ThyssenKrupp: Stahlhart war einmal Ein Konzern mit vielen Problemen
20.11.2013, 12:37 Uhr
Stahlhart sieht anders aus: ThyssenKrupp versucht derzeit mehrerer Probleme Herr zu werden.
(Foto: REUTERS)
Der Mischkonzern ThyssenKrupp steckt in der schwersten Krise seit der Fusion von Thyssen und Krupp 1999. Mit einem Verkauf des US-Stahlwerks und einer Kapitalerhöhung könnte der Konzern für etwas Entlastung sorgen. Vorstandschef Heinrich Hiesinger kämpft jedoch an vielen Fronten.
Ertragsschwäche
ThyssenKrupp fuhr im Geschäftsjahr 2011/12 einen Nettoverlust von fast fünf Milliarden Euro ein. In den ersten neun Monaten des Ende September abgelaufenen Geschäftsjahres 2012/13 waren es rund 1,2 Milliarden Euro. Die Präsentation der Zahlen für das Gesamtjahr hat der Konzern auf den 2. Dezember verschoben. Analysten zufolge schwächelt nicht nur die amerikanische Stahlsparte. Auch das europäische Stahlgeschäft, der Großanlagenbau, der Verkauf von Autoteilen und die Aufzugssparte hätten im Geschäftsjahr weniger verdient. Der Handel mit Werkstoffen und das Dienstleistungsgeschäft habe hingegen zugelegt.
Steel Americas
Die amerikanische Stahlsparte sorgt seit Jahren für hohe Verluste. Die Kosten für die Werke in den USA und Brasilien waren auf fast 13 Milliarden Euro in die Höhe geschossen, davon mehr als acht Milliarden in Brasilien. Sollte ThyssenKrupp auf dem Werk im Bundesstaat Rio de Janeiro sitzen bleiben, drohen weitere Belastungen. Die Anlage hatte immer wieder technische Probleme. So musste in diesem Jahr ein Hochofen heruntergefahren werden. An dem Werk ist der brasilianische Konzern Vale mit 27 Prozent beteiligt. Vale hatte Insidern zufolge Bedenken gegen einen Verkauf an den brasilianischen Rohstoffkonzern CSN. Insgesamt schrieb Steel Americas nach neun Monaten einen Verlust von 944 Millionen Euro ein.
Schulden
ThyssenKrupp hatte Ende Juni Schulden von 5,3 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote war mit 8,0 Prozent so niedrig wie bei keinem Dax-Konzern. Hiesinger hat dem Abbau der Schulden oberste Priorität eingeräumt, zumal dem Konzern die Ratingagenturen im Nacken sitzen. Wegen der hohen Schulden hat er aber auch nur begrenzt Mittel für Investitionen in neue Wachstumsgeschäfte zur Verfügung. Hiesinger will den Konzern weniger abhängig vom zyklischen Stahlgeschäft machen und stärker auf das Technologiegeschäft mit Anlagen, Aufzügen und U-Booten ausrichten.
Kartelle und KorruptionsvorwürfeE
Der Mischkonzern wird immer wieder von Kartellverstößen und Korruptionsvorwürfen erschüttert. Hiesinger will eine neue Unternehmenskultur, in der für krumme Geschäfte kein Platz ist. Bei illegalen Preisabsprachen war ThyssenKrupp ein Wiederholungstäter. Einem Aufzugskartell folgten Kungeleien mit Schienenherstellern. Hier einigte sich ThyssenKrupp nun mit der Deutschen Bahn auf Schadenersatz. Eine Lösung mit kommunalen Verkehrsbetrieben steht aber noch aus.
Wie ein Damoklesschwert hängt zudem der Verdacht über dem Konzern, sich auch an einem möglichen Kartell von Herstellern von Blechen für die Automobilindustrie beteiligt zu haben. Ob sich dieser Verdacht bestätigt ist offen. Sollte dies aber der Fall sein, wären die Konsequenzen nicht abzuschätzen - die Autoindustrie gehört zu den größten Kunden von ThyssenKrupp.
Stellenabbau
Für Unruhe im Konzern sorgen auch die Pläne zum Abbau tausender Arbeitsplätze. In der Verwaltung sollen 3000 Jobs wegfallen. In der Stahlsparte will ThyssenKrupp 2000 Arbeitsplätze abbauen. Weitere 1800 Stellen könnten durch Beteiligungsverkäufe aus dem Konzern fallen. "Wir bügeln damit auch die Managementfehler der Vergangenheit aus", hatte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath gesagt.
ThyssenKrupp will damit die Kosten um 500 Millionen Euro senken. Die Summe ist Teil der insgesamt geplanten Einsparungen des Konzerns von zwei Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt rund 150.000 Mitarbeiter, etwa 58.000 davon in Deutschland.
Quelle: ntv.de, bad/rts