die Konzerne dennoch nicht geworden: Die Verkaufsziele werden nach oben geschraubt. Das birgt Gefahren.

Die Geschäfte der Premium-Autobauer werden trotz der dauerhaft schwachen Entwicklung in Europa wohl auch künftig besser laufen als ursprünglich erhofft. Sowohl BMW als auch Konkurrent Audi haben laut einem Magazinbericht ihre langfristigen Verkaufsvorgaben nach oben geschraubt und auch Mercedes-Benz hat sich große Ziele gesetzt. Doch während es bei den Absatzzahlen weiter nach oben geht, wachsen die Bäume in Sachen Profitabilität für das weltweit dominierende deutsche Trio dagegen wohl vorerst nicht mehr in den Himmel.

Wie das "Manager Magazin" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, will der Branchenprimus aus München im Jahr 2020 rund 2,8 Millionen Autos der Marken BMW, BMWi, Mini und Rolls-Royce verkaufen. Die VW-Tochter Audi will angeblich auf 2,4 Millionen Verkäufe kommen und Daimlers Pkw-Sparte inklusive der Marke Smart auf 2,6 Millionen.

Keines der Unternehmen wollte sich auf Anfrage zu den angeblichen Verkaufszielen äußern.

Europa bremst das Wachstum

Sollten sie Wahrheit werden, würden die deutschen Autobauer die Messlatte ein ganzes Stück höher legen: Audi hat offiziell das Ziel, 2020 mehr als 2 Millionen Autos zu verkaufen, BMW zog die Zwei-Millionen-Marke im vergangenen Jahr auf 2016 vor. Mercedes-Benz will 2020 wieder die Nummer eins sein, ohne bisher ein konkretes Absatzziel genannt zu haben. 2012 verkaufte BMW rund 1,85 Millionen Autos, Audi knapp 1,46 Millionen und Mercedes-Benz 1,42 Millionen.

Im bisherigen Jahresverlauf legten die Verkäufe des deutschen Trios weiter deutlich zu - die in den vergangenen Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Marke mit dem Stern führte die Rangliste dank einer erfolgreich eingeläuteten Modelloffensive mit einem Plus von fast 9 Prozent nach den ersten drei Quartalen an. Vor allem in den USA und Asien ging es für die Autobauer nahezu ungebremst nach oben, in Europa lasten hingegen die Nachwirkungen der Schuldenkrise und strukturelle Faktoren nach wie vor auf der Nachfrage nach Neuwagen.

Das bekamen zuletzt auch die krisenfesten Oberklassehersteller zunehmend zu spüren. Viele Branchenexperten gehen unter anderem aufgrund der demografischen Entwicklung mittlerweile nicht mehr davon aus, dass Westeuropa - immerhin die drittgrößte Absatzregion der Welt - alte Höchststände nochmal erreichen wird.

Audi setzt auf SUV

Audi setzt beim offenbar anvisierten immensen Wachstum - 2009 hatte der Gesamtabsatz noch unterhalb der Millionengrenze gelegen - auf neue Modelle. Dem "Manager Magazin" zufolge will Audi-Chef Rupert Stadler 2015 eine Modelloffensive starten. Unter anderem plane er mit dem Q6 und dem Q8, sportlichen Varianten der SUVs Q5 und Q7. Die Geländewagen waren in den vergangenen Jahren einer der Erfolgsgaranten der Branche. Neu auf den Markt kommen sollen angeblich außerdem ein kompakter Van und ein Nobelkleinwagen auf der Basis des Mini-Stadtflitzers Up der Muttergesellschaft Volkswagen.

Eine Modelloffensive hatte Stadler bereits im Sommer in einem Interview mit dem "Wall Street Journal Deutschland" angekündigt. In den kommenden Jahren wolle Audi 60 Modelle auf dem Markt haben, derzeit sind es 44. Stadler hatte in dem Interview den Ausbau vor allem des SUV-Segments sowie der absoluten Oberklasse angekündigt.

Marge könnte leiden

Das immense Wachstumstempo mit Investitionen in neue Antriebsarten und höhere Produktionskapazitäten geht aber nicht spurlos an den Gewinnen der Autobauer vorüber. Unter anderem wegen der zusätzlichen Investitionen in neue Werke und Modelle drohten Audi sinkende Gewinne, schreibt das Manager Magazin. Die Vorleistungen seien immens, sagte Stadler dem Blatt. Laut Informationen des "Manager Magazins" warnen interne Konzernprognosen für das Jahr 2015 deshalb vor einem Absinken der Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern auf 6 Prozent.

Eigentliches Ziel der Ingolstädter ist eine Marge von 8 bis 10 Prozent. Im kleinen Kreis habe Stadler bereits angedeutet, dass Audi in den kommenden beiden Jahren eventuell unterhalb des Korridors liegen werde, schrieb das "Manager Magazin" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Topmanager. Um ein allzu starkes Absinken zu verhindern, spare Stadler derzeit in allen Unternehmensbereichen. Die Planer gingen von einem Sparpotenzial im hohen dreistelligen Millionenbereich aus. Ein Audi-Sprecher sagte auf Anfrage, das Renditeziel habe weiterhin Bestand.

Auch BMW schaut auf die Rendite 

Die Autoindustrie hat auf gleich mehreren Ebenen mit immensen Ausgabenposten zu kämpfen: Die weltweit zunehmend strengeren Emissionswerte machen die Optimierung des Verbrennungsmotors und alternative Antriebe nötig. Beides verschlingt Unsummen. Hinzu kommt die Tatsache, dass neue Modelle und Werke leicht Milliarden Kosten können.

"Die Belastungen werden anhalten", sagte BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner mit Blick auf die gleichzeitig anfallenden notwendigen Investitionen. "Wir werden deshalb sehr viel Arbeit damit haben, die Rendite im versprochenen Korridor zu halten", stellte er klar. Auch die Bayern peilen eine Marge von 8 bis 10 Prozent an, hatten genau wie Audi zeitweise aber schon deutlich oberhalb der Bandbreite gelegen.

Von 2016 an werde Audi verstärkt den Ertrag der immensen Investitionen ernten, sagte Stadler dem "Manager Magazin". Die Marke mit den vier Ringen fährt momentan das größte Investitionsprogramm der Geschichte und will bis 2015 rund 11 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Einen Beleg dafür, dass bei der Rendite deshalb zumindest vorerst keine Quantensprünge mehr zu erwarten sind, dürften bereits die Drittquartalszahlen liefern, die in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Den Reigen eröffnet Daimler am kommenden Donnerstag, Audi und BMW folgen dann Anfang November.

Quelle: ntv.de, Nico Schmidt, DJ

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