US-Experte skizziert Euro-Lösung Deutschland soll mehr ausgeben
17.02.2012, 07:34 Uhr
Teil einer weltweiten Debatte: Solidarität mit Griechenland fordern diese Occupy-Demonstranten in Chicago.
(Foto: REUTERS)
Mit einem Einwurf von außen mischt sich ein Wirtschaftswissenschaftler in den Streit der Europäer um einen Ausweg aus der Schuldenkrise ein: Barry Eichengreen hält es für absolut notwendig, dass Deutschland mehr gegen absehbare Konjunktureinbrüche tut und sich stärker zu seiner Rolle als Stütze der Währungsgemeinschaft bekennt.

Die Nachfrage nach südeuropäischen Erzeugnissen stärken: Barry Eichengreen.
(Foto: www.berkeley.edu)
US-Ökonom Barry Eichengreen sieht Deutschland angesichts der Schuldenkrise in Europa besonders in der Pflicht. "Für die Stabilität der Weltwirtschaft ist es unabdingbar, dass die Eurozone ihre Krise überwindet", sagte der Währungsexperte der "Financial Times Deutschland". Er forderte vor allem von "Deutschland, mehr Verantwortung zu übernehmen".
Eichengreen lehrt an der kalifornischen Universität Berkeley und hat sich in mehreren Büchern unter anderem mit der Rolle der Zentralbanken, der Wirtschaftsentwicklung Italiens und der Zukunft des Weltfinanzsystems befasst.
Der gesamte europäische Währungsraum befinde sich in einem Teufelskreis, in dem die Staaten mit immer neuen Sparprogrammen auf nicht erreichte Konsolidierungsziele reagierten, stellte Eichengreen nun fest. Die Einsparungen belasteten Konjunktur und Konsolidierungsaussichten jedoch zusätzlich.
Eurozone im Teufelskreis?
Um aus dieser Spirale auszubrechen, seien Impulse von außen nötig. "Die Euro-Wirtschaft braucht Wachstum", sagte Eichengreen. Dafür müsse die Finanzpolitik differenzierter werden, nicht alle Euro-Staaten dürften gleichzeitig sparen. "Kernländer wie Deutschland haben Spielraum für zusätzliche Ausgaben."
Die Südländer müssten mehr exportieren, entsprechend sollten Deutschland und andere Nordländer ihre Binnennachfrage stärken und mehr importieren, beschrieb Eichengreen einen aus seiner Sicht möglichen Lösungsweg.
Ansonsten könne die Euro-Wirtschaft nach dem Einbruch Ende 2011 in eine längere Rezession rutschen. Gleichzeitig sollten die Euro-Währungshüter ihre Zinsen erneut senken, forderte Eichengreen.
Quelle: ntv.de, dpa