USA stehen vor wirtschaftlichem Comeback Deutscher Außenhandel lässt nach
29.04.2013, 13:35 Uhr
Verspielt Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit?
(Foto: picture alliance / dpa)
Das von Exporterfolgen verwöhnte Deutschland muss sich langsam auf magerere Zeiten einstellen. Vor allem die Konkurrenz aus den USA wird zunehmen. BGA-Präsident Börner prognostiziert ein großes wirtschaftliches Comeback. Gerade die Attraktivität für die energieintensive Industrie werde "dramatisch zunehmen".
Die deutschen Exporteure schlagen Alarm: Deutschland droht seinen Spitzenplatz in der Weltwirtschaft einzubüßen. "Wir leben von der Substanz und schwächen damit die Basis für unser zukünftiges Wachstum", warnte der Präsident Handelsverbandes BGA, Anton Börner, in Berlin.
Zwar werde Deutschland in diesem Jahr neue Rekordwerte bei den Ex- und den Importen erzielen. Die Ausfuhren würden aber mit rund drei Prozent und die Einfuhren mit gerade einmal einem Prozent deutlich weniger zulegen, als noch zu Jahresbeginn erwartet. Deutschland werde zudem Weltmarktanteile im Export verlieren. Dies sei auch eine Folge der Rezession im Euroraum.
USA: "Ein ganz, ganz interessanter Standort"
Die internationale Konkurrenz bringe Deutschland zudem immer stärker unter Druck, erklärte Börner. Er sagte ein kräftiges "wirtschaftliches Comeback der USA" verbunden mit einer Reindustrialisierung des Landes voraus. Für die deutsche Industrie werde Amerika "ein ganz, ganz interessanter Standort". Dazu trage vor allem der Energiebereich bei. "Wenn man sich vorstellt, dass ungefähr 2017 die Amerikaner keine Energie mehr einführen müssen, entlastet das die amerikanische Handelsbilanz um hunderte von Milliarden Dollars. Das ist die Schlüsselfrage", sagte Börner. Außerdem seien die Preise für eine Kilowattstunde dramatisch niedriger als beispielsweise in Deutschland.
Hinzu komme, dass China, die weltweite Nummer Eins im Export, noch stärker werde. Allerdings werde Deutschland von diesen Entwicklungen wirtschaftlich durchaus auch profitieren.
Von Konjunkturfrühling keine Spur
Die deutschen Ausfuhren werden nach Börners Worten in diesem Jahr um nominal drei Prozent steigen, nachdem sein Verband Ende 2012 noch einen Zuwachs von bis zu fünf Prozent für möglich gehalten hatte. Die Importe würden gar nur um ein Prozent steigen nach zuvor erwarteten 5,5 Prozent. "Vom konjunkturellen Frühling ist im Außenhandel noch nichts zu spüren", sagte Börner. Die gewohnten hohen Wachstumsraten seien erst einmal für die nächsten Jahre passe.
Angesichts eines Wachstums des Welthandels von 3,8 Prozent werde der deutsche Anteil an den globalen Warenexporten 2013 leicht sinken, teilte der BGA weiter mit. Das deutsche Wirtschaftswachstum werde bei 0,7 bis 0,8 Prozent liegen.
Düster sieht Börner die Lage in der Euro-Schuldenkrise. Da mache auch nicht zuversichtlicher, dass Italien nun eine Regierung habe. "Die Situation in Italien verheißt trotz der neuen Regierung nichts Gutes", sagte er. Er sehe nicht, wie diese Regierung die notwendigen Strukturreformen im Land durchsetzen sollte. Auch Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande habe die Erwartungen auf Reformen enttäuscht. Insgesamt drohe im Süden Europas eher noch eine Verschärfung der Rezession.
Börner rechnet nicht mit Gefahren durch einen Abwertungswettlauf der Währungen in der Welt, ausgehend von Japans ultra-expansiver Geld- und Fiskalpolitik. Das halte er kurzfristig für wenig wahrscheinlich, sagte er. Für Deutschland mahnte er dringend an, auf Belastungen für die Wirtschaft zu verzichten und dringend notwendige Reformen, etwa im Infrastrukturbereich, anzugehen.
Quelle: ntv.de