Wirtschaft

Jubelschreie im Außenhandel Export begeistert Analysten

Produkte aus deutschen Landen stoßen am Weltmarkt auf rege Nachfrage: Laut amtlicher Statistik legen die Ausfuhren im Februar kräftiger zu als erwartet. Volkswirte trauen der deutschen Exportwirtschaft in diesem Jahr noch deutlich mehr zu. Ein Überblick.

Dienstleister, Maschinenbauer, Industrie, Wirtschaftsweise, Produktion, Export: "Es war eine gute Woche für die deutsche Wirtschaft."

Dienstleister, Maschinenbauer, Industrie, Wirtschaftsweise, Produktion, Export: "Es war eine gute Woche für die deutsche Wirtschaft."

(Foto: REUTERS)

Nach einer Verschnaufpause zum Jahresanfang hat Deutschlands Exportwirtschaft im Februar wieder deutlich mehr verkauft. Die Ausfuhren legten im Vergleich zum Januar um 2,7 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anhand vorläufiger, kalender- und saisonbereinigter Zahlen mitteilte.

In ihren Berechnungen kamen die Statistiker dabei auf den stärksten Zuwachs seit fünf Monaten. Analysten hatten lediglich ein Plus von 1,5 Prozent erwartet. Im Januar hatten die deutschen Exporte im Monatsvergleich zum Dezember noch 1,0 Prozent eingebüßt. Die Entwicklung im Außenhandel gilt als einer der wichtigsten Anzeiger für die Perspektiven der gesamten deutschen Wirtschaft.

Deutlich mehr Einfuhren

Bei den Importen zeichnete sich der Aufschwung noch besser ab: Die Einfuhren nach Deutschland stiegen um 3,7 Prozent. Den amtlichen Angaben zufolge war das Plus zum Vormonat bei den Exporten zuletzt im vergangenen September (+3,0 Prozent) und bei den Importen zuletzt im vergangenen November (+4,1 Prozent) ähnlich hoch.

Im Vergleich zum Vorjahr fallen die Zuwächse noch deutlicher aus: So legten Deutschlands Exporte gegenüber Februar 2010 um 21 Prozent zu, die Importe sogar um 27 Prozent. So kamen Ausfuhren im Gesamtwert von 84 Mrd. Euro zusammen. Mit diesem Betrag hat Deutschland wieder das Vorkrisenniveau erreicht, hieß es in Analystenkreisen. Die Einfuhren nach Deutschland summierten sich auf 71,9 Mrd. Euro.

Die Außenhandelsbilanz, die Exporte und Importe gegenüberstellt, schloss den Februar mit einem Überschuss von 12,1 Mrd. Euro ab - nach einem Saldo von 12,7 Mrd. Euro vor Jahresfrist. Kalender- und saisonbereinigt gab es ein Saldo von plus 11,4 Mrd. Euro. Entsprechend positiv fielen die ersten Reaktionen aus.

"Stark als Exportnation"

"Auf den ersten Blick sind das ziemlich gute Zahlen", sagte Postbank-Analyst Thilo Heidrich. "Importe und Exporte sind stärker gestiegen als erwartet. Das zeugt davon, dass wir nach wie vor einen regen Handel haben, der sich über alle Regionen gleichermaßen erstreckt", meinte Heidrich.

"Deutschland tritt stark als Exportnation in Erscheinung", betonte er. "Auch für die nächsten Monate sind die Aussichten positiv. Die Stimmungsindikatoren sind auf einem hohen Niveau, und der Auftragseingang legt deutlich zu."

Die Binnennachfrage wächst

Beeindruckt von den Zahlen zeigte sich auch Jürgen Michels von der Citigroup. "Die Exporte stiegen kräftiger als gedacht. Die Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die deutsche Wirtschaft recht stark ins Jahr gestartet ist", hielt Michels mit Blick auf das deutsche Wirtschaftswachstum fest. "Wir rechnen mit einem Wachstum von 1 Prozent im ersten Quartal und von 3 Prozent im Gesamtjahr."

Michels hob hervor, dass auch die Importe weiter stark zu legen. Dafür gebe es mehrere Gründe, erklärte der Citigroup-Experte: Zum einen die steigenden Importpreise, zum anderen die anziehende deutsche Binnennachfrage. Außerdem kauften die Exporteure viele Vorleistungen im Ausland ein.

"Die Pessimisten verstummen"

"Es war eine gute Woche für die deutsche Wirtschaft", bestätigte Coba-Analystin Ulrike Rondorf. "Da kommt Feierstimmung auf. Die Exporte sind gestiegen - das ist erfreulich, weil die vergangenen Monate etwas schwächer waren", kommentierte die Expertin der Commerzbank. "Das dürfte die Pessimisten etwas verstummen lassen. Die Dynamik hat aber schon nachgelassen, wenn man es mit den ersten Quartalen direkt nach dem Einbruch vergleicht."

Der Außenhandel trage auch in diesem Jahr wieder wesentlich zum Aufschwung bei, sagte Rondorf. "Der Boom wird weitergehen, aber in nachlassendem Tempo. Wir rechnen mit einem Wachstum bei den Ausfuhren von etwas mehr als 10 Prozent. Die Zuwachsraten von 2010 dürften aber nicht erreicht werden."

Mit oder ohne Asien

"Die heutigen Zahlen bestätigen, dass die Nachfrage nach deutschen Produkten weiterhin hoch ist. Der Exportboom dürfte im Jahresverlauf weitergehen", schrieben die Commerzbank-Ökonomen in einer ersten Analyse. "Dafür spricht, dass die Weltwirtschaft 2011 mit 4,3 Prozent wohl ähnlich stark wachsen wird wie im vergangenen Jahr."

Die Fachleute der Bank gehen davon aus, dass die Exporte auch in diesem Jahr wichtigster Treiber des starken Wachstums bleiben werden. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen dürfte auch ein etwas schwächeres Wachstum in Asien, etwa in China, gut wegstecken.

Die führenden Forschungsinstitute hatten am Vortag für das laufende Jahr einen anhaltenden Aufschwung vorausgesagt. Die Ökonomen hoben in ihrem ihre Konjunkturprognose deutlich an. Sie erwarten nun eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent. Im Herbst hatten sie nur 2,0 Prozent erwartet.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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