Zahlungsaufschub zurückgezogen E-Bike-Hersteller VanMoof ist pleite
18.07.2023, 09:39 Uhr Artikel anhören
Die Fahrradbranche hatte in der Pandemie einen Boom erlebt, da Kunden den öffentlichen Nahverkehr scheuten.
(Foto: picture alliance / ANP)
VanMoof expandiert in der Corona-Pandemie kräftig. Doch seitdem geht es für den E-Bike-Hersteller bergab. In der vergangenen Woche hat der einstige Shootingstar noch einen Zahlungsaufschub gewährt bekommen. Den zieht ein Gericht in Amsterdam nun zurück.
Der einst als Shootingstar gefeierte niederländische E-Bike-Hersteller VanMoof ist pleite. Das zuständige Amsterdamer Gericht habe den vergangene Woche gewährten Zahlungsaufschub zurückgezogen und das Unternehmen für zahlungsunfähig erklärt, teilte VanMoof mit. Das Auslandsgeschäft sei nicht betroffen.
In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen sich bereits entschieden, seine Filialen zu schließen. "Wir werden alle Kundinnen und Kunden so bald wie möglich über anstehende Auslieferungen oder Reparaturen informieren", teilte VanMoof mit. Der Verkauf neuer Räder wurde eingestellt. Vor dem Laden in Amsterdam versammelten sich am vergangenen Mittwoch verärgerte Kunden. Viele hatten ihr Fahrrad zur Reparatur gebracht oder es schon bestellt. "Ich bin hier, um mein Fahrrad abzuholen, aber sie lassen mich nicht rein", sagte eine Kundin. "Das ist eine Schande."
VanMoof hatte in der Corona-Pandemie kräftig expandiert. Seitdem geht es aber bergab. Niederländischen Medien zufolge kämpft die Firma mit langen Lieferzeiten und technischen Problemen. 2021 stand ein Verlust von 80 Millionen Euro unter dem Strich, 2022 ebenso, wie die Zeitung "Het Financieele Dagblad" berichtete.
Nachfrage stieg, es kam zu Lieferproblemen
Die Fahrradbranche hatte in der Pandemie einen Boom erlebt, da Kunden den öffentlichen Nahverkehr scheuten und das Radeln bei geringem Infektionsrisiko an der frischen Luft für sich entdeckten. Wegen der hohen Nachfrage sprang die Produktion hoch, es kam zu Lieferproblemen. Zuletzt kühlte sich der Markt wieder ab. Die wirtschaftliche Grundlage der Branche sei aber intakt und die Popularität des Radfahrens ungebrochen, sagte Kevin Mayne, Chef des Verbands Cycling Industries Europe zuletzt.
Trotz des nachlassenden Corona-Rückenwinds für die Branche wuchs der Umsatz mit Fahrrädern sowie Bikes mit Elektroantrieb um 7,4 Prozent auf insgesamt 21,2 Milliarden Euro, teilte der Verband der europäischen Fahrradindustrie im Juni mit. Dabei legten die Verkäufe von Rädern mit Elektro-Motor in der EU und Großbritannien insgesamt um 8,6 Prozent auf 5,5 Millionen zu, während deren Produktion um fast ein Fünftel (19 Prozent) hochschoss, berichtete der Verband auf der Branchenmesse Eurobike.
Quelle: ntv.de, jki/AFP