"In schwerem Fahrwasser" Experte attackiert EZB
30.09.2011, 08:05 UhrDer Aufkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) beunruhigt immer mehr Fachleute. Der Wirtschaftsweise Franz fordert eine Rückkehr der Notenbank zur Ordnungspolitik. Er lehnt die Einführung von Euro-Bonds ab. Diese könnten "ein Fass ohne Boden werden", äußert Franz.
Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz hat die Europäische Zentralbank (EZB) heftig kritisiert und eine Rückbesinnung auf die Ordnungspolitik gefordert. "Wohin es führt, wenn ordnungspolitische Prinzipien zugunsten eines vermeintlich alternativlosen Pragmatismus über Bord geworfen werden, lehren die Finanzmarktkrise und die Euro-Krise", schrieb der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im "Handelsblatt".
Laut Franz ist die EZB sei in schweres Fahrwasser geraten. Seit ihrer Entscheidung, griechische Staatsanleihen anzukaufen, bewege sie sich "auf einer abschüssigen Bahn".
"Noch gravierender fallen die Bedenken in Bezug auf die Vernetzung mit der staatlichen Schuldenpolitik aus", warnte der Ökonom. Die Finanzierung von Staatshaushalten gehöre zu den Todsünden einer Zentralbank. Franz sprach sich auch gegen Euro-Bonds aus: "Das ordnungspolitische Prinzip einer Haftung schließt Euro-Bonds als allgemeines Finanzierungsinstrument mit gesamtschuldnerischer Haftung aus." Euro-Bonds dürften "ein Fass ohne Boden werden", warnte Franz.
Hüther gegen weitere EFSF-Aufstockung
Der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hält nach dem jüngsten Bundestagsbeschluss zur Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF eine weitere Kapitalaufstockung nicht für politisch durchsetzbar. "Eine Ausweitung der Garantien würde Deutschland tatsächlich überfordern", sagte Hüther der "Saarbrücker Zeitung".
Wenn der EFSF nachgebessert werden sollte, dann gehe das nur über andere Instrumente wie die Kreditausfallversicherung. Wenn der Fonds Kredite versichere statt sie auszureichen, "dann hätte das keine Auswirkungen auf die deutsche Bonität", sagte der Wirtschaftsexperte. Auf diese Weise würde auch Ruhe an den Märkten einkehren, weil sich damit hypothetisch auch Spanien oder Italien retten ließen. "Das hat viel mit Psychologie zu tun", so Hüther.
Quelle: ntv.de, rts/DJ