Wirtschaft

Egan-Jones benotet Deutschland Ratingagentur zweifelt an Merkel

Wer die Lasten anderer übernimmt, bekommt das nicht nur in den Knien zu spüren.

Wer die Lasten anderer übernimmt, bekommt das nicht nur in den Knien zu spüren.

(Foto: REUTERS)

Mitten in die aufgeheizte Stimmung vor dem großen EU-Gipfel zur Stabilisierung der Eurozone platzt eine kleine, aber viel beachtete Ratingagentur mit einer brisanten Nachricht: Deutschland werde "in jedem Fall" an Finanzkraft einbüßen. Das Rating zur Bewertung der deutschen Kreditwürdigkeit sinkt um eine Stufe.

Die Ratingagentur Egan-Jones hat Deutschlands Kreditwürdigkeit von "AA-" auf "A+" herabgestuft. Zur Begründung hieß es, die größte Volkswirtschaft der Eurozone werde unter der Schuldenkrise Griechenlands und anderer Euro-Staaten massiv leiden.

"Ob Griechenland oder andere Mitglieder der Eurozone die Währungsunion verlassen oder nicht, Deutschland wird in jedem Fall auf massiven zusätzlichen uneinbringlichen Forderungen sitzenbleiben", urteilten die Analysten von Egan-Jones. Dies werde die Finanzkraft und damit die Kreditwürdigkeit Deutschlands am Kapitalmarkt belasten.

Als weiteren Grund für die Herabstufung führte Egan-Jones die Fiskal-Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an: Mit ihrem und ihrem Pochen auf weitere Sparmaßnahmen sorge Merkel weiter "für Spannungen" mit den anderen EU-Mitgliedern.

Die neue Einstufung der Bonität Deutschlands im Bewertungsschema der Ratingagentur dürfte zunächst kaum praktische Auswirkungen haben. Am Kapitalmarkt orientieren sich die Investoren in der Regel an den Einschätzungen der drei marktbeherrschenden Analysehäusern Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch.

Sollte sich allerdings deren Einschätzung ebenfalls ändern, muss der deutsche Staatshaushalt künftig schlechtere Kreditkonditionen bei der Auktion von Staatsanleihen einkalkulieren.

Einmischung in die Politik?

Die US-Agentur Egan-Jones gilt als Spezialdienstleister für Großinvestoren und war bis vor kurzem nur Experten bekannt. In Fachkreisen dürfte das neue Rating-Urteil und insbesondere seine Begründung dennoch ernsthaft diskutiert werden.

Egan-Jones legt damit eine Argumentationslinie fest, der sich die Konkurrenten anschließen könnten - oder von der sie sich zumindest abgrenzen müssen.

Erst Mitte Juni hatte Egan-Jones die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft. Die Note fiel von "A-" auf "BBB+". Der Ausblick blieb negativ. Frankreich dürfte durch die Eskalation der europäischen Schuldenkrise stärker unter Druck kommen, hatte die Analysten ihren Schritt begründet.

In den Notensystemen der drei großen Ratingagenturen genießt Deutschland derzeit noch unangefochten die Bestnote "AAA" beziehungsweise "Aaa". Frankreich hat seine Bestnote bislang nur in der Beurteilung durch S&P verloren. Dort rangiert die französische Finanzkraft knapp darunter bei "AA+".

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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