Wirtschaft

Nach Mega-Schnäppchenkrediten EZB friert Bondkäufe fast ein

Nach der spektakulären Flutung der Märkte mit Schnäppchenzinsen für dreijährige Kredite zeigt sich die EZB bei den umstrittenen Anleihenkäufe knausrig. Statt üblicher Milliardensummen schonen die Zentralbanker die Kasse und legen ihre Käufe quasi auf Eis.

Die EZB tritt bei den Weihnachtseinkäufen auf die Bremse.

Die EZB tritt bei den Weihnachtseinkäufen auf die Bremse.

(Foto: dapd)

Die Europäische Zentralbank hat ihre Staatsanleihenkäufe in dieser Woche extrem heruntergefahren. Sie erwarb am Markt Papiere im Wert von gerade einmal 19 Mio. Euro. In der vorigen Woche waren es knapp 3,4 Mrd. Euro gewesen, Analysten hatten auch diesmal mit drei Mrd. Euro gerechnet.

Seit Mai 2010 hat die Zentralbank damit Bonds von klammen Eurostaaten wie Italien und Spanien im Gesamtwert von 211 Mrd. Euro aufgekauft. Allerdings hatte die EZB diese Woche erstmals eine Kreditlinie über drei Jahre aufgelegt: Europas Banken versorgten sich mit fast einer halben Billion Euro zu ultraniedrigen Zinsen. Mit dieser Aktion wollte die EZB einen großen Beitrag dazu leisten, angesichts strengerer Eigenkapitalvorschriften für Banken eine Kreditklemme in Europa zu verhindern. Beobachter sehen darin jedoch auch einen Schritt, der mit der Hoffnung verbunden ist, dass zumindest ein Teil des billigen Geldes durch die Banken zum Kauf europäischer Staatsanleihen genutzt werden könnte.

Einen Teil der insgesamt 488 Mrd. Euro, die sich die Banken bei der EZB geliehen haben, legten sie kurzzeitig wiederum bei der EZB an. Da sie für eintägige Einlagen bei der Zentralbank jedoch lediglich 0,25 Prozent Zins erhalten, ihr selbst geliehenes Geld der EZB jedoch 1,0 Prozent Zins kostet, dürfte dies nur ein vorübergehender Effekt sein, da die Banken sonst freiwillig Verluste realisieren würden.

Glaubensfrage

Ihre eigenen begrenzten Käufe von Staatsanleihen verteidigt die EZB mit der Stützung der Märkte, drückt aber mit der Intervention die Zinskosten von Euro-Problemländern wie Italien und Spanien. Das Vorgehen ist deshalb auch innerhalb der Zentralbank umstritten. Vor allem aus Deutschland wurden kritische Töne am Vorgehen der EZB laut. In Frankreich wird hingegen eine Ausweitung des Programms für den Fall einer Eskalation der Euro-Krise befürwortet.

EZB-Chef Mario Draghi betont stets, dass die Bondkäufe weder "ewig noch unbegrenzt" laufen werden. Allerdings sei das Programm solange gerechtfertigt, wie die Funktionsweise der Märkte beeinträchtigt sei, sagte Draghi jüngst der "Financial Times".

Quelle: ntv.de, nne/rts

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