Wirtschaft

Die Baustellen des HSH-Chef Dr. No zählt seine Sorgen

Dirk Jens Nonnenmacher hat eine Mission. Der Chef der HSH Nordbank, intern nach einer James-Bond-Figur "Dr. No" genannt, muss die strategische Neuausrichtung der Bank umsetzen. Das haben die Haupt-Anteilseigner, die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg, so beschlossen und dafür Milliardenbeträge bereitgestellt. Nötig sind nun eine Kapitalerhöhung, die Gründung einer Abbaubank, die Reorganisation der Kernbank und etliche Einzelmaßnahmen mehr. Die Bank steht am Abgrund; Nonnenmacher soll sie retten. Doch immer wieder gibt es neue Baustellen, teils an völlig unerwarteten Ecken.

Dr. No zählt täglich seine Sorgen, frei nach einem alten Schlager von Peter Alexander. Sorge Nummer eins ist der Erhalt der Liquidität der Bank, der Geschäftsfähigkeit. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit der Bank herabgestuft und legt ihr damit Steine in den Weg. Die HSH Nordbank muss nun am Kapitalmarkt mehr bezahlen, um Anleger und Kreditgeber zu gewinnen. Das hat bislang noch keine Folgen gehabt, kann aber mittelfristig das Kapital angreifen. Viele Investoren geben kein Geld mehr, wenn das Rating nicht mindestens A lautet - und die HSH Nordbank hat nur noch BBB+. Garant für die Liquidität sind jedoch staatliche Garantien und Bürgschaften der Länder und des Finanzmarktfonds SoFFin.

Die geplante und überlebensnotwendige Kapitalerhöhung um drei Milliarden Euro ist mehr als einen Monat nach den Entscheidungen der Landesparlamente noch nicht umgesetzt. Das ist Nonnenmachers Sorge Nummer zwei. Die Anteilseigner ziehen nicht an einem Strang; dem privaten Investor J. Christopher Flowers und den schleswig-holsteinischen Sparkassen passen die Details der Kapitalerhöhung nicht. Sie geben selbst kein frisches Geld in die Bank und müssten mehr Einfluss abgeben, als ihnen gerechtfertigt scheint. Flowers hat aus formalen Gründen eine Klage gegen den entsprechenden Beschluss des HSH-Aufsichtsrats eingereicht. In der kommenden Woche kommt das Gremium erneut zusammen, um noch einmal einen rechtlich sauberen Beschluss zu fassen. Die Hauptversammlung, die dann endgültig über die Kapitalerhöhung beschließt, kann erst danach einberufen werden.

Die Sorgen drei bis sechs des Vorstandschefs betreffen personelle Fragen. Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner wollte schon im April gehen, amtiert aber immer noch, weil es keinen Nachfolger gibt. Gravierender noch sind aber die Lücken im Vorstand. Nachdem Dr. No zuletzt den Vorstand Frank Roth wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat gefeuert hat, muss der gelernte Mathematiker gleich mit vier Hüten jonglieren: Er ist Oberchef, Finanzchef, Risikovorstand und Chef des operativen Geschäfts. Das ist zu viel, monierte die Bankenaufsicht BaFin, die ein sehr genaues Auge auf die HSH Nordbank hält. Die Suche nach geeigneten Vorständen läuft, doch der Andrang qualifizierter Bewerber soll sich bei der schwer angeschlagenen HSH Nordbank in engen Grenzen halten.

Die geringsten Sorgen macht sich Nonnenmacher um die Klage eines gekündigten Mitarbeiters aus New York, der die dortige Niederlassung der HSH Nordbank in seiner Klageschrift als Hochburg sexueller Gefälligkeiten schildert und als vermeintliches Diskriminierungsopfer von der Bank Millionen fordert. Das gilt in der Bank angesichts der akuten Existenzangst um das gesamte Institut als Nebenproblem. Völlig ungeklärt ist zudem, wie die HSH Nordbank in eine Neuordnung des gesamten Landesbanken-Sektors in Deutschland passen würde. Die bisher geschnürten Rettungspakete müssten dann wohl wieder ausgepackt und neu strukturiert werden.

Quelle: ntv.de, Eckart Gienke, dpa

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