Ackermann sieht fragile Lage Finanzkrise nicht überstanden
12.10.2009, 20:50 Uhr
Josef Ackermann
(Foto: dpa)
Der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bank, Josef Ackermann, hat die Lage an den Finanzmärkten als weiterhin fragil bezeichnet. Angesichts der Dramatik der vergangenen zwölf Monate hätte wohl kaum einer erwartet, mit welcher Geschwindigkeit sich die Stimmung an den Märkten ändern würde, sagte Ackermann bei einer Konferenz der Schmalenbach-Gesellschaft in Frankfurt am Main.
Der Pessimismus und die Unsicherheit jener Tage seien einer insgesamt gefassteren Grundstimmung gewichen. "Dennoch sollten wir uns bewusst machen, dass die Lage sowohl in der Finanz- als auch Realwirtschaft weiter fragil bleibt."
Möge mit Blick auf Abschreibungen auf Wertpapiere und Leveraged Loans dank der Stabilisierung der Märkte das Schlimmste überstanden sein, so gelte dies nur bedingt mit Blick auf die Kreditausfälle, sagte Ackermann. "Die Welle der Unternehmensinsolvenzen, die Rückwirkungen höherer Arbeitslosigkeit auf die Kreditbücher - all das liegt noch vor, nicht hinter den Banken."
Im Kapitalmanagement habe sich eine solide Eigenkapitalausstattung als von überragender Bedeutung erwiesen, fügte Ackermann hinzu.
Sorge um Europas Banken
Wie Ackermann weiter sagte, droht Europa bei der Konsolidierung der Banken den Anschluss zu verpassen. Während die USA und China die Krise nutzten, um große leistungsfähige Institute zu formen, könnte Europa langfristig das Nachsehen haben, sagte er.
"In den USA sind aus Fusionen im Zuge der Krise starke, kompetitive Großbanken entstanden, die nach der Wiederbelebung der US-Wirtschaft auch international eine größere Rolle spielen werden", sagte Ackermann. Zugleich hätten sich - hierzulande weitgehend unbemerkt - Banken aus China unter die führenden Institute der Welt geschoben. Ihr Anteil an der Marktkapitalisierung der größten 25 Banken auf dem Globus sei mittlerweile auf mehr als ein Viertel gestiegen und damit nicht mehr weit von dem guten Drittel entfernt, das europäische Banken beitragen.
Die Deutsche Bank wolle bei diesem Prozess nicht untätig zusehen. Die Stärkung der eigenen Position im Heimatmarkt Deutschland gehört zu den Prioritäten des Instituts. Aber auch in Asien will die Deutsche Bank expandieren. Sein Institut habe alle Chancen, das Geschäft in Asien auszubauen und wolle diese auch nutzen, sagte Ackermann. Das Retailgeschäft solle insbesondere in Indien ausgebaut werden, fügte er hinzu. In China soll die Expansion über eine Beteiligung erfolgen.
Quelle: ntv.de, wne/DJ