Deutschland und Schweiz einigen sich Fluglärm-Streit beigelegt
02.07.2012, 20:20 UhrNach jahrelangem Streit über die Lärmbelastung durch den Flughafen Zürich finden Deutschland und die Schweiz eine Lösung. Für die betroffenen Anwohner wird es morgens früher laut – und abends früher stiller.

Eine Maschine der Swissair fliegt am Kirchturm in Hohentengen (Landkreis Waldshut) vorbei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschland und die Schweiz haben sich auf einen Fluglärm-Staatsvertrag geeinigt, der die Flüge des Airports Zürich neu regelt. Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Bern verzichtet Deutschland auf eine zahlenmäßige Begrenzung der Anflüge über deutsches Gebiet. Zudem dürfen die ersten Flugzeuge morgens bereits ab 6.30 Uhr und nicht erst ab 7.00 Uhr über Deutschland anfliegen.
Im Gegenzug sollen die Einwohner des Südschwarzwaldes am Abend mehr Ruhe haben. Landende Flugzeuge werden drei Stunden früher als bisher über Schweizer Gebiet geleitet. Zudem werden die Flugzeuge weniger Warteschleifen drehen und die Flughöhe wird verdreifacht. Die Folge sei weniger Lärm, hieß es. Die neue Regelung soll spätestens 2020 in Kraft treten. Bis dahin müssen auf dem Zürcher Flughafen neue Pisten gebaut werden.
Beide Seiten geben sich zufrieden
Auf dem Weg nach Zürich fliegen die meisten Maschinen über Süddeutschland. Dort gibt es deshalb seit Jahren Proteste. Zwischendurch hatte Deutschland angedroht, die Zahl der Flugbewegungen von derzeit rund 100.000 pro Jahr einseitig auf 80.000 zu begrenzen. Das hätte die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Flughafens stark eingeschränkt, den auch die Lufthansa-Tochter Swiss als Heimatbasis benutzt.
"Mit der Einigung zerschlagen wir einen dicken Knoten und lösen einen jahrelangen Konflikt mit der Schweiz", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. "Es wird künftig mehr Ruhe über deutschem Himmel geben." Das seit 2003 geltende Nachtflugverbot bleibe erhalten. Die Schweizer Ministerin Doris Leuthard sagte: "Mit diesem Kompromiss können beide Seiten gut leben."
Der Entwurf muss von den Verkehrsministern beider Länder unterzeichnet und danach durch die Parlamente ratifiziert werden. Baden-Württembergs Landesregierung stellte sich hinter die Einigung. "Ich habe mich immer vehement für eine Verhandlungslösung eingesetzt. Ich bin erfreut, dass diese nun gelungen ist", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts