Kontrast zum Ifo-Index Einkaufsmanager verhalten
23.04.2012, 10:39 Uhr
Die deutsche Konjunktur bietet ein durchwachsenes Bild.
(Foto: dpa)
Das deutsche Wirtschaftswachstum verliert weiter an Dynamik. Der Einkaufsmanagerindex sinkt im April, hält sich aber dank der Dienstleister noch über der Marke von 50 Zählern, die Wachstum anzeigt. Dennoch stehen die Zahlen im Gegensatz zum Ifo-Index, der eine deutliche Konjunkturbelebung suggeriert hatte.
Die deutsche Privatwirtschaft ist mit einem geringen Wachstum in den Frühling gestartet. Der Einkaufsmanagerindex fiel im April um 0,7 auf 50,9 Punkte, wie das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 1000 Unternehmern mitteilte. Das ist der bislang schlechteste Wert in diesem Jahr. Das Barometer hielt sich aber über der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird.
Garant dafür sind die Dienstleister. Deren Barometer legte um 0,5 auf 52,6 Zähler zu. Deutlich schlechter lief es in der Industrie: Hier fiel der Index um 2,1 auf 46,3 Punkte und damit auf den schlechtesten Wert seit fast drei Jahren. Erstmals seit Anfang 2010 habe die Privatwirtschaft wieder Stellen abgebaut, hieß es.
"Die Deutsche Wirtschaft steht weiter auf der Kippe zur Rezession. Die leichten Zugewinne im Dienstleistungsbereich konnten im April die Verluste im verarbeitenden Gewerbe abfangen", kommentierte Markit-Ökonom Tim Moore das Ergebnis.
Die Umfrage steht in starkem Kontrast zum Ifo-Geschäftsklimaindex. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kletterte im April den sechsten Monat in Folge, wozu zuletzt vor allem die Industrie beisteuerte. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn zu der Umfrage unter 7000 Firmenchefs. Auch Analysten rechnen mit einer Frühjahrsbelebung: Einer Reuters-Umfrage zufolge erwarten sie für das zweite Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent, nachdem es zum Jahresauftakt nur 0,1 Prozent gewesen sein sollen.
Euro-Zone rutscht weiter ab
In der Euro-Zone musste die Wirtschaft einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Sowohl die Industrie als auch die Dienstleister verbuchten schwächere Geschäfte als im März. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sackte überraschend um 1,7 auf 46,0 Zähler. Das Barometer entfernte sich damit weiter von der 50-Punkte-Wachstumsmarke. Experten hatten mit einem leichten Anstieg auf 48,0 Punkte gerechnet. Auch im Servicesektor lief es schlechter: Der Index fiel um 1,3 auf 47,9 Zähler. Fachleute hatten mit einem minimalen Plus gerechnet.
Viele Ökonomen sagen den 17 Euro-Ländern eine milde Rezession in diesem Jahr voraus. Während es bei den Schwergewichten Deutschland und Frankreich bergauf gehen sollte, dürften viele Sorgenkinder am Rand der Euro-Zone wegen der Schuldenkrise an der Schwelle der Rezession bleiben.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ