Reaktion auf aktuelle Marktlage EADS erwägt Bankgründung
01.06.2012, 15:50 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Siemens, Daimler und VW haben bereits ihre eigenen Finanzinstitute. Einem Medienbericht zufolge will der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS nun nachziehen. Damit könnten die herkömmlichen Banken umgangen werden. Die Ratingagenturen haben zuletzt mehrere Banken heruntergestuft.
Auf der Suche nach einer günstigen Finanzierung seiner Geschäfte prüft nun auch der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS die Gründung einer eigenen Bank. "Das Thema Banklizenz ist für uns angesichts der aktuellen Marktlage eine von mehreren Optionen, die wir untersuchen", sagte der frühere Finanzvorstand Hans Peter Ring der "Financial Times Deutschland".
Damit würde die Airbus-Mutter in die Fußstapfen von Dax-Konzernen wie Siemens, Daimler und Volkswagen treten. Diese nutzen ihre Lizenz, um die herkömmlichen Finanzinstitute zu umgehen und an die langfristigen Liquiditätsspritzen der EZB zu gelangen oder bei der Notenbank ihre Guthaben sicher anzulegen.
Als Grund für die Überlegungen nannte Ring die Tatsache, dass Ratingagenturen zuletzt die Bonität einiger Banken schlechter bewertet haben, was deren Kosten bei der Kapitalaufnahme verteuert und die Unsicherheiten in der Branche erhöht. "Mittlerweile haben wir in vielen Fällen ein besseres Rating als unsere Partnerbanken. In der Vergangenheit war das meist umgekehrt. Natürlich müssen wir unser Geld so anlegen, dass es sicher wieder verfügbar ist", sagte der Finanzexperte, der EADS noch bis Jahresende als Berater zur Seite steht. Derzeit habe der europäische Konzern etwa elf Milliarden US-Dollar liquide Mittel angelegt.
Ein Ausflug in die Finanzbranche lohnt sich Experten zufolge für Großkonzerne, die üppige Investitionen abwickeln. Während Autobauer über eigene Finanzierungsangebote vor allem ihren Absatz ankurbeln, erschließen sich Unternehmen wie Siemens neue Geschäftsfelder. Eine Finanzierung über die eigene Bank stützt die direkte Beziehung zum Kunden, die dann auch in diesem Fall ohne einen Dritten auskommt.
Ring hat seinen Posten auf der Hauptversammlung an Harald Wilhelm abgetreten. Zudem gab der bisherige EADS-Chef Louis Gallois den Staffelstab an Thomas Enders weiter, der bisher für die EADS-Tochter Airbus verantwortlich war.
Quelle: ntv.de, rts