Namen von 2000 Steuersündern? Ex-Banker beliefert Wikileaks
19.01.2011, 18:30 Uhr
Julius Bär in Zürich: Für manchen Bankkunden könnte es eine unangenehme Woche werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Mit den Namen von prominenten Steuersündern versucht ein Schweizer die Öffentlichkeit auf seinen Fall aufmerksam zu machen: Der ehemalige Julius-Bär-Banker muss sich in der kommenden Woche vor Gericht wegen Verletzung des Bankgeheimnisses verantworten. Jetzt hofft er auf den Beistand von Wikileaks-Gründer Assange. Auch deutsche Steuersünder müssen womöglich zittern.
Ein früherer Schweizer Banker will einem Zeitungsbericht zufolge weitere brisante Bankdaten über die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichen. Betroffen seien womöglich prominente Steuersünder, auch aus Deutschland, berichtete die Schweizer Zeitung "Der Sonntag". Bei dem Geheimnisträger handelt es sich dem Bericht zufolge um Rudolf Elmer, einen ehemaligen Angestellten des Bankhauses Julius Bär.
Elmer, der seinen Posten bei dem Züricher Vermögensverwalter 2002 aufgeben musste, steht ab Mittwoch wegen Verletzung des Bankgeheimnisses vor Gericht. Er kündigte an, weitere Daten an die Enthüllungsplattform Wikileaks übergeben zu wollen. Die Übergabe soll zu Wochenbeginn im Rahmen einer Pressekonferenz in London stattfinden. Wikileaks-Gründer Julian Assange werde per Videokonferenzschaltung an der Veranstaltung in London teilnehmen. "Assange wird sich die Chance nicht nehmen lassen, den ersten Wikileaks-Whistleblower, der vor den Richter muss, öffentlich zu unterstützen", sagte Rudolf Elmer der Schweizer Zeitung.
Auf zwei CDs seien die Namen und Kontodaten von rund 2000 Bankkunden, erklärte Elmer dem Blatt. Darunter seien prominente Namen aus der Wirtschaft, Künstler und etwa 40 Politiker. "Die Dokumente zeigen, dass sie sich hinter dem Bankgeheimnis verstecken, wahrscheinlich um Steuern zu umgehen", zitierte die Zeitung Elmer. Genannt würden Multimillionäre, internationale Firmen und Hedgefonds aus mehreren Ländern, darunter die USA, Deutschland und Großbritannien.
Allein gegen die Schweizer Banken?
Die Datensätze kämen von drei Finanzinstitutionen, unter anderem von Elmers früherem Arbeitgeber Julius Bär, und umfassten den Zeitraum von 1990 bis 2009, hieß es. Viele der Dokumente seien Elmer von anderen zugetragen worden. Die neuen Dokumente würden nicht unmittelbar nach Übergabe publiziert, berichte die Zeitung. Sie würden zunächst einer Sicherheitsprüfung unterzogen. Weder Elmer noch Julius Bär waren zunächst für Stellungnahmen zu erreichen.
Elmer verhalf Wikileaks als einer der ersten zu internationaler Aufmerksamkeit. Er hatte seinem Ex-Arbeitgeber während seiner Tätigkeit auf den Cayman Islands Kundendaten entwendet, die er dann vor ein paar Jahren auf der Enthüllungsplattform veröffentlichte. Mit den Daten wollte Elmer belegen, wie die Bank vermögenden Kunden systematisch bei der Hinterziehung von Steuern behilflich war.
Auf internationalen Druck war die Schweiz im vergangenen Jahr von ihrer harten Linie abgewichen und hatte ihr Bankgeheimnis durch internationale Abkommen zur Aufklärung von Steuerhinterziehung gelockert.
Quelle: ntv.de, mmo/rts