Wirtschaft

Auf RWE 2015 folgt RWE Neo Energieriese zückt erneut den Rotstift

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(Foto: REUTERS)

Die großen Energieversorger suchen weiter nach einem Geschäftsmodell. Ihnen machen vor allem fallende Preise zu schaffen. Inzwischen erwägen sie die Stilllegung von Kraftwerken. Nun beschließt RWE wohl ein neues Sparprogramm - mit weiteren Stellenstreichungen.

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Der Energiekonzern RWE dreht weiter an der Kostenschraube stellt bei seiner Kraftwerkstochter alles auf den Prüfstand. Weitere Stellenstreichungen dürften die Folge sein. Mit dem Programm RWE Neo sollen bei RWE Generation mindestens 500 Millionen Euro im Jahr eingespart werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertrauten Person. Damit würden sich die jährlichen Kostensenkungen im Konzern auf über 1,5 Milliarden Euro summieren. RWE habe alle Kosten auf den Prüfstand gestellt, sagte ein Sprecher. Details über die Höhe etwaiger weiterer Einsparungen nannte er nicht.

Die Verdrängung der großen Gas- und Kohlekraftwerke durch den in Deutschland vorrangig eingespeisten Ökostrom und die auch wegen der Rezession in Südeuropa gefallenen Großhandelspreise machen den Energiekonzernen immer mehr zu schaffen. Die Folge: Stilllegung weiterer Kraftwerke, zusätzliche Stellenstreichungen und neue Sparprogramme. Erst vor wenigen Tagen hatte RWE-Chef Peter Terium von der "größten Branchenkrise aller Zeiten" gesprochen und vor "erheblichen Stilllegungen" von Kraftwerken gewarnt. So habe RWE Anlagen mit einer Kapazität von mehr als 10.000 Megawatt (MW) unter "kritischer Beobachtung".

RWE verhandelt offenbar über weitere Stellenstreichungen

Der Essener Versorger mit seinen insgesamt knapp 70.000 Mitarbeitern hatte bereits vor längerer Zeit den Abbau von 8000 Stellen zwischen 2011 und 2014 angekündigt. 3000 davon sollten durch Verkäufe, wie etwa die Stromnetztochter Amprion, aus dem Konzern fallen und 5000 im operativen Geschäft gestrichen werden. Bei 1600 Jobs ist das schon der Fall. Der seit Juli 2012 amtierende Terium hatte mit dem Programm RWE 2015 noch einen draufgelegt. Danach sollen - vornehmlich in der Verwaltung -  zusätzlich 2400 Jobs gestrichen, ausgelagert oder - etwa nach Krakau - verlagert werden.

RWE-Chef Peter Terium lässt bei der Kraftwerkstochter offenbar alles durchleuchten.

RWE-Chef Peter Terium lässt bei der Kraftwerkstochter offenbar alles durchleuchten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aber auch dabei werde es nicht bleiben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus dem Unternehmen. In einem Reuters vorliegenden internen Schreiben an die Beschäftigten der Kraftwerkstochter heißt es: "Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage können für die Zukunft Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Beschäftigung bei RWE Generation/RWE Power nicht ausgeschlossen werden." Wie viele der rund 18.000 Arbeitsplätze bei RWE Generation betroffen sein könnten, sei noch unklar. Das "Handelsblatt" berichtete von mehreren hundert Stellen. Das Management kündigt in dem Brief an, bis September die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über Sozialpläne und Interessenausgleich abschließen zu wollen.

Mit den Sparanstrengungen will Terium RWE wieder auf die Erfolgsspur bringen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Versorger trotz Rückzahlungen des russischen Gaslieferanten Gazprom mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses von zuletzt 6,4 Milliarden auf 5,9 Milliarden Euro. Den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hatte Terium für 2013 auf rund neun Milliarden Euro taxiert - nach 9,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Schuldenberg belastet Versorger

Auch Konkurrent Eon hat bereits die Axt angelegt. Konzernchef Johannes Teyssen hatte vor zwei Jahren die Beschäftigten mit der Ankündigung in Unruhe versetzt, bis zu 11.000 der weltweit 80.000 Stellen abzubauen. Monatelange gingen Beschäftigte auf die Barrikaden, ehe es zu einer Einigung mit den Arbeitnehmervertretern kam. Inzwischen läuft der Stellenabbau weitgehend geräuschlos. Daneben hat Teyssen im großen Stil Tafelsilber verkauft, RWE setzt ein ähnliches Programm um. Und dennoch: Eon drücken angesichts der ausufernden Expansion früherer Jahre Schulden von über 31 Milliarden Euro. RWE hat gut 33 Milliarden Euro Miese. Neue Investitionen zahlen sich hingegen frühestens nach Jahren aus - wenn überhaupt.

Die Aussicht auf ertragsreichere Zeiten durch den rigideren Sparkurs ließ Anleger zugreifen: Der Aktienkurs von RWE legte zwischenzeitlich um mehr als drei Prozent auf 23,19 Euro zu und führte damit die Gewinnerliste im Dax an. RWE hat allerdings wie sein größerer Wettbewerber Eon seit Jahresbeginn an der Börse deutliche Einbußen hinnehmen müssen. RWE kommen seit Januar auf ein Minus von 28 Prozent, Eon auf Abschläge von 12 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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