Wirtschaft

"Die Hälfte ist geschafft" ESM-Chef verbreitet Optimismus

Der deutsche Finanzfachmann Klaus Regling leitet den ESM.

Der deutsche Finanzfachmann Klaus Regling leitet den ESM.

(Foto: dapd)

Klaus Regling ist als Leiter des Euro-Rettungsschirms eine zentrale Figur in der Bekämpfung der Schuldenkrise. In einem Zeitungsinterview wendet er sich gegen die negative Stimmung in Europa. Die Strategie funktioniere besser, als wahrgenommen werde. Sorgen macht er sich trotzdem.

Der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, hat die Staaten der Euro-Zone zu weiteren Reformen ermahnt. "Meine größte Sorge ist, dass einige Krisenländer nicht die politische Kraft haben, den schmerzhaften, aber wirksamen Reformkurs bis zum Ende durchzuhalten. Das wäre eine Katastrophe", sagte Regling der "Rheinischen Post".

Zugleich warnte er vor weiteren Diskussionen über ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone: "Ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion wäre die teuerste aller denkbaren Lösungen." Regling wehrt sich aber auch gegen einen zu großen Pessimismus: "Unsere Krisenstrategie wirkt. Und zwar besser als weithin wahrgenommen wird", sagte er.

Regling zog eine positive Bilanz der bisherigen Politik zur Überwindung der Schuldenkrise: "Die Krise ist noch nicht vorbei. Aber wir haben mehr als die Hälfte des Weges bei den nationalen Anpassungslasten geschafft." Die Unterschiede zwischen den Euro-Staaten bei Haushalts- und Leistungsbilanzdefiziten verringerten sich seit zwei Jahren. Zugleich steige die Wettbewerbsfähigkeit in allen südlichen Mitgliedsländern der Euro-Zone.

Die griechische Regierung verhandelt seit Wochen mit der Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission über zusätzliche Einsparungen. Eine Einigung ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die nächste Tranche an Hilfsgeldern von 31,5 Milliarden Euro freigegeben wird.

Ob die Strategie der Eurozone tatsächlich so gut funktioniert, ist unter Ökonomen aber umstritten. Die angeschlagenen Staaten kämen nur auf die Beine, wenn Sie mehr Zeit für Reformen hätten, heißt es beispielsweise in dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. "Ohne, dass der Austeritätskurs gestreckt wird, sehe ich keine Hoffnung für die Krisenländer und damit auch keine Hoffnung für unser wirtschaftliches Umfeld", sagt Direktor Gustav Horn. Überzogenes Sparen habe das Währungsgebiet in die Rezession geführt und sorge dafür, dass es auch 2013 so bleibe.

Zur Lösung der Schulden- und Vertrauenskrise in der Euro-Zone sei es wichtig, dass die Reformauflagen als Gegenleistung für Milliardenhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds nicht zu streng seien, sagte Horn. "Die spanische Regierung zögert, weil sie sieht, dass diese Auflagen eine Wirtschaft zum Absturz bringen können. Dafür gibt es Beispiele - das sind Griechenland und Portugal." Deshalb seien die Auflagen "unsinnige Sanktionspolitik", die den gesamten Euro-Raum schädigten. "Die Medizin, die wir den Ländern zu schlucken geben, ist schlimmer als die Krankheit, an der sie leiden." Staaten, die sich an den ESM richteten, müssten die Auflagen vielmehr als Hilfe verstehen statt als Bestrafung, sagte Horn.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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