Wirtschaft

"Märchen der Grünen" Foodwatch zerreißt Özdemirs "Bio-Nischenplan"

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Landwirtschaftsminister Özdemir während seiner Sommertour bei der Begehung einer Alm.

Landwirtschaftsminister Özdemir während seiner Sommertour bei der Begehung einer Alm.

(Foto: picture alliance / photothek)

Landwirtschaftsminister Özdemir will gesunde Ernährung fördern und dafür Bio-Produkten zum Aufschwung verhelfen. Während der WWF gute Ansätze erkennt, ätzt die Verbraucherorganisation Foodwatch gegen das Vorhaben. Sie prophezeit der Bio-Branche keine große Zukunft.

Bundesagrarminister Cem Özdemir will den Ausbau des Markts für Bio-Produkte in Deutschland stärker ankurbeln. Das angestrebte Wachstum eröffne der gesamten Lebensmittelwirtschaft zusätzliche Möglichkeiten, sagte der Grünen-Politiker in Berlin.

Ziel der Ampel-Koalition ist, den Anteil der Bio-Landwirtschaft schon bis 2030 auf 30 Prozent der gesamten Agrarfläche auszuweiten. Zuletzt war der Anteil ökologisch bewirtschafteter Felder und Wiesen weiter gestiegen - allerdings nur leicht auf 11,2 Prozent mit Stand Ende 2022. Biologisch arbeiten nun 14,2 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte das 30-Prozent-Ziel als "ein Märchen der Grünen". Geschäftsführer Chris Methmann sagte: "Bio ist und bleibt Nische, und es ist eine Illusion, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird, besonders wegen der anhaltend hohen Lebensmittelpreise." Statt mit wirksamen Gesetzen die gesamte Landwirtschaft nachhaltiger, tierfreundlicher und umweltschonender zu machen, wolle Özdemir mit Werbeplakaten und Aufklärungskampagnen den mickrigen Bio-Markt päppeln.

Eine vom Ministerium vorgelegte Strategie sieht zahlreiche Maßnahmen vor, das ausgegebene Ziel zu erreichen. Dazu gehört verstärkte Bio-Forschung, um Erträge des ökologischen Landbaus zu steigern. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen genauer über Vorteile der Bio-Produktion für den Umwelt- und Tierschutz informiert werden. Ein wichtiger Hebel sollen zudem mehr Bio-Speisen in Kantinen und Restaurants sein. Umwelt- und Verbraucherschützer forderten deutlich weitergehende Maßnahmen.

15 Milliarden Euro Umsatz

Özdemir sagte, Bio sei "ein funktionierendes Geschäftsmodell" mit 15,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022. Es gelte, die 30 Prozent nicht nur in der Produktion, sondern in der ganzen Wertschöpfungskette bis zu den Verbrauchern zu erreichen. Dabei seien 30 Prozent Bio "ein ambitioniertes Ziel". Aber jetzt gebe es einen Fahrplan, damit es Realität werden könne.

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Starten soll an diesem Montag auch eine "Bio-Informationsoffensive" mit Plakaten und Videos. Der Minister betonte mit Blick auf die Bauern: "Niemand muss auf Bio umsteigen." Es sei für Höfe eine Option. Bio-Produktionsweisen seien "ein Innovationstreiber auch für die konventionelle Landwirtschaft". Öko-Landbau wirke zudem inflationshemmend, wenn Preissteigerungen für synthetischen Dünger nicht durchschlügen. Chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind beim ökologischen Landbau tabu.

Die Umweltorganisation WWF erklärte, die Strategie enthalte Schritte in die richtige Richtung, lasse aber Potenziale ungenutzt. So sollte der Bund in allen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung wie Kantinen einen Anteil der Bioprodukte von 30 Prozent bis 2025 und von 50 Prozent bis 2030 gesetzlich verankern und fördern. Fraglich sei zudem, was eine Strategie erreichen könne, die offensichtlich nicht von der gesamten Bundesregierung unterstützt werde.

Özdemir sagte, ihm wäre es natürlich lieber gewesen, wenn es eine Strategie der gesamten Bundesregierung wäre. "Das war leider nicht möglich." Er verwies auf eine ablehnende Haltung des FDP-geführten Forschungsministeriums, weil dieses auch neue Gentechniken in der Strategie habe verankern wollen. Die Bio-Strategie sei aber nicht der Ort dafür. Es gebe einen funktionierenden Markt, in dem dies weder von Herstellern noch Konsumenten gefordert werde, machte Özdemir deutlich. Daher gebe es nun eine Strategie des Ministeriums.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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