Lieber Sparbuch statt Aktien? Falsche Sicherheit kostet bares Geld
06.08.2014, 10:29 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Den meisten Deutschen sind Aktien einfach zu riskant – sie bevorzugen das Sparbuch oder Bundesanleihen. Diese vermeintliche Sicherheit müssen Anleger aber teuer bezahlen. Einen rentierlichen Mittelweg bieten Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern.
Aktien? Nein danke! Ende 2013 hielten noch 8,9 Millionen Deutsche Aktien oder Aktienfonds. Das waren gerade einmal 13,8 Prozent der über 14-jährigen. Laut dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) ging die Zahl der Aktien-Investoren 2013 sogar um 600.000 zurück. Der Grund sind schlechte Erfahrungen vor allem mit Aktienfonds. Im Klartext: Ein Großteil der Deutschen mag bei der Kapitalanlage keine Risiken. Die jüngste Korrektur dürfte diese Abneigung erneut verstärkt haben.
Tatsächlich sind die Aktienmärkte alleine seit der Jahrtausendwende drei Mal schwer gecrasht - also circa alle fünf Jahre. Dabei wird häufig übersehen, dass es jedes Mal nur wenige Jahre dauerte, bis Dax und Co. ihre Rückschläge wieder aufgeholt haben. Ganz klar: Risiken sind relativ. Drei Crashs in weniger als 15 Jahren sind nicht einfach auszuhalten. Betrachtet man aber Zehnjahreszeiträume, sind Aktien meistens gestiegen.
Lieber auf Nummer sicher

Michael Piesche ist bei der Unikat Vermögensverwaltung als Prokurist für die Kundenbetreuung, das Portfolio- und Risikomanagement sowie das Research zuständig. www.unikat-finanz.de
Statt in Aktien zu investieren, bunkert das Gros der Bundesbürger sein Geld lieber cash oder auf dem Sparbuch. Ende 2013 beliefen sich alleine Bargeld und Sichteinlagen, also Bankguthaben ohne Laufzeit oder Kündigungsfrist, in Deutschland auf 1116 Mrd. Euro. Dabei sind die Festgeldkonten nicht einmal mit eingerechnet. Diese vermeintliche Sicherheit kostet aber bares Geld. Bei einer Verzinsung von null bis 0,3 Prozent und einer Inflationsrate von 1,5 Prozent bedeuten entsprechende Anlagen vor allem einen sicheren Vermögensverlust. Unter Einbeziehung von Bankgebühren und Steuern verfügen 10000 Euro beim derzeitigen Zinsniveau auf einem Sparbuch nach zehn Jahren nur noch über eine Kaufkraft von deutlich weniger als 9000 Euro.
Kaum besser sieht es bei Staatsanleihen aus. Deutsche Bundesanleihen rentierten zwar im ersten Halbjahr 2014 besser als der Dax (was selten genug vorkommt). Der Kursanstieg beutete aber, dass die Renditen noch einmal gefallen sind. Deutsche Bunds werfen pro Jahr nur noch zwischen 0,3 Prozent bei fünfjähriger Laufzeit (WKN 113538) und 1,1 Prozent bei zehnjähriger Laufzeit (WKN 110235) ab. Auch das liegt unterhalb der Inflationsrate und bedeutet damit vor allem einen sicheren Vermögensverlust. Unternehmensanleihen guter bis mittelguter Bonität werfen kaum mehr ab. Beispielsweise rentiert ein Bond von HeidelbergCement (WKN A1C90N) gerade einmal mit 2,6 Prozent pro Jahr, eine ThyssenKrupp (WKN A1R08U) bringt es nur auf 2,1Prozent per annum.
Dazu kommt ein nicht unerhebliches Zinsänderungsrisiko. Steigt die Inflation, steigen auch die Zinsen und die entsprechenden Anleihekurse fallen ins Minus. In den USA stiegen im Juni die Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahr bereits um 2,1 Prozent. In Europa hinkt zwar das Wirtschaftswachstum dem in den Vereinigten Staaten hinterher. Aber auch hier dürfte die Teuerungsrate wieder anziehen, wenn die Konjunktur an Fahrt gewinnt.
Viele klassische europäische, aber auch internationale Rentenfonds werben mit zum Teil sehr guten Ergebnissen für sich. Diese stammen aber aus der Vergangenheit. Entscheidend ist immer der Blick nach vorne und nicht der in den Rückspiegel. Nur was bringt die Zukunft? Hier erweist sich die sogenannte Rückzahlungsrendite aller im Depot befindlichen Wertpapiere als guter Indikator. Die Rückzahlungsrendite gibt an, welche effektive Rendite ein Anleger erzielt, wenn er das Wertpapier bis zum Laufzeitende hält. Sie umfasst also sowohl Zinszahlungen als auch Kursgewinne und –verluste. Bei den meisten herkömmlichen Rentenfonds liegt der Wert irgendwo zwischen 1,5 und drei Prozent. Auch damit ist kaum Staat zu machen.
EM-Bonds als Alternative
Eine Alternative stellen Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern dar. Hier liegt die Rückzahlungsrendite meist noch zwischen 5,5 und 6,5 Prozent pro Jahr. Da die Analyse und Bewertung der einzelnen Emissionen viel Zeit und Erfahrung voraussetzt, sind vor allem breit streuende und aktiv gemanagte Fonds zu empfehlen. Beispielsweise erzielt der Espa Bond Emerging Markets Corporate (WKN A0M0XC) seit Jahren einen kontinuierlichen Wertzuwachs bei ausgesprochen geringen Schwankungen (Volatilität 1 Jahr: 4,08 Prozent). Selbst im Jahr 2011, als die internationalen Aktienmärkte kräftig einknickten, legte der auf Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern fokussierte Fonds um rund fünf Prozent zu. Der Espa Bond Emerging Markets Corporate ist zurzeit vor allem in Lateinamerika und in Osteuropa engagiert. In der Regel sichert der Fonds die Wechselkursrisiken ab.
Der Pictet Emerging Local Currency (WKN A0ML2E) investiert dagegen in Corporate Bonds in lokalen Währungen. Damit ist der Fonds eher für etwas risikobereitere Anleger geeignet, die tendenziell auf eine Abwertung des Euro setzen, für die es durchaus gute Gründe gibt.
Beide Fonds stellen als Beimischung eine strategisch sinnvolle Alternative zu Bundes- und herkömmlichen Unternehmensanleihen dar. Dem Sparbuch sind sie allemal vorzuziehen.
Disclaimer
Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Unikat Vermögensverwaltung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Unikat Vermögensverwaltung gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben.
Quelle: ntv.de