Wirtschaft

Libor-Manipulation Ex-Mitarbeiter gewinnen gegen Deutsche Bank

Die Deutsche Bank hat laut Gericht vier Mitarbeiter zu Unrecht gekündigt.

Die Deutsche Bank hat laut Gericht vier Mitarbeiter zu Unrecht gekündigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fünf Mitarbeiter hat die Deutsche Bank im Libor-Skandal vor die Tür gesetzt. Sie sollen unangemessene Absprachen getroffen haben. Mit einem einigt sich das Geldhaus. Die anderen ziehen vor Gericht - mit Erfolg.

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Im Skandal um den manipulierten Interbanken-Zinssatz Euribor hat die Deutsche Bank vor Gericht eine Schlappe erlitten. Vier mit der Ermittlung des Zinssatzes befasste Händler muss das Geldhaus wieder einstellen. Das Arbeitsgericht in Frankfurt gab einer Klage der Geldmarkt-Händler statt, denen die Bank unangemessene Absprachen vorgeworfen hatte. Die Vorsitzende Richterin Annika Gey bezeichnete die Kündigungen als unverhältnismäßig. Die Händler seien in einem ständigen Interessenkonflikt gewesen. Für den Umgang zwischen den Händlern und den für die tägliche Meldung des Euribor zuständigen Mitarbeitern habe es keine Richtlinien gegeben.

Die Deutsche Bank hatte fünf Mitarbeiter im Februar erst freigestellt und später entlassen, nachdem sie interne Chats und E-Mails analysiert hatte. Darin sollen sie sich den Vorwürfen zufolge mit anderen Händlern in der Bank über die Meldung des Euribor-Zinssatzes abgesprochen haben, für die sie zuständig waren. Der Euribor wird durch eine Umfrage unter rund 40 Banken ermittelt.

Anspruch auf Weiterbeschäftigung

In dem Fall drohen der Deutschen Bank empfindliche Strafen der Aufsichtsbehörden, die eine Reihe von Instituten im Verdacht hat, den Euribor und den Libor-Zinssatz zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Barclays, die Royal Bank of Scotland und die UBS mussten bereits hohe Bußgelder zahlen. Beim deutschen Branchenprimus erkannte die Finanzaufsicht Bafin nach einer Sonderprüfung zwar kein bewusstes Fehlverhalten im Top-Management, wie aus Finanzkreisen zu hören ist. Die Bafin rügte aber zu lasche interne Kontrollen. Die weltweiten Ermittlungen laufen noch.

Mit einem der Händler hatte sich die Bank außergerichtlich geeinigt. Die vier anderen zogen vor Gericht. Sie hatten argumentiert, ihnen sei nichts von einem Verbot von Absprachen mit anderen Händlern bekannt gewesen. Ihr Anwalt Peter Rölz erklärte, der Bank sei klar gewesen, dass Derivate- und Geldmarkt-Händler miteinander redeten. Er zeigte sich zufrieden mit dem Urteil. Nun haben die vier Geldmarktexperten Anspruch auf Weiterbeschäftigung bis zum Abschluss des Rechtsstreits. Zudem muss die Bank ihnen Gehälter samt Zinsen nachzahlen.

Bank kann Berufung einlegen

Die Deutsche Bank hatte sich auf den Standpunkt gestellt, dass die Euribor-Schätzungen "völlig objektiv" hätten sein müssen. Deshalb hätten die Absprachen gegen die Vorschriften verstoßen. Die Bank hat noch das Recht, in Berufung zu gehen. Davor wollen ihre Anwälte aber die schriftliche Urteilsbegründung abwarten.

Die "London Interbank Offered Rate" (Libor) gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Der Euribor ist quasi die Euro-Variante. Diese Zinssätze werden täglich von einer Reihe internationaler Großbanken gemeinsam festgelegt. Weil sie als Grundlage für Geschäfte in Billionenhöhe gelten - von Baukrediten bis zu komplexen Derivate-Geschäften - können schon kleine Veränderungen große Schwankungen auslösen. Großbanken sollen auf diesem Feld über Jahre manipuliert haben, um höhere Gewinne einzustreichen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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