Wirtschaft

Stellenboom, Löhne, Weihnachten Einzelhandel trägt Deutschland

Im Land der vollen Fußgängerzonen: Viele kommen nur zum Flanieren, bestellt haben sie längst im Internet.

Im Land der vollen Fußgängerzonen: Viele kommen nur zum Flanieren, bestellt haben sie längst im Internet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Land verändert sich im Innersten: Die private Nachfrage der Verbraucher gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung, die viel gerühmte Exportstärke rückt in den Hintergrund. Das Online-Geschäft stärkt und belebt den Einzelhandel. Der Konsum wird zur tragenden Stütze der deutschen Wirtschaft.

Die Geschäfte der deutschen Einzelhändler sind 2011 so gut gelaufen wie seit mindestens 17 Jahren nicht mehr. Der Umsatz legte zwischen 2,7 und 2,9 Prozent zu, teilte das Statistische Bundesamt auf Grundlage einer ersten Schätzung mit.

Online hin oder her: Die gute Beratung im Fachgeschäft ist so leicht nicht zu ersetzen.

Online hin oder her: Die gute Beratung im Fachgeschäft ist so leicht nicht zu ersetzen.

(Foto: dpa)

"Ein besseres Ergebnis hat es seit Einführung der gesamtdeutschen Statistik 1994 noch nicht gegeben", sagte ein Statistiker. Preisbereinigt (real) blieb ein Plus von 1,1 bis 1,3 Prozent übrig. Hier gab es zuletzt 2004 mit 2,0 Prozent ein kräftigeres Wachstum. Besonders der Internet- und Versandhandel boomte.

Zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäftes ging dem Einzelhandel allerdings etwas die Puste aus. Im November sank der Umsatz um 0,7 Prozent zum Vormonat und damit bereits zum zweiten Mal in Folge. Real gab es ein Minus von 0,9 Prozent. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit stabilen Einnahmen gerechnet. Immerhin blieben die Umsätze noch deutlich über dem Niveau des November 2010.

Optimales Umfeld

Die gute Verbraucherstimmung spricht für eine im neuen Jahr. Das verharrte im Januar bei 5,6 Punkten - trotz Schuldenkrise und drohender Konjunkturflaute. Dafür sorgten die gute Lage am Arbeitsmarkt und höhere Löhne. Nach Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird der private Konsum in diesem Jahr um 1,1 Prozent zulegen, die Wirtschaft insgesamt dagegen nur um 0,6 Prozent.

In Fachkreisen fielen die ersten Reaktionen zur amtlichen Umsatz-Statistik durchmischt aus. "Die Rekordbeschäftigung, günstige Finanzierungsbedingungen und die wegen niedriger Zinsen geringen Anreize zum Sparen helfen dem Einzelhandel", kommentierte zum Beispiel Chefvolkswirt Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus die Daten. "Hinzu kommt, dass die Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr gestiegen sind. Die Schuldenkrise hat sich weder in der Verbraucherstimmung noch im tatsächlichen Konsumverhalten nachhaltig bemerkbar gemacht. Solange sich die Beschäftigungslage nicht merklich verschlechtert, bleibt der Konsum eine Stütze der Konjunktur."

Aussicht auf revidierte Daten?

"Wir hatten bei den Monatszahlen mit einem Plus gerechnet", äußerte sich dagegen Ulrike Rondorf von der Commerzbank spürbar enttäuscht. "Die Daten signalisieren, dass das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal wohl gesunken ist." Allerdings werde der Konsum auch aus ihrer Sicht 2012 die "stabilisierende Säule der deutschen Wirtschaft". Das Exportwachstum dürfte weiter zurückgehen, erklärte Rondorf. "Dem Konsum kommt also eine wichtige Rolle zu. Den Abschwung werden die Verbraucher wegen des noch gut laufenden Arbeitsmarktes erst zeitverzögert spüren. Der Konsum wird robust bleiben."

Ähnlich reagierte Holger Schmieding von der Berenberg Bank. "Es ist enttäuschend, dass der Einzelhandel zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäftes weniger umgesetzt hat. Aber viele Geschäfte haben berichtet, dass es im Dezember deutlich besser gelaufen ist. Hinzu kommt, dass die Daten vom Statistikamt häufig noch kräftig revidiert werden. Das Verbrauchervertrauen, die Einkommenssituation und die Rekordbeschäftigung sprechen dafür, dass der private Verbrauch in diesem Jahr robust bleiben wird."

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen