Wirtschaft

Institute halbieren Wachstumsprognose Deutschland droht Krisen-Knick

Die Euro-Krise dürfte das Wachstum in Deutschland kräftig bremsen.

Die Euro-Krise dürfte das Wachstum in Deutschland kräftig bremsen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Euro-Krise würgt die deutsche Wirtschaft ab: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen für das kommende Jahr laut Medienberichten nur noch mit halb so viel Wachstum wie bislang. Die Konjunktur dürfte sich 2013 damit spürbar abkühlen. Doch vor einer Sache haben die Forscher noch größere Angst.

Der weltweite Abschwung und die Eurokrise bremsen den deutschen Wirtschaftsmotor nach Ansicht der führenden Forschungsinstitute stärker als erwartet. Wie das "Handelsblatt" und die "Financial Times Deutschland" (FTD) übereinstimmend berichten, kappten die Experten in ihrem Herbstgutachten im Auftrag der Bundesregierung die Wachstumszahl für 2013 auf 1,0 Prozent. Noch im Frühjahr hatten die Forscher ein doppelt so großes Plus erwartet. Für das laufende Jahr rechnen die Gutachter damit, dass die Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent zulegt. Das wäre nur ein Tick weniger als die im April geschätzten 0,9 Prozent.

Das Wachstumstempo der erfolgsverwöhnten deutschen Wirtschaft wird sich nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums bereits in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen: "Die Stimmung bei den Unternehmern hat sich weiter verschlechtert. Insgesamt bleiben erhebliche Abwärtsrisiken für die Konjunktur bestehen", heißt es im aktuellen Lagebericht des Ministeriums von Ressortchef Philipp Rösler.

Dies sehen laut "FTD" auch die Konjunkturforscher so, die ihr Gutachten am Donnerstag offiziell vorlegen: "Derzeit weist vieles darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Expansion gegen Jahresende abschwächt." Die Wirtschaft dürfte somit "mit geringer Dynamik in das kommende Jahr hineingehen". Für 2013 erwarten die Forscher daher auch keine Verbesserung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Erwerbslosenquote dürfte demnach wie schon 2012 bei durchschnittlich 6,8 Prozent liegen. Die Zahl der Jobsuchenden steigt dann von 2,89 Mio. leicht auf 2,90 Mio. Menschen.

Abschwung schlägt nicht auf Haushalt durch

Ungeachtet der schwächeren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sehen die Institute dieses und kommendes Jahr einen annähernd ausgeglichenen Staatshaushalt. Weder 2012 noch 2013 wird es demnach ein gesamtwirtschaftliches Defizit geben. In diesem Jahr rechnen die Fachleute sogar mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Institute rechnen zugleich in ihrer Gemeinschaftsdiagnose damit, dass die Euro-Krise erst im Laufe des kommenden Jahres überwunden wird.

Laut Informationen der Zeitung "Die Welt" erwarten die Experten, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone in diesem Jahr um ein halbes Prozent schrumpft und dass die Rezession in den Krisenländern bis in das kommende Jahr hinein anhalten wird. Insgesamt soll die Wirtschaft im Währungsraum im kommenden Jahr minimal um 0,1 Prozent wachsen.

Experten fürchten sich vor Inflation

Bei der Beurteilung der europäischen Krisenpolitik waren sich die beteiligten Institute allerdings nicht einig. Meinungsverschiedenheiten gibt es nach Informationen der "Welt" über den Plan der Europäischen Zentralbank (EZB), Staatsanleihen der Krisenstaaten zu kaufen. Das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) und das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) lehnen das ab, weil sie befürchten, dass sie den betroffenen Ländern Anreize nehmen, aus eigener Kraft ihre Schulden zu tilgen. "Die Institute sehen das Risiko, dass die Inflation mittelfristig steigt", zitiert die FAZ aus dem Gutachten. "In der Folge könnten die Bürger und die Akteure an den Märkten das Vertrauen in die EZB verlieren, nachhaltig für Preisstabilität zu sorgen."

Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) dagegen halten die Hilfen grundsätzlich für vernünftig. Sie warnen allerdings vor einer Verquickung von Fiskal- und Geldpolitik, durch die die Unabhängigkeit der Notenbank aufs Spiel gesetzt wird. Das Herbstgutachten wurde von der Bundesregierung in Auftrag gegeben und dient ihr als Grundlage für eine eigene Prognose, die am 17. Oktober veröffentlicht wird.

Quelle: ntv.de, rts

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