K+S droht weiterer Ärger Düngemittelmarkt droht Preisrutsch
05.09.2013, 21:06 Uhr
Autoscheinwerfern leuchten im Kali-Werk "Werra" bei Philippsthal (Hessen) eine unterirdische Straße in ein Grubenrevier aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die jüngsten Turbulenzen am Kalimarkt dürften nicht die letzten gewesen sein. Das erwarten Experten nach dem Ende des Exportkartells von Uralkali und Belaruskali. Erste Anzeichen eines Preiskampfes gibt es bereits. K+S rüstet sich.
Für Westeuropas größten Kaliproduzenten K+S brechen auch nach dem Verbleib im deutschen Aktienleitindex Dax härtere Zeiten anbrechen. Nach dem Bruch des weltgrößten Exportkonsortiums erwarten Händler, dass die Preise am Kali-Düngemittelmarkt um etwa 20 Prozent in den Keller rutschen. "In einem Kartell können die Produzenten das Angebot kürzen, um den Preis zu kontrollieren. Als Wettbewerber werden die Hersteller die Preise schnell senken, um Geschäft zu machen", sagte ein Brancheninsider. Der Preisverfall könnte damit jedoch geringer ausfallen als zunächst befürchtet. Als der russische Düngemittelriese Uralkali Ende Juli das Exportbündnis BPC mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali aufkündigte, hatte Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner vorausgesagt, dass der Preis um ein Viertel auf unter 300 Dollar pro Tonne sinken werde.
Eine Rückkehr zum alten Preiskartell wird es voraussichtlich nicht mehr geben. Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko ordnete inzwischen an, die Exportzölle auf Kali bis Ende des Jahres auf Null zu setzen. Mit dem Schritt will Weißrussland die Kali-Exporte ankurbeln. Zudem soll ein neues Unternehmen gegründet werden, um alle Düngemittel-Exporte des Landes zu koordinieren, wie Lukaschenkos Büro mitteilte. Noch zu Jahresbeginn lagen die Exportzölle bei 75 bis 85 Dollar je Tonne. Kali macht in Weißrussland immerhin rund zehn Prozent aller Exporte aus und trägt zwölf Prozent zu den Staatseinnahmen bei.
"Duopol"-Zeiten sind vorbei
Bis zuletzt hatte das russisch-weißrussische Konsortium BPC zusammen mit dem nordamerikanischen Pendant Canpotex rund 70 Prozent des weltweiten Kali-Düngemittelmarktes beherrscht. So konnten sie den Kali-Preis über Jahre auf einem hohen Niveau halten. Doch nun steht das alte System vor dem Aus.
Experten gehen davon aus, dass der Düngemittelhersteller K+S als Anbieter mit vergleichsweise hohen Kosten unter einem Preisrückgang besonders leiden würde. Wegen der zu erwartenden Turbulenzen hat K+S-Chef Norbert Steiner deshalb bereits angekündigt, weitere Einsparungen vornehmen zu müssen.
Er reagierte damit auch auf die nach dem Ende des Preiskartells aufgetretenen Turbulenzen: So hatte K+S bereits seine Jahresprognose kassiert und einen Abstieg aus dem Dax nur knapp verhindert.
Gibt es neue Kooperationen?
Nach Einschätzung von Händlern und Branchenkennern sucht Belaruskali derzeit nach neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, denn international ist der Konzern ohne seinen früheren Partner Uralkali nicht besonders gut aufgestellt. Branchenkreisen zufolge hat Belaruskali Indien einen neuen Vertrag für die zweite Jahreshälfte angeboten, der einen Tonnenpreis von 360 Dollar vorsehe - 67 Dollar weniger als noch im ersten Halbjahr. Ein solches Abkommen würde die Konkurrenz nicht nur zwingen, die Preise in Indien zu senken, sondern auch in anderen Märkten, eingeschlossen China, das traditionell am günstigen ist.
Erstes spürbares Resultat des aufgekündigten Konsortiums: In Brasilien stürzte der Spot-Preis für das teurere gekörnte Kali auf 370 Dollar je Tonne von 450 Dollar je Tonne noch Anfang Juli ab. Branchenkreisen zufolge verkauften Belaruskali und K+S Ladungen zu 370 Dollar die Tonne.
Hersteller und Käufer erwarten, dass die Preise in Brasilien in den kommenden Wochen weiter auf 350 bis 360 Dollar je Tonne sinken werden. Brasilien importierte 2012 rund 7 Millionen Tonnen Kali, etwa 14 Prozent des weltweiten Verbrauchs. In China könnte der Preis den Kreisen zufolge auf 320 Dollar je Tonne fallen.
Quelle: ntv.de, bad/rts