US-Konjunktur braucht Hilfe Fed tastet Leitzins nicht an
22.06.2011, 18:52 UhrAngesichts der lahmenden Wirtschaft bleibt die US-Notenbank Fed ihrer Politik der extrem niedrigen Zinsen treu. Daran werde sich auch für geraume Zeit nichts ändern, betont Fed-Chef Bernanke. Allerdings lässt die Notenbank ein 600 Milliarden Dollar schweres Programm, mit dem die Konjunktur gestützt wird, auslaufen.
Trotz des langsamen US-Wirtschaftswachstums nimmt die Notenbank Fed den Fuß vom Gas. Sie beschloss auf ihrer Zinssitzung, ihr 600 Mrd. Dollar schweres Bond-Ankaufprogramm zur Stützung der Konjunktur wie geplant Ende des Monats auslaufen zu lassen. Zugleich bleibt der Leitzins jedoch mit null bis 0,25 Prozent weiter ultraniedrig. Daran wird sich auch für "geraume Zeit" nichts ändern, wie die Notenbanker um Fed-Chef Ben Bernanke den von den Schuldenkrisen in den USA und Europa in Atem gehaltenen Märkten signalisierten. Die Fed erwartet, dass die schleppende Erholung "in den kommenden Quartalen" mehr Fahrt aufnehmen wird.
Die Aktienmärkte reagierten mit leichten Kursaufschlägen auf die Stellungnahme der Fed und auch der Dollar konnte etwas zulegen. Allerdings räumte der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss ein, dass er die Stärke des Aufschwungs zuletzt überschätzt hat: "Die Erholung setzt sich mit einem gemäßigten Tempo fort, wenn auch mit einer etwas langsamerem Gangart als vom Ausschuss erwartet."
Die Inflation im Blick
Auch wenn mit dem Auslaufen des im November gestarteten Staatsanleihen-Ankaufprogramms der große Strom des billigen Geldes nun versiegt, so wagt die Fed doch keinen kalten Entzug für die an Krisenhilfen der Notenbank gewöhnte Finanzwirtschaft. Die Fed hält nämlich ihre Bilanzsumme vorerst stabil: Das heißt, auslaufende Bonds werden durch den Ankauf neuer Papiere ersetzt. Damit dürften nach Ansicht von Experten immerhin noch zehn bis 20 Mrd. Dollar pro Monat in die Wirtschaft gepumpt werden. Zugleich hält sich die Notenbank die Option offen, bei Bedarf nachzusteuern sowie "Umfang und Zusammensetzung" des von ihr gehaltenen Wertpapier-Portfolios anzupassen.
Die längerfristigen Inflationserwartungen sieht die Notenbank weiterhin fest verankert, auch wenn sich die Lebenshaltungskosten zuletzt im Sog der gestiegenen Ölpreise erhöht haben. Dennoch will die Fed die Entwicklung weiter mit "großer Aufmerksamkeit" beobachten.
Konjunktur schwächelt
Die enttäuschend ausgefallene Konjunkturerholung veranlasste die Fed, ihren Konjunkturausblick nach unten zu korrigieren. Für 2011 werde nunmehr ein Wachstum zwischen 2,7 und 2,9 Prozent erwartet, teilte Bernanke mit. Im April war noch ein Wachstum von 3,1 bis 3,3 Prozent vorausgesagt worden - im Januar lag die Prognose sogar noch bei zwischen 3,4 und 3,9 Prozent.
Auch für das kommende Jahr ist der Fed-Ausblick nun ein wenig pessimistischer als bisher. Die Konjunktur werde zwischen 3,3 und 3,7 Prozent zulegen - statt wie bisher angenommen zwischen 3,5 und 4,2 Prozent.
Die Arbeitslosenquote dürfte sich nach Ansicht der Notenbanker im laufenden Jahr zwischen 8,6 und 8,9 Prozent einpendeln. Im April hatte die Fed noch eine Spanne zwischen 8,4 und 8,7 Prozent erwartet. Zuletzt lag die Quote bei 9,1 Prozent.
Auch wegen dieser trüben Aussichten am Jobmarkt denkt die Fed vorerst nicht an eine Zinswende und stellt den Banken noch für geraume zeit Geld praktisch zum Nulltarif bereit. Sie soll gemäß ihrem Mandat neben stabilen Preisen auch Vollbeschäftigung fördern. Die Notenbank setzt trotz der enttäuschenden Entwicklung am Jobmarkt darauf, dass sich die Lage schrittweise bessert.
Quelle: ntv.de, rts