Wirtschaft

Schlussakkord für ein Krisensymbol Deutschlandfonds geschlossen

Ein Symbol der Wirtschafts- und Finanzkrise erlebt ein unspektakuläres Ende: Der "Wirtschaftsfonds Deutschland" gehört nunmehr der Vergangenheit an. Die Bilanz ist zwar zurückhaltend, die Wirtschaft gibt sich dennoch zufrieden.

Rainer Brüderle.

Rainer Brüderle.

(Foto: REUTERS)

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle begräbt mit dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" ein Krisensymbol erster Güte. Mit der feierlichen Verabschiedung des "Lenkungsrates Unternehmensfinanzierung" wird deutlich: Das Gros der deutschen Güterwirtschaft hat die tiefste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten im Gefolge der Finanzkrise hinter sich gelassen. Die Unternehmen sind wieder in der Normalität angekommen. Fast zwei Jahre lang hatte der Lenkungsrat aus Experten und Praktikern die Regierung bei Groß-Bürgschaften und Krediten aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland" beraten. Mit dem sollte Firmen geholfen werden, denen als direkte Krisenfolge das Aus drohte.

Gemessen an den blanken Zahlen, an der Ausschöpfung des 115-Milliarden-Hilfetopfes aus Bürgschaften und Staatskrediten, fällt die Schlussbilanz unspektakulär aus. Die Wirtschaft lobt dennoch. "Mit dem Wirtschaftsfonds Deutschland hat die Bundesregierung Anfang 2009 frühzeitig auf die angespannte Finanzierungssituation vieler Unternehmen reagiert", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "20.000 unterstützte Unternehmen sowie ein abgerufenes Volumen im zweistelligen Milliardenbereich zeigen, dass er für viele Unternehmen eine Brücke auf dem Weg aus der Krise".

Unspektakuläres Ende

Auch gemessen an den Schlagzeilen und der nervösen Aufmerksamkeit, die die Verteilung der Krisenhilfen zeitweise begleiteten, ist das Ende des Fonds unauffällig. Zwar hatten sich anfangs auch deutsche Spitzen-Unternehmen ganz allgemein erkundigt, ob sie in schwierigeren Zeiten aus dem Milliardentopf Unterstützung erhalten könnten. Selbst so prominente Namen wie BMW und Porsche fielen. Doch konkret wurde das in der Regel nicht.

Das allerdings galt nicht für zwei aufsehenerregende Krisenfälle, auch wenn deren Probleme beileibe nicht nur eine Folge der Finanzkrise waren: den zeitweise ins Trudeln geratene Autobauer Opel und den Kaufhauskonzern Arcandor/Quelle. Mit beiden beschäftigte sich auch der Deutschlandfonds, ohne dass er aber den Lebensretter spielen konnte. Bei Opel half am Ende die US-Mutter General Motors, Arcandor war nicht mehr zu retten. So ist in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums von Ende November, einem Monat vor Schließung des Fonds, auch nur von neun großen einzelnen Kredit-Hilfefällen die Rede.

Aber die Großen waren ja auch gar nicht das Klientel, an das sich der "Deutschlandfonds" als zentrales Kriseninstrument der Regierung wandte. Im Fokus standen die kleinen und mittleren Unternehmen, die mittelständische Wirtschaft, die zeitweise über heftige Finanzierungsprobleme und eine drohende Kreditklemme klagten.

Zurückhaltene Hilfe

Der Krisenhilfe-Topf war überaus großzügig dimensioniert. Bis Ende November waren nicht ganz 20.000 Hilfe-Anträge mit einem Volumen von rund 14 Mrd. Euro bewilligt worden - also knapp ein Achtel der Gesamtsumme. Auf Kreditzusagen über die staatliche KfW-Förderbank entfielen rund 8,7 Mrd. Euro, auf Bürgschaften rund 5,3 Mrd. Euro. Das Schwergewicht lag auf kleinen Hilfesummen. Aber nicht jedes Unternehmen, das um Hilfe nachsuchte, erhielt diese auch. Das Antragsvolumen für Kredite war etwa doppelt so hoch wie die letztendlichen Zusagen.

Immer wieder versicherte das Wirtschaftsministerium trotz der relativ schleppenden Hilfe: "Der Wirtschaftsfonds Deutschland ist ein Erfolg". Genau so wird es Brüderle auch am Dienstag noch einmal sagen - ganz sicher.

Quelle: ntv.de, rts

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