"Attraktive Wachstumschancen" Francioni trommelt für Fusion
12.05.2011, 12:36 UhrBei der Deutschen Börse wird trotz Widerstands an den Plänen eines Zusammenschlusses mit der Nyse Euronext festgehalten. Unternehmenschef Francioni verweist auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns auf Synergien.
Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni hat auf der Hauptversammlung nochmals die Vorzüge einer Fusion mit der New Yorker Nyse Euronext angepriesen. "Durch den Zusammenschluss ergeben sich konkrete und unmittelbare finanzielle Vorteile und attraktive Wachstumschancen für Sie, unsere Aktionäre", sagte Francioni in der Frankfurter Jahrhunderthalle.
"Ich glaube, es gibt nur wenig vergleichbare Transaktionen, die derart attraktiv sind", versuchte er die Aktionäre zu überzeugen. Diese durften auf der Hauptversammlung zwar ihre Meinung zu dem geplanten Zusammenschluss kundtun, nicht aber darüber abstimmen.
Auch Andere hätten die Attraktivität eines Zusammenschlusses mit der Nyse erkannt, sagte Francioni. "Nicht umsonst haben sie kurz nach Bekanntgabe unseres Vorhabens versucht, starke Kräfte aufzubieten, um diesen bedeutenden Zusammenschluss zu unterlaufen,", sagte Francioni und fügte hinzu: "Allerdings mit sehr schlechten Erfolgsaussichten, wenn ich das konstatieren darf".
"Attraktive Ausschüttungspolitik"
Die US-Rivalen Nasdaq und ICE wollen die vereinbarte Verschmelzung von Deutscher Börse und Nyse Euronext zum weltgrößten Börsenkonzern verhindern. Sie legten einen eigenen Fusionsvorschlag für die Nyse auf den Tisch und versuchen seitdem, die Nyse-Aktionäre auf ihre Seite zu ziehen. Francioni zeigte sich vor seinen Aktionären angriffslustig: Den von ihm in Aussicht gestellten Synergien bei einem Zusammenschluss stünden "hochgradig spekulative Synergieschätzungen" gegenüber, von denen Nasdaq und ICE selbst sagten, dass sie verifiziert werden müssten.
Francioni wies darauf hin, dass das Rating für die Kreditwürdigkeit der Nasdaq durch eine Übernahme der New Yorker Börse auf "Sub-Investment Grade" sinken dürfte. Damit hätte der US-Rivale seiner Einschätzung nach dann keine Möglichkeit, Dividenden auszuschütten oder in Wachstum zu investieren. Dagegen würden die Aktionäre des neuen Unternehmens aus Deutsche Börse/Nyse an dessen Gewinn "natürlich über eine attraktive Ausschüttungspolitik entsprechend beteiligt". Auch könnte die weltweit führende Stellung des neuen Börsenriesen zu einem höheren Aktienkurs führen, führte Francioni aus.
Stichtag 7. Juli
Kritiker, die befürchten, Entscheidungen würden zukünftig nur noch in New York getroffen, versuchte Francioni zu beruhigen: Auf die Absicherung der Interessen der Deutschen Börse und des Finanzplatzes Frankfurt sei in den Verhandlung allergrößten Wert gelegt worden. Dass die beiden Zentralen des Börsenbetreibers ihren Sitz in Frankfurt und New York haben, sei in der Satzung festgeschrieben. Auch die personelle Besetzung der Führungsorgane der neuen Gesellschaft sei ein Garant für die Berücksichtigung der Interessen der Deutschen Börse und des Finanzplatzes Frankfurt. Die Vereinbarung sei so austariert, dass keine Seite die andere beherrsche, sagte auch Aufsichtsrat-Chef Manfred Gentz.
Am 7. Juli zeigt sich, wer die Aktionäre überzeugt: Dann stimmen die Nyse-Investoren auf einer außerordentlichen Versammlung über das Gebot der Deutschen Börse ab. Mindestens 50 Prozent der Aktionäre müssen die Pläne gutheißen, sonst platzt die Fusion. Von Seiten der Deutsche-Börse-Investoren sind 75 Prozent nötig. Hier ist entscheidend, wie viele Aktien der Deutschen Börse für einen Tausch in Titel der neuen Börsengesellschaft bis zum 13. Juli eingereicht werden.
Francioni gab sich siegessicher: Er sei zuversichtlich, den Zusammenschluss wie geplant Ende 2011 abschließen zu können.
Quelle: ntv.de, rts