Wirtschaft

Prozess wegen Insiderhandels Ex-SdK-Sprecher gesteht

Früher setzte er sich für den Schutz von Aktionären an, nun steht er selbst wegen krimineller Börsengeschäfte vor Gericht: Ein ehemaliger Sprecher einer Anlegerschutzgemeinschaft gesteht Insiderhandel. Dank des Geständnisses könnte er mit einer Bewährungs- und einer Geldstrafe davon kommen.

Gesteht vor Gericht: Christoph Öfele.

Gesteht vor Gericht: Christoph Öfele.

(Foto: dpa)

Im Skandal um manipulierte Aktienkurse hat ein ehemaliger Aktionärsschützer vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Zum Prozessauftakt gab der frühere Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Christoph Öfele, vor dem Landgericht München Insiderhandel in 92 Fällen zu. Damit räumte er die Vorwürfe der Anklage in vollem Umfang ein, wie er über seinen Anwalt erklären ließ. Durch die illegalen Aktiengeschäfte machte der Diplom-Volkswirt nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft einen Millionengewinn.

Öfele war früher neben seinen Börsengeschäften auch Aufsichtsratschef des Fußballclubs 1860 München. Als seine Verwicklung in den Aktienskandal bekannt wurde, legte er den Posten bei den Löwen nieder. Im Gegenzug für das Geständnis stellte das Gericht dem Angeklagten eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren und eine Geldstrafe in Aussicht. Außerdem soll er den größten Teil seines Vermögens in Höhe von mehr als 200 000 Euro als Nebenstrafe an die Staatskasse zahlen. Das Urteil soll am Donnerstag verkündet werden.

Die Stimme der Kleinanleger

Der 43-Jährige hatte sich früher aktiv für den Aktionärsschutz eingesetzt. Für die SdK war er als Sprecher auf Hauptversammlungen aufgetreten, um den Kleinanlegern dort eine Stimme zu geben. Zudem war er als Sachverständiger für geschädigte Kapitalanleger tätig und prangerte auf seiner Website unseriöse Kapitalanlageprodukte an.

Öfele hatte der Anklage zufolge im Jahr 2006 zusammen mit zwei weiteren früheren SdK-Mitarbeitern eine Mehrheit an dem Pharmaunternehmen NascaCell gekauft. Vor dem Börsengang des Unternehmens wurde der Kurs der Aktie mit falschen Informationen in Börsenbriefen in die Höhe getrieben. "Ohne diese Veröffentlichungen wären Einstandskurse von bis zu 11,50 Euro nicht zustande gekommen", hieß es in der Anklage. Ihre Aktienpakete verkauften die drei Männer den Ermittlungen zufolge für rund 12,5 Mio. Euro und machten damit einen hohen Gewinn.

In den Börsenbriefen war unter anderem von zahlreichen renommierten NascaCell-Kunden aus der Pharmabranche wie Aventis, Merck oder Boehringer Ingelheim die Rede. Tatsächlich gab es diese Beziehungen nicht: "Im Mai 2006 bestand mit keinem einzigen deutschen Unternehmen eine längere und andauernde Kooperation", so die Anklage.

Verfasst hatte die Berichte der Herausgeber der Börsenbriefe, der sich bereits seit vergangener Woche wegen zahlreicher Fälle von Kursmanipulation vor Gericht verantworten muss. Das Urteil gegen ihn wurde für Dienstagnachmittag erwartet. Im Fall NascaCell wurde er nach Einschätzung der Anklage aber bewusst von einem der anderen Angeklagten, der als Haupttäter gilt, getäuscht. Er muss sich von kommendem Montag an gemeinsam mit dem ehemaligen Vizechef der SdK, Markus Straub, vor Gericht verantworten. Beide sitzen seit einer groß angelegten Razzia im Herbst 2010 in Untersuchungshaft.

Quelle: ntv.de, dpa

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