Wirtschaft

Einheits-Look für alle Endgeräte Facebook enthüllt Mobil-Strategie

Börsennotierter Konzern mit einer "Mission": Die Welt "offener und vernetzter" machen - und nebenbei auch Geld verdienen.

Börsennotierter Konzern mit einer "Mission": Die Welt "offener und vernetzter" machen - und nebenbei auch Geld verdienen.

(Foto: AP/dpa)

Der sogenannte Newsfeed ist für Facebook-Nutzer das Gesicht des weltgrößten Online-Netzwerks. Jetzt lässt Gründer Zuckerberg den Nachrichtenstrom neu ausbalancieren: Fotos und die persönlichen Interessen der Nutzer rücken stärker in den Vordergrund. Das Ziel liegt auf der Hand.

Gründer, Chef und oberster Vordenker: Mark Zuckerberg erklärt das neue Design.

Gründer, Chef und oberster Vordenker: Mark Zuckerberg erklärt das neue Design.

(Foto: AP/dpa)

Der US-Konzern Facebook kündigt groß angelegte Veränderungen im Kerngeschäft des sozialen Netzwerks an: Die Darstellung von Neuigkeiten wird grundlegend umgebaut. Fotos und Videos sollen mehr Platz bekommen, der Wechsel zwischen verschiedenen Themenbereichen soll künftig leicht fallen. Facebook will sich zu einer Art individuell zugeschnittener Informationsquelle weiterentwickeln.

"Wir werden jedem auf der Welt die beste personalisierte Zeitung der Welt bieten", versprach Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei der Vorstellung des neuen Konzepts. Der Nachrichtenstrom enthält die Neuigkeiten von "Freunden" und abonnierten Quellen und ist die zentrale Ansicht des Dienstes für die mehr als eine Milliarde Facebook-Nutzer.

In den Strom an Neuigkeiten sollen den Angaben zufolge vorausgewählte Botschaften und Bilder aus dem persönlichen Umfeld ebenso einfließen wie eine Übersicht der wichtigsten Nachrichten des Tages. Wie bei einer Tageszeitung werde es dabei eine "Titelseite" geben, auf der die Hauptnachrichten stünden, sagte Zuckerberg. Nutzer könnten dann in einzelne Geschichten und Themen, die sie besonders interessieren, tiefer einsteigen.

Das neue Design ist stark an die aktuellen Apps für Smartphones und Tablets angelehnt. Damit reagiert der Konzern offenbar auf die Kritik von Branchenbeobachtern und Analysten, die dem Unternehmen Schwächen bei der Vermarktung von Werbeflächen in der mobilen Internetnutzung vorgeworfen hatten.

Unter den Augen der Anleger

Künftig soll Facebook auf allen Endgeräten wie PC, Smartphone oder Tablet gleich aussehen. Die Nutzer bekommen zudem auch mehr Möglichkeiten, die angebotenen Informationen zu filtern. So sollen sich Nutzer zum Beispiel mit wenigen Handgriffen alle Nachrichten aller Bekannten anzeigen lassen können oder diese Auswahl nur auf die von besonders engen Freunden beschränken. Daneben lassen sich künftig auch Neuigkeiten zu bestimmten Themen wie Musik, Spiele, Sport oder Kino selektiv anwählen. Facebook will damit seinen Nutzern ein Mittel in die Hand geben, gegen die allgemein drohende Informations-Überflutung vorzugehen.

Facebook
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Der Nachrichtenstrom soll stärker auf die Interessen eines Nutzers und seiner Freunde zugeschnitten werden, betonte Chefdesignerin Julie Zhuo. Im Musikbereich werden zum Beispiel Informationen über die Lieblingsmusiker hervorgehoben, oder auch die Songs, die Facebook-Freunde hören. "Wir sind ein Container für die Inhalte der Nutzer", sagte Software-Entwickler Chris Struhar. Deshalb müsse Facebook dafür sorgen, dass die Mitglieder den größten Nutzen von den Informationen bekommen.

Sensible Operation

Aus der Sicht des Unternehmens - und seiner Investoren an der Börse - muss es dagegen in erster Linie darum gehen, möglichst viele Nutzer möglichst lange im Netzwerk zu halten. Nur so lassen sich ausreichend werberelevante Inhalte platzieren, in deren Umfeld Unternehmen oder andere zahlende Facebook-Kunden ihre Online-Inserate möglichst zielgruppengenau platzieren können.

Anzeigenerlöse machen den Großteil der Einnahmen des mit mehr als einer Milliarde Nutzern weltgrößten Online-Netzwerks aus. Auch nach dem Börsengang im vergangenen Mai hat das Unternehmen noch immer mit Zweifeln an seinem Geschäftsmodell zu kämpfen.

Die Änderungen würden "sehr langsam" in den kommenden Wochen umgesetzt, sagte Zuckerberg. Die neue Ansicht solle schrittweise weltweit eingeführt werden. Facebook wolle dabei sehr vorsichtig vorgehen. Es heißt, die Nutzer sollten sich auf einige Wartezeit einstellen. Zuckerberg hatte bereits im Januar angekündigt, der Newsfeed soll stärker auf Fotos, Videos und relevante Werbung zugeschnitten werden.

Bloß nicht die Nutzer verärgern

Facebook versucht einen schwierigen Spagat: Das Unternehmen muss Geld mit Werbung verdienen, kann es sich aber auch nicht leisten, seine Nutzer zu verärgern. Auslöser für den Umbau des Newsfeeds ist letztlich das Abwandern der Facebook-Mitglieder auf Smartphone und Tablets. Auf dem großen Computer-Display fällt es den Online-Vermarktern leichter, genügend Werbeflächen einzublenden, ohne dass die Nutzer sich davon gestört fühlen.

Auf den kleineren Bildschirmen der mobilen Geräte müssen die Anzeigen aber direkt in den Nachrichtenstrom integriert werden. Dazu gehören im Fall von Facebook auch bezahlte Einträge, die den nicht-kommerziellen Nutzerbeiträgen recht ähnlich sehen.

Facebook verkündete bereits, dass Nutzer solche Werbung zuletzt häufiger anklicken. Deshalb tauchte diese Form der Online-Werbeanzeige bereits auch in der Desktop-Version auf und dürfte nun mit der Angleichung des Designs überall öfters vorkommen.

Bei der halbstündigen Präsentation der neuen Facebook-Version ließen die Unternehmensvertreter die heikle Frage mit der Werbung zunächst weitgehend außen vor. Zumindest im Zuge der Online-Liveübertragung wollte der Konzern dazu auch keine Fragen zulassen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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